Monströse Kunst

Building A Rocket by Mateo
Building A Rocket, 98cm x 47cm

Wenn ihr in den letzten 3 Jahren mal auf dem Flohmarkt am Boxi oder dem jährlichen Kunstmarkt auf der Oberbaumbrücke wart, dann seid ihr womöglich schon mal über seine Kreaturen gestolpert. Sie sind grün, haarig, schleimig und deformiert, aber zugleich auch herzerweichend und auf ihre eigene morbide Art süß. Seien es nun Monster, Roboter oder eigenartige Tiere. Sie alle haben eine Geschichte zu erzählen, festgehalten auf Holzplatten, Fensterrahmen, Straßenschildern und anderen ausrangierten Oberflächen unserer Gesellschaft. Ihr Vater und Schöpfer ist der aus Kalifornien stammende Künstler Mateo. Im Jahre 2004 verschlug es ihn und seine Monster nach Berlin, wo er im letzten Jahr zusammen mit dem befreundeten holländischen Künstler Johan Potma die Galerie Zozoville eröffnete, in der es einige zottelige Gestalten zu sehen gibt.
Für unsere Reihe “Die Macher” sprachen wir mit Mateo über Berlin, Monster und Disney. Mehr Monster, ein paar Fotos und das Interview gibt es im Folgendem.

There goes the Neighborhood by Mateo
There Goes The Neighborhood, 79cm x 80cm

Warum Berlin?

Warum nicht? Ich hatte viel Gutes über Berlin gehört. Das hat mich neugierig gemacht. Der eigentliche Grund für meinen Umzug nach Berlin war jedoch meine Frau, die ich damals in San Francisco kennengelernt habe. Sie ist Deutsche und Ihr Arbeitsvisum für die Staaten war nur noch für ein Jahr gültig. Die einzige Möglichkeit, dass wir weiterhin zusammen sein konnten, war also, ihr nach Berlin zu folgen.

Was ist dein Lieblingsort in Berlin?

Am häufigsten trifft man mich natürlich in der Zozoville Galerie an, während ich an neuen Bildern arbeite. Wenn ich es dennoch mal aus der Galerie raus schaffe, findet man mich auch in netten, gut beleuchteten Cafés in denen man gut zeichnen kann und die idealerweise möglichst lange Öffnungszeiten haben. Mein Lieblingscafe dieser Art ist das St. Oberholz am Rosenthaler Platz. Dort sind immer viele Leute, von denen viele – so wie ich – am arbeiten sind, sei es nun am Laptop oder mit Stift und Papier. Und gutes Essen gibt es dort übrigens auch.
Abgesehen davon gehe ich gerne zu Events und Parties im RAW Tempel in der Revaler Straße. Besonders an lauen Sommerabenden ist das Cassiopeia einen Besuch wert und die SoFa Varieté Shows sind auch sehr zu empfehlen.

Moring Ritual & New Breed by Mateo
The Morning Ritual, 40cm x 80cm; Bewildered, 38cm x 58cm

Würdest du gern mal in einer anderen Stadt leben?

Darüber hab ich definitiv schon nachgedacht. Wobei das Umziehen in eine andere Stadt für einen Künstler ein harter Einschnitt ist, denn es bedarf mehrere Monate oder Jahre, bis man wieder etabliert ist. Berlin war bisher sehr gut zu mir, ich liebe die Leute hier. Sie sind meistens sehr aufrichtig und scheinen was davon zu verstehen, ein gutes Leben zu führen. Darüber hinaus gibt es natürlich auch Eigenschaften von anderen Städten, die mich anziehen. Ich fände es toll am Meer zu wohnen. Ich bin in meiner Kindheit immer von Hügeln und Bergen umgeben gewesen, das vermisse ich etwas im flachen Berlin.

Mateo

Wie kommt es, dass du hauptsächlich kleine Monster zeichnest?

Schon seit ich ein Kind bin male ich Monster. Ich weiß gar nicht genau, warum ich damit angefangen habe. Aber ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich es nie mochte, wenn man mich belehren wollte, wie ein Monster auszusehen hat. Ich wollte nicht vorgeschrieben bekommen, was richtig und was falsch ist, sondern für mich selbst entscheiden.
Heutzutage dienen meine Monster als Metaphern für Ideen und Wahrheiten, die mich beschäftigen. Sie sind meine Schauspieler in kleinen Szenarien, von denen ich hoffe, dass Leute sie wiedererkennen. Es sind Szenen, die einerseits vertraut, doch zugleich auch eigenartig genug sind, um aufzufallen und die Leute zum Nachdenken zu bringen.

Mateo’s Studio at Zozoville Gallery

Hast du jemals in Betracht gezogen als Illustrator für eine große Firma wie Disney oder als Comiczeichner zu arbeiten?

Als Kind war ich süchtig nach Trickfilmen. Als ich mitbekam, dass es Leute gibt, die dafür bezahlt werden, dass sie Trickfilme machen, wurde es sofort mein großer Traum, auch mal solche Filme zu machen. Dieser Traum sollte jedoch bald wieder zerplatzen. Als ich neun Jahre alt war, fuhren meine Eltern mit mir nach Disneyland. Dort besuchten wir auch die Studios, in denen die Disneyfilme animiert wurden. Bis dahin waren Trickfilme für mich immer mit Magie und Spaß verbunden. Doch was ich in diesen Studios sah, war für mich alles andere als Spaß und Zauberei. Es sah verdächtig nach langweiliger Arbeit aus. Hinter großen Glasscheiben konnte man die Zeichner beobachten, wie sie an dem nächsten Disneyfilm arbeiteten. Sie sahen aus wie emsige Zahnräder in einem großen Getriebe ohne jegliche Art von kreativer Freiheit. Ich wollte kein Zahnrad sein, ich wollte kreativen Freiraum. Und da wurde mir klar, dass ich niemals für eine Firma wie Disney arbeiten würde.

Hast du in Berlin bereits die gleiche Popularität wie in San Francisco?

Das ist schwer zu sagen. Popularität ist schwer erfassbar und außerdem ständiger Veränderung unterlegen. Aber meine Kunst wird hier sehr gut aufgenommen und ich fühle mich in Berlin mehr als willkommen.

Zozoville Gallery

Was sind die nächsten großen Projekte auf dem Plan?

Johan Potma und ich haben in unserer Zozoville Galerie eine ganze Reihe von Projekten in der Mache. Zunächst einmal arbeiten wir an qualitativ hochwertigen Produkten, die auf unseren Figuren und Zeichnungen basieren. In Kürze schon wird es unsere Monster auch in Form von Plüschtieren geben. Ebenso haben wir gerade ein Box-Set Portfolio von 18 Bildern im A6 Format fertiggestellt. Und ein Kalender für 2008 ist auch bald erhältlich.

Außerdem arbeiten wir gerade mit ein paar Filmemachern zusammen, die uns dabei helfen werden, unsere Monster zum Leben zu erwecken. Möglicherweise werden die fertigen Filmchen auch auf einem bekannten Fernsehsender zu sehen sein, aber mehr darf ich an dieser Stelle noch nicht verraten.

Bei all den Projekten hoffe ich jedoch, dass ich noch genug Zeit zum Zeichnen finden werde. Zeichnen ist für mich Magie. Und wenn ich mich zu ambitioniert auf meine Pläne stürze, könnte die Magie schnell vergehen und es bleibt nur noch Arbeit. Und davor würde ich mich gern weiterhin bewahren.

Mateo’s stand at the fleamarket at Boxi

Ihr findet Mateo jeden Sonntag auf dem Flohmarkt am Boxi. Seine Zozoville Gallery findet ihr in der Mainzer Str. 12. Alle Bilder dieses Beitrages sind erhältlich in der Galerie. Wenn ihr mehr über Mateo wissen wollt, dann besucht seine Website. Dort gibt es viele Hintergrundinfos, mehr Bilder und Neuigkeiten aus der Welt der kleinen Monster.

Zozoville Gallery

Mainzerstr. 12

10247 Berlin

www.mateo-art.com

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Frank

Author

Frank ist der Gründer und Chefredakteur von iHeartBerlin. Er fotografiert, macht Videos und schreibt Texte - in der Regel über das, was in Berlin gerade abgeht. Seine Vision und Interessen haben iHeartBerlin seit der Gründung in 2007 geformt - und Frank hofft, dass er noch viele weitere Jahre das Beste von Berlin hervorheben wird.