Jennifer in the Woods

Ich schaue eigentlich nie Fantasy Filme! Und obwohl Der Herr der Ringe, Twilight und die Harry Potter Filme einen in den vergangenen Jahren fast verfolgt haben, habe ich mich erfolgreich gewehrt zahllose Stunden in Zauberwäldern oder Hexeninternaten zu verbringen.

Gerade kam Die Tribute von Panem in die Kinos und wurde mit einem grässlichen Poster beworben. Eine in Flammen stehende Brosche und ein Mädchen mit einem flammenden Pfeil. Fantasy Fans wurde bei diesem Anblick vielleicht warm ums Herz, mich liess das Poster völlig kalt.

Dennoch habe ich am Samstag Abend 142 Minuten in Panems Wäldern verbracht und dabei der Hauptfigur Katniss Everdeen nicht lediglich zugeschaut, sondern regelrecht mit ihr gefiebert, gezittert und gelitten.

Was war passiert?

Winter’s Bone (R: Debra Granik, USA 2010)

Bevor Jennifer Lawrence die Heldin in Die Tribute von Panem spielte, übernahm sie im Drama Winter’s Bone die Hauptrolle. Hier strich sie als Ree durch die Wälder, jedoch in gänzlich anderem und furchtbar realem Kontext. Debra Graniks Film bewegt sich im Milieu der wohl untersten Schicht der amerikanischen Landbevölkerung. Die Familien leben von der Hand in den Mund und als Rees Vater Jessup verschwindet, bleibt sie allein mit ihren kleinen Geschwistern und depressiven Mutter zurück. Um ihr Haus vor der Pfändung zu retten, muss Jessup bei der Polizei erscheinen und so begibt sich die Tochter unerschrocken auf die Suche nach ihrem Vaters und taucht dabei tief in den Sumpf ihrer eigenen Familie ein.

Anfang letzten Jahres war dieser waghalsige Independent Film in den Kinos. Jennifer Lawrence wurde für ihre grandiose Performance hoch gelobt (u.a. mit einer Oscar Nominierung). Sie spielte die starke Tochter so fein nuanciert und wunderbar unerschrocken, dass man während ihren Leinwandpräsenz nicht zu blinzeln wagte.

Durch Winter’s Bone war ich also ein Fan von Jennifer Lawrence und nachdem ich überschwängliches Lob für ihre Arbeit an Die Tribute von Panem gelesen hatte, war klar: den Film will ich sehen.

Die Tribute von Panem (R: Gary Ross, USA 2012)

Panem ist ein gespaltenes Land. Es gibt 12 arme Arbeiter Regionen und eine reiche Hauptstadt. Nach einer gescheiterten Revolution wurden die jährlichen ‚Hunger Spiele’ eingeführt. Hierbei muss jede Region einen Jungen und ein Mädchen für ein Spiel opfern, dessen Sieger auch sein einziger Überlebender ist. Inszeniert und manipuliert werden die Spiele zum Entertainment der Hauptstädter. Diese bejubeln das alljährliche Spektakel bei Champagner und Häppchen, während die Bewohner der Regionen mit hungrigen Bäuchen um ihre Kinder bangen.

Lawrence spielt Katniss Everdeen, die sich freiwillig meldet an den Spielen teilzunehmen um ihre kleine Schwester Prim vor diesem Schicksal zu bewahren. Zusammen mit Peeta Mellark (Josh Hutcherson) muss Katniss erst zum Training und dann zum Überlebenskampf in den Wald. Dabei kämpfen die Kandidaten nicht nur um ihr Leben, sondern auch um die Gunst der Zuschauer, denn so bekommen sie Sponsoren, die wiederum das Überleben erleichtern.

Es ist ein perverses Fantasy-Spiel in dem sich unsere reale Gesellschaft in Teilen wiederzuspiegeln scheint. Immer wieder werden die Schwächen von Gruppen oder Einzelnen instrumentalisiert und zum Amüsement oder der Unterhaltung anderer medial ausgeschlachtet. Die Schaulust überwiegt dabei teilweise dem Gewissen und so könnte der Vorschlag von Katniss’ Freund Gale: “Wenn es keiner guckt, dann haben sie auch keine Sendung“ durchaus auch an reale TV-Programme gerichtet sein.

Die Tribute von Panem sind der erste Teil der gleichnamigen Bestseller Trilogie von Suzanne Collins und ich freue mich schon auf Teil 2 (für Ende 2013 angekündigt) und Teil 3…

Read this article in English.

<a href="https://www.iheartberlin.de/de/author/lia/" target="_self">Lia</a>

Lia

Author