Charmant – Mademoiselle Populaire

Filme heute sind nicht mehr wie sie einmal waren.  Aber nicht nur das Medium hat sich weiterentwickelt (es hat den Ton und die Farbe dazugewonnen) sondern auch die Dramaturgien haben sich stark verändert. So waren Filme in den 50er Jahren  häufig von einer patriarchalen Weltanschauung geprägt. Die Männer hielten die Zepter in der Hand, waren -egal in welchem Genre- die großen Helden und die Damen rungen mit Schönheit, Witz und Charme um ihre Gunst. Heute sind die Frauen emanzipiert haben ihren eigenen Kopf und die Herren sind teils ebenso weich gezeichnet, wie es früher nur den weiblichen Figuren vorbehalten war. Generell haben alle Charaktere heute wesentlich mehr Tiefe als zu Beginn des Films oder eben auch noch in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts.

Diese Entwicklung geht natürlich mit einer gesamtgesellschaftlichen Veränderung einher. Umso verwunderlicher ist es, wenn ein Film aus dem Jahr 2013 daher kommt, als sei er aus den 1950ern entsprungen. Jetzt könnte man meinen, ich sei entrüstet, bin ich aber überhaupt nicht. Ich bin vielmehr überrascht, amüsiert und fast ein bisschen beeindruckt.

Mademoiselle Populaire erzählt die Geschichte von Rose (Deborah Francois) und Louie (Romain Duris). Wir schreiben das Jahr 1958 und Rose ist Anfang 20. Sie arbeitet im Laden ihres Vaters in einem kleinen Dorf, träumt aber von der großen Stadt. Heimlich bringt sie sich nachts das Maschineschreiben bei und bewirbt sich dann als Sekretärin bei einem Louie. Sie bekommt den Job auf Probe, ist aber wahrlich keine große Hilfe und so kann sie sich nur retten, weil der gute Mann meint sie könne für ihn die Weltmeisterschaft im Maschineschreiben gewinnen. Es beginnt also eine lange Lernphase in der sich die beiden natürlich annähern. Sie ist ehrgeizig und frech, er gutaussehend und einfühlsam. Es ist eben eine Geschichte wie sie Audrey Hepburn hätte spielen können. Der Film zieht diese Referenzen auf vergangene Dramaturgien durch und wird so überspitzt, dass eine eigene Art Humor entsteht. Irgendwie nimmt er einen mit auf eine beschwingte Reise in die Welt von Schreibmaschinen, Wettbewerben und kreischenden Frauen – anscheinend war ein schnell tippendes Mädchen damals wie ein Superstar.

Mademoiselle Populaire ist keine große Kinokunst, aber ein erheiternder Film und eine Hommage an ein lange vergangenes Kino, das doch durchaus seine Vorzüge hat.

Mademoiselle Populaire (R: Régis Roinsard, F 2012)

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