Interview: Christian Vance & Claire Morgan

Aussies lieben Techno und Aussies lieben Berlin. Zwei von ihnen leben hier nicht nur weil das Bier billig ist. Über Dj Fetische und warum Australier von unserer Stadt begeistert sind im Interview mit den australischen DJs Christian Vance aus Melbourne und Claire Morgan aus Sydney. Beide spielen Freitag bei der Goon Of Fortune Party im Backyard.

Christian, seit wann lebst du in Berlin?

Eigentlich so richtig erst seit letzten August. Ich war aber über die letzten sechs Jahre immer mal wieder hier. Jedoch nie im Winter.

Claire: Auch seit letztem Sommer.

Wie unterscheidet sich das Leben hier von dem in Australien?

Christian: Naja, also gerade jetzt ist es natürlich das Wetter. Ich war kürzlich drüben um ein paar Gigs zu spielen und meine Familie zu besuchen und habe mich auf den deutschen Frühling nach meiner Rückkehr gefreut. Pustekuchen, schau es Dir an! Was für ein beschissenes Wetter (in flüssigem Deutsch).

Claire: Hm, ich bin so viel gereist, in Berlin hört man auch mal die Musik anderer Artists und man trägt hier viele viele Schichten von Pullis…

Welche Unterschiede gibt es hinsichtlich des Nachtlebens in Melbourne und Sydney, verglichen mit Berlin?

Claire: Also Berlin ist einfach eine Non-Stop Attacke der besten Künstler in dem Business und zwar jede Nacht der Woche. Ales ist international, die Einheimischen mischen sich mit den Touris und sind einfach ein wenig sanfter in ihren Partygewohnheiten. Sydney hingegen ist sehr schnell und irgendwie wütend, die Leute sind gebräunt und gesund aber total durchgeknallt und die Part sind eher heftig. In Berlin kann man halt immer weggehen, da läuft alles etwas gesitteter ab. In beiden Städten gibt es viel, worauf man stolz sein kann.

Christian: Naja, Berlin ist wirklich die Welthauptstadt wenn es ums Partyleben geht, insbesondere für das was die Leute als Underground Music bezeichnen. Melbourne hat auch einige wirklich gute Parties, aber nur wenige im Vergleich, ein paar im Monat oder so. Die weltweite Szene für die Musik die ich mache hat sich annähernd homogenisiert, die Trends die beispielsweise in Berlin entstehen findet man kurze Zeit später auch in Melbourne wieder. Das liegt natürlich am Internet. Für ihr jeweiliges Land sind beide Städte die kulturellen und kreativen Zentren. An sich sind beide Städte sehr ähnlich, nur dass man in Berlin an jedem Tag der Woche die Nacht zum Tag machen kann, wenn man möchte.

Wie Willkommen ist ein Dj aus Australien hier in Berlin?

Christian: Wirklich interessante Frage. Also die meisten hatten vorher sicher irgendwelche Bekanntschaften aus der Musikindustrie, die bereits in Berlin leben. Das hilft natürlich sehr bei der Eingewöhnung. Allgemein würde ich aber sagen: Sehr Willkommen.

Claire: ich habe immer das Gefühl, die Leute verdrehen die Augen und denken: „Oh Gott, nicht noch ein Dj haha.“

Und welche Clubs mögen Australier in Berlin?

Claire: Berghain und Panorama Bar natürlich. Und Club der Visionäre und das About:Blank, da stehen sie auch drauf.

Christian: Eigentlich alle, wirklich! Jeden Sommer ist mein Newsfeed voll von Aussies mit Berliner Ausgehgeschichten.

Warum kommt man als Australier hierher und warum bleiben viele gleich hier? Also ehrlich, es ist doch kalt und garstig;)

Claire: Berlin ist so ziemlich das genaue Gegenteil von dem was wir gewohnt sind. Es ist billig, ein wenig schmuddelig, voll mit Graffiti, hat eine lange Geschichte, die überall sichtbar ist und Kultur. Es ist voll mit Künstlern, die es sich leisten könne hier zu leben und ihrer Kunst auch nachzugehen. Es kann schwer sein, eine gute Mahlzeit zu finde, aber das Bier ist sehr billig. Bier ist den Aussies immer sehr wichtig.

Christian: Das liegt daran, dass insbesondere junge Australier sich für ein Visum bewerben können, was ihnen ermöglicht, 12 Monate hier zu arbeiten. Viele mögen Berlin wegen des Vibes. Viele Kreative versuchen es auch mit dem Artist-Visa und bleiben dann noch länger. Mal abgesehen vom Hype ist es doch ein schöner Ort wenn Du auf all diese Dinge stehst, die Berlin zu bieten hat. Musik, Kunst, Nachtleben und für manche ist sogar die Kälte und der Schnee eine Art Abenteuer.

Berichtet uns doch einmal ein wenig über Euer Label und Dj Leben. Was hat sich für Euch geändert seit Ihr in Berlin seid?

Christian: Nun, das ist interessant, denn ich kam nicht vordergründig wegen der elektronischen Musik hierher sonder aus verschiedenen Gründen. Für einen Australier ist es absolut fantastisch, in ein Flugzeug zu steigen und innerhalb einer Stunde in einem anderen Land zu sein. Das ist bei uns ja gar nicht möglich, wir erreichen höchstens mal Singapur innerhalb von 8 Stunden. Das ist dann schon attraktiv hier für uns. Toll ist auch, dass Freunde von überall au der Welt mal in Berlin vorbei kommen, um hier zu spielen. Es fühlt sich an, als würde alles hier viel schneller entstehen als in Australien, die ganze Interaktion, neue Ideen. Ich wünsche mir, dass bald sehr viele Berliner hören wollen, was ich durch meine Musik sagen möchte. Ich möchte das wirklich alles teilen, das ist großartig.

Claire: ich habe vorher ständig aufgelegt, ununterbrochen, sogar am letzten Tag bevor ich losgefahren bin. Hier war es dann an der Zeit, einfach mal durchzuatmen, Europa zu sehen und die ganze Kreativität aufzusaugen, die einen hier umgibt. Es ist natürlich erst einmal überall schwierig, aber ich habe mein Zeug rüberschiffen lassen, Ihr werdet mich also nicht mehr so schnell los ( lacht) .

Welche Musik wird von Euch selbst bevorzugt?

Christian: Hm, das ist jetzt schwer zu beantworten. Ich habe Techno und House seit den 90ern gespielt und mein Hang zu Chicago und Detroit wird wahrscheinlich nie sterben. Das höre und spiele ich noch immer sehr viel. Manchmal mische ich auch ein paar Aussie 80er Synth Tracks runter, ist ein Fetisch von mir.

Claire: Also House and Techno, old and new stuff, Detroit, Chicago, NYC, die ganze UK Scene, hat sie aber schon immer. Ich variiere da sehr viel.

Gibt es da einen typisch australischen Sound?

Claire: Ich habe den nie gehabt, seit ich hier bin höre ich selbst nur noch Berliner Sachen.

Christian: Da gibt es richtig gute Sachen im Moment , ziemlich deeper House und Disco bis hin zu den dub lastigeren Sounds z.B. von meinem Homie Craig McWhinney. Wir betreiben unser Label Haul Music mit einem anderen, Mike Callander. Dieses Spektrum nutze ich definitiv wen ich spiele.

Wo habt Ihr hier bislang gespielt?

Cristian: Im Tresor, im Chalet für die Away Party, letzte Woche im Prince Charles und jetzt am Samstag im Backyard. Es gibt wirklich gute Clubs in Berlin.

Claire: Ich habe eher in anderen Städten gespielt, war viel in der Tschechei wo ich überrascht war, wie dankbar die Leute sind und auf die Musik abgehen und bald spiele ich in Istanbul, worauf ich mich sehr freue. In Berlin war die beste Party bisher die Unter Freundinnen Party, die von einer Gruppe sehr lieber Leute veranstaltet wird.

Und jetzt sagt uns doch noch : Warum sollten die verwöhnten Berliner am Samstag zu Goon Of Fortune im Backyard kommen?

Claire: Weil wir Euch Killer Musik spielen werden und außerdem „teach you wearing the Cheezels on your fingers“ ( nachschlagen Leute ).

Christian: Because it is better than a poke in the eye with a blunt stick ( das magst Du sicher nachschlagen ). Ach ja, und weil wir in Vorfreude auf den Sommer und seine Backyard Barbeques eine Portion Aussie Sonnenschein nach Berlin bringen werden, ist doch klar!

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