Dance, Dance Or We Are All Lost!

Da kommt Freude auf: Wim Wenders PINA ist für den Dokumentarfilm-Oscar nominiert.

Obwohl die Oscars für mich kein sicheres Zeichen filmischer Qualität sind, kann ich eine gewisse Neugier an jenen Filmen, die es auf die kurze Liste geschafft haben, nicht leugnen – und PINA hätte die Auszeichnung sogar durchaus verdient. Diese Woche geht es also um PINA und weitere Dokumentationen, die sich mit dem Thema Tanz beschäftigen. Mehr dazu nach dem Klick.

Eigentlich wollten die berühmte Choreographin Pina Bausch und der deutsche Star-Regisseur Wim Wenders einen gemeinsamen Film machen. Nach dem plötzlichen Tod Pina Bauschs 2009 lag das Projekt folglich erst einmal brach. Glücklicherweise entschied sich Wenders dennoch dazu. den Film zu realisieren und entwickelte mit den internationalen Tänzern von Bauschs Wuppertaler Truppe PINA.

An unterschiedlichen Orten der Industriestadt im Ruhrgebiet inszenieren die Tänzer Szenen aus Bauschs Stücken. Wuppertal wird zum Bühnenbild, und in Form ihrer Heimatstadt ist Pina Bausch so noch präsenter. Stücke und Tänze sind pure Leidenschaft, sie zeigen Verzweifelung, Liebe, Erschütterung, Erfolg und ziehen einen in ihren Bann. Obwohl weder Geschichte noch Narration  vorkommen, entwickelt PINA eine Spannung, die nicht als reine Schaulust abgetan werden sollte. Der Tanzfilm wird zu einem Thriller der Bewegungen, und die Zuschauer sind in ständiger Anspannung, was als nächstes kommen mag.

Die Entscheidung, den Film in 3D zu drehen und ihn nur in dieser Form vorzuführen, schien mir stimmig. Leider war PINA mein erster 3D-Film, und ich habe mich wesentlich mehr auf den Effekt – der bei schnellen Bewegungen nicht wirklich ausgereift ist – als auf den Film konzentriert. So ist dies meine einzige Kritik: Der Film kann genug, er braucht keine dritte Dimension, die davon ablenkt.

Tanzträume (R: Anne Linsel, Rainer Hoffmann, D 2010)

Hier kann man Pina Bausch live erleben; bei den Proben zum Stück Kontakhof mit 40 Schülern und Schülerinnen. Der Film zeigt Interviews und Proben und beschreibt den Prozess, den die Schüler durchlaufen, die Erfahrungen die sie hierbei machen und gibt Einblicke in die alltägliche Arbeit von Pina Bausch.

La Danse (R: Frederick Wiseman, USA 2010)

Frederick Wiseman ist ein berühmter Vertreter des direct cinema. Die Dokumentarfilmtheorie fordert ausschließliche Beobachtung, kein Eingreifen ins Geschehen, keinerlei Inszenierung während oder nach den Dreharbeiten. Die Kamera soll nur dolkumentieren, was vor der Linse geschieht. So wirken diese Filme auf den ersten Blick wie reine Dokumente, durch die Auswahl der Bildausschnitte, Szenen und nicht zuletzt der Schnittfolge konstruieren sie aber sehr wohl. Wiseman ist ein Meister seiner Zunft, und er hat für La Danse das Ballett der französischen Staatsoper in Paris gefilmt und wunderbar still inszeniert. Ohne viele Worte erzählt der Film von den Proben, Aufnahmeprüfungen und Aufführungen der berühmten Kompanie. Auch nach den über zwei Stunden, die der Film dauert, hätte ich den Ballerinas noch stundenlang zuschauen können.

Crazy Horse (R: Frederick Wiseman, USA 2011)

Nach La Danse hatte Wiseman anscheinend weder vom Tanz noch von Paris genug, also änderte er lediglich das Metier – indem er beides filmte. Das Crazy Horse ist einer der besten Stripclubs der Welt, und hier tanzen zu dürfen, ist ein Privileg. Wiseman zeigt auch hier die Proben, die Vorbereitungen des Gästeraums, die Anfertigung der Kostüme und alles, was vor der atemberaubenden Live-Show passiert. Crazy Horse ist nicht ganz so lang wie La Danse, aber mindestens genauso sehenswert.

Rythm is it! (R: Thomas Grube, Enrique Sánchez Lansch, D 2004)

„You can change your life in a dance class!“, sagt der Choreograph Royston Maldoom zu den Schülern und Schülerinnen von Berliner „Problemschulen“. Er und Sir Simon Rattle, Dirigent der Berliner Philharmoniker, arbeiten mit den Jugendlichen an einer Performance, die ihnen Spass bringen und vor allem aber neue Perspektiven eröffnen soll. Der Film begleitet das Projekt, interviewt die Kinder und Leiter und zeigt wie die Aktion Selbstbewusstein weckt und die Jugendlichen neuen Mut schöpfen.

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