Musikhören mit Acid Pauli

Im Bereich der elektronischen Musik gibt es wohl keinen vielseitigeren Musiker als Acid Pauli. Seine DJ-Sets bieten viel mehr als konventionellen Techno. Das Prinzip von Acid Pauli besteht darin, Musik zusammenzubringen, die eigentlich nicht dafür gemacht war, zusammengebracht zu werden.

Acid Pauli kombiniert, was ihm gefällt. In seinen DJ-Sets erklingen Techno-Tracks, Lieder von Johnny Cash , Reggea-Klassiker, italienische Schlager, Chansons von Serge Gainsbourg, unbekannte ABBA-Lieder und sogar Telefonstreiche von Studio Braun. Kurzum: in der Musik von Acid Pauli gibt es keine Grenzen.

In unserem Interview mit Acid Pauli haben wir über Musik von Nina Hagen, Justin Hinds, The Highlighters und Aloe Blacc gesprochen. Die Antworten nach dem Klick.

Nina Hagen – Du hast den Farbfilm vergessen

Als ich dieses Interview zusagte, dachte ich mir: „Super, endlich mal was anderes. Ein bisschen was zu Madonna, Michael Jackson oder Lady Gaga erzählen, kein Problem für mich als alte Popsau.“

Jetzt sitze ich hier vor zwei unangenehmen Fakten, erstens der Deadline und zweitens der Tatsache, dass ich die meisten dieser Musikstücke noch nie gehört habe, zumindest sagen mir diese Namen hier erstmal nicht besonders viel.

Nina Hagen kenne ich natürlich schon von früher. Aber ähnlich wie etwa bei Falco erlebte ich bewusst nur die Zeit mit, in der dieser (und ebenso Nina) schon sehr erfolgreich war. Seine erste beeindruckende Platte kaufte ich erst vor ein paar Jahren.

Nina Hagen steht noch auf meiner Einkaufsliste, nicht zuletzt wegen einer bestimmten Erinnerung aus meiner Kindheit, in der ich als 9- oder 10-jähriger im Auto des Bruders eines Schulfreundes ein Lied höre, welches mich gleichzeitig extrem verstört und fasziniert. Jahre später kam ich darauf, das kann nur Nina Hagen gewesen sein, und seither freue ich mich auf den Moment, in dem ich das Stück wieder hören und entdecken kann. Bis dahin höre ich dieses geniales Stück Musik und Text.

Justin Hinds & The Dominoes – Over the river

In unserer Jugend war es absolut unmöglich, sich bei schönem Wetter ins Grüne zu begeben ohne von irgendwoher “Buffalo Soldier” und den Rest von “The very best of Bob Marley” zu hören. Damals natürlich nur auf Tape, was bedeutet, dass es nicht einmal den Luxus einer abwechselnden oder zufälligen Reihenfolge gab. Man wusste schon immer beim letzten Akkord, was gleich als nächstes kommt. Das hat natürlich dazu geführt, dass wir in unserem jugendlichen Übermut einfach behaupteten, Reggae wäre die schrecklichste Musik überhaupt.

Nach jahrelangem darüber lustig machen, entdeckten wir aber doch noch, dass Ska und Reggae eigentlich gar nicht so schlecht sind, wenn man nur ein bisschen abseits der Klischees sucht. Zwei meiner Freunde fingen sogar an, auf Partys alte Ska- und Reggae-Singles aufzulegen. Ich glaube seitdem habe ich nicht mehr so viel getanzt, und mit Sicherheit habe ich dort auch schon mal dieses Stück gehört.

The Highlighters band – Funky 16 corners

Als nächstes in unserer Hass-Rangfolge kam eindeutig Funk, das Königreich der Mucker, also dem Schlag Menschen, für die gute Musik gleichbedeutend ist mit der Fähigkeit, möglichst schnell möglichst viele verschiedene Skalen zu spielen. Natürlich hatten wir präinternetalen Landmenschen damals auch nicht unbedingt Zugang zu gut sortierten Plattenläden, und so lernten wir Funk eben als glattproduzierte und langweilige, mit Soli vollgestopfte Musik kennen.

Aber wenn man dann eben so etwas hört wie dieses wahnsinnige Stück, dann versteht man auch sofort die Energie und den Spaß, den die Leute damit hatten und haben. Ich habe es mir sofort gekauft.

Aloe Blacc- I need a dollar

Sorry, aber meinen Dollar habe ich eben für was anderes ausgegeben, obwohl ich deine Stimme schon ganz gern mag…

Acid Pauli – Marvin

Frei nach Bonaparte: „Acid Pauli ist total überbewertet. Er spielt Musik von anderen Leuten, wie jeder DJ eben.“

www.acidpauli.de

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