50 Jahre großartige Filme

Wie viele Filme hast du heute schon geschaut? Gibt es einen, den du empfehlen kannst? Was schaust du als nächstes? Das ist ganz klar „Festival-Talk“. Momentan findet dieser in Wien statt, wo gerade die 50. Viennale stattfindet.

Die Viennale war das erste Film Festival, das ich je besucht habe und bis heute ist es jenes, welches ich am liebsten mag. Das liegt wohl am Zusammenspiel vieler Faktoren. Zum Beispiel habe ich in Wien Film studiert und so war das Festival natürlich immer ein Highlight des Jahres. Nicht nur, weil dort tolle Filme gezeigt wurden, sondern auch weil es vermochte Wien wirklich zu verändern. Wenn man in Wien lebt, war es einfach unmöglich nicht mitzubekommen, dass die Viennale gerade lief. Das Gartenbaukino platzte aus allen Nähten, plötzlich gab es neue Party-Locations und jeden Abend gab es irgendetwas zu tun…

Wie alle Festivals zeigt die Viennale natürlich hauptsächlich brandneue Filme und so konnte ich es immer kaum erwarten endlich das Programm in die Finger zu bekommen. Das habe ich dann studiert und Filme umkringelt oder angekreuzt, bevor ich dann nach Schauspielern, Regisseuren oder auch Synopsen und Bildern Tickets gekauft habe. Meine Selektion fühlte sich dabei meist recht willkürlich an – und war dies wahrscheinlich auch – aber dennoch habe ich fast immer nur großartige Filme gesehen. Deswegen finde ich es besonders schade in diesem Jahr nicht dort zu sein, denn eigentlich habe ich das Festival jährlich mit einem neuen Lieblingsfilm verlassen!

Mein filmisches Highlight des Jahres muss ich nun also andernorts finden, aber ich dachte ich blicke einmal zurück auf die großartigen Filme, die mir die Viennale vorgestellt hat. Die meisten davon habe ich hier wahrscheinlich bereits einmal erwähnt, aber ich denke Lieblingsfilme dürfen auch gut und gerne häufiger vorkommen!

Drive (R: Nicolas Winding Refn, US 2011)

Ryan Gosling ist der Fahrer. Der namenlose Protagonist arbeitet tagsüber in einer Autowerkstatt oder als Stuntmen und wird nachts zum Fahrer bei Überfällen oder Raub. Er ist introvertiert und ruhig, beginnt sich aber etwas zu öffnen, als er sich in seine Nachbarin Irene (Carey Mulligan) verliebt. Als Irenes Mann wiederkommt steigert der Film sein Tempo, nur um dieses – in genau den richtigen Momenten – wieder zu drosseln. Dinge laufen schief, der Fahrer bekommt Schwierigkeiten und als er um sein Leben und Irenes Sicherheit kämpft sehen wir auf einmal was in ihm steckt. Refn erzählt diese Geschickte in Action Manier, behandelt seine Protagonisten aber mit wesentlich mehr Respekt und Empathie als es solche Filme in der Regel verstehen. Details sind wichtig, für dieses Genre untypische Emotionen werden abgerufen und die Musik ergänzt perfekt.

Bis heute habe ich noch niemanden gesprochen, der den Film nicht auch liebt!

Flight of the red balloon (R: Hsiao-hsien Hou, F 2007)

Meine Begleitung konnte meine Tränen nach diesem langsamen Drama, erst gar nicht verstehen. Eine hektische Mutter (Juliette Binoche) und ein geduldiges Au-pair kümmern sich um den kleinen Simon und seinen roten Ballon. Meine Interpretation des faszinierten Kinderblicks hat meine Begleitung dann doch noch zum Fan des Films gemacht, und wenn eine Plastiktüte im Wind schwebt oder die Sonne besonders glitzert, denken wir beide an diesen Film und halten einen Moment inne.

4 Months, 3 Weeks and 2 Days (R: Cristian Munglu, RO 2007)

Dank der zwei Hauptpreise bei den Filmfestspielen in Cannes hatte die Viennale keine Probleme das riesige Gartenbaukino bis auf den letzten Platz zu füllen. Als der Film begann, wurde es mucksmäuschenstill und auch beim Abspann regte sich nichts. Regelrecht festgefroren war das Publikum und wir brauchten mehrere Drinks um wieder über anderes als die Frage, wann ein Freundschaftsdienst zu groß ist, sprechen zu können.

Read this article in English.

<a href="https://www.iheartberlin.de/de/author/lia/" target="_self">Lia</a>

Lia

Author