Musikhören mit Mittekill

Nach einer durchgefeierten Nacht steht man im Morgengrauen auf dem Balkon, raucht eine letzte Zigarete und denkt darüber nach, was man in den vergangenen Stunden alles angestellt hat – das ist die Situation, zu der Mittekill den Soundtrack liefert. Die Band vereint elektronische Musik, Synthie 80er-Pop und Deutschrock, dazu gibt es eigenartige Texte im Stil von Peter Licht. Wichtiges Detail zu Bandgründer Friedrich Greiling: In seiner Jugend spielte der heutige Sänger und Produzent in einer Punkband mit dem großartigen Namen “Pimmelgebimmel”. Vor kurzem ist jedenfalls Mittekills drittes Album All but bored, weak and old erschienen.

In unserem Interview mit Mittekill haben wir über Musik von Iggy Pop, Sóley, Apparat und Madonna gesprochen. Mehr nach dem Klick.

Iggy Pop – Nightclubbing

Iggy Pop – Nightclubbing by deimmunization

Iggy Pop fand ich teilweise gut, aber nie so heiß, wie er rüberkommt. Er vermittelt mir ein sehr masochistisches Gefühl von Punk. Bei dem Song höre ich Peaches sehr stark, oder irre ich mich? Die haben doch auch ein Lied zusammen gemacht, nicht? Das Video fand ich lustig.

Außerdem bemerke ich in letzter Zeit, dass ich doch schon länger in Berlin lebe. Vor ungefähr 1.500 Tagen, als wir noch auf Steve Morells Berlin Insane Festival oder auf Conny Oppers Geburtstag im White Trash gespielt haben, hätte die Musik auf mich sicherlich viel mystischer gewirkt, da sie zu der Zeit nicht zuletzt auch durch eben genannte Personen noch mal eine Renaissance im Berliner Nachtleben gefeiert hat.

Sturm und Drang in der Stadt und auch in mir. Ausgehen, entdecken, ausprobieren. Schön war´s.

Das hab ich damals rauf- und runtergehört: this. Ich muss mal wieder im King Kong Klub aufschlagen und -legen.

Sóley – The sun is going down (Rocque& Waslewski Edit)

Sóley – The sun is going down (Rocque & Waslewski Edit) FREE DOWNLOAD by Rocque & Waslewski

Der Beat is fat, der Beat is fat. Ist auch Stimming-inspiriert mit seinen subtil komprimierten Claps, oder? Wie machen die das alle nur? Ich will das auch können! Und wer sind denn jetzt Rocque & Waslewski schon wieder, und warum müssen sich die vielen “Techno”-Producer mit irgendwelchen Nachnamen versehen? Wo sind die fantastischen Künstlernamen hin? Ächz.

So in etwa spiele ich jedenfalls auch immer gern Klavier: Akkorde und Bass. Jedenfalls gefällt mir so was eigentlich sehr, weil es in der Regel einfach, schön, süß und luftig ist, aber dies ist mir leider einen eitlen Tacken zu süß. Die Frauenstimme hab ich doch auch schon irgendwo gehört…Bodi Bill?

Jetzt besprech ich hier andererleuts Platten und hasse doch die Intro so dafür.

Apparat – Ash/Black Veil

Apparat – Ash/Black Veil by Mute UK

Ich kenne sein melancholisches Gesicht gut. Von den großen Plakaten und Magazinen. Seine Musik kenne ich bei weitem nicht so gut, obwohl ich ein paar Mal versucht habe, sie mit nach Hause zu nehmen. Ich verstehe nicht wirklich, was er singt, aber ich verstehe generell englische Texte kaum. Die Musik würde ich einerseits mit einem Knarf Rellöm-Zitat beschreiben: Traurig ist eben schick. Nein, das wäre wohl ein Fehler.

Andererseits würde ich den Film lieber sehen, zu dem die Musik sicherlich gut passt: Der/die geliebte ProtagonistIn hat mit aller Kraft und Hoffnung gekämpft, erlag aber nach langer Zeit trotz einer kurzen und wundersamen Besserungsphase an der todbringenden Krankheit. Bei Filmen, wo dann solche Musik einsetzt, sitze ich zum Schluchzen auf jeden Fall in der ersten Kinoreihe. Hab ich jetzt so verstanden.

Madonna – Girl Gone Wild

Madonna “Girl Gone Wild” by igapromotion

Oh Frau. Natürlich: hops – der Zug ist ein leichtes, da springen wir auch noch drauf. Mein Freund Pastor Leumund und ich schrauben beizeiten an einem Projekt namens Antibiotika. Leumund singt und will immer nur Autotune & Co auf seine linken Dada-Texte bügeln, weil er neulich mal wieder Radio und somit nichts als autogetunete Gesänge gehört hat. Nun also ein bisschen Guetta, oä. Mit Madonna gehts mir wie mit Iggy Pop, aber mein Lieblingslied von Abba hat sie mir nicht versaut, muss ich sagen. Fand ick durch die Hintertür supi. Überhaupt ist Madonna auf jeden Fall immer sinnvoll. Sicherlich. Emanzipatorisch gesehen.t…

Mittekill – Italian Superdisco Funkrok

Italian Superdisco Funkrok by Mittekill

Hehe. Ja, das passt eigentlich gut in die Auswahl. Hans Nieswandt – wen wundert´s evtl. – fand den auch gut. Komischer Track, oder? Hab ich mir an einem Sommernachmittag aus dem Ärmel gewuschelt. Auch wenn es NuDisco und dergleichen gibt, wüsste ich aber nicht, ob den irgendwer irgendwie irgendwo irgendwann in ein DJ-Set einbauen könnte. Muss man auch nicht.

Ich erinnere mich noch gut an das Spreekind-Schiff, auf dem wir 2009 zum Record Release spielten. Tolle Stimmung, als der Bass zum ersten Mal reinwuppte. Süß!

Ich mag den Track immer noch und hoffe nicht, dass mein Mittekill-Drummer Sven mir irgendwann sagt, dass das so ein Lied sei, das “SCHLECHT GEALTERT” wäre. Das wäre bei der Nummer schon richtig traurig, da “Würde” von vornherein nicht seine herausragendste Eigenschaft ist. Denn und aber: Don´t take it serious, we hadfun!

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