The Berlin Experts: Arne Eberle

Für die dritte Ausgabe unserer Interviewserie The Berlin Experts sprachen wir mit Arne Eberle, Gründer der Mode-Agentur Arne Eberle Press+Sales und Herausgeber des Œ Magazine. Seit vielen Jahren unterstützt er die talentiertesten deutschen Designer, glaubt an ihre Kreativität und präsentiert ihre Kollektionen nicht nur auf der Berliner Fashion Week, sondern auch auf internationalen Modemessen. Eines der Highlights seines Schaffens in Berlin ist der Collect Showroom für zeitgenössische Mode, die ultimative Plattform um die Qualität, Fähigkeit und Coolness lokaler Designer zu fördern. Nach dem Klick mehr zu seinen Gedanken über Berlin und seine ständig wachsenden Modeszene.

Im Jahr 2010 hast du den Collect Showroom gegründet. Wie kamst du auf diese Idee?

Zu dem damaligen Zeitpunkt präsentierten noch keine der jungen Berliner Labels ihre Kollektionen in einem Showroom für Einkäufer. Die großen Messen stellten sich als zu teuer und eine unpassende Umgebung für sie heraus, so dass die meisten von ihnen am Ende alleine in ihren eigenen Studios saßen und nur wenigen Einkäufer empfingen. Unsere Idee bestand darin, einen starken und interessanten Showroom anzubieten, der mehr Menschen anzieht und dadurch den Besuchswert erhöht. Da in jeder Saison immer mehr Veranstaltungen auftauchten und die Zeitpläne immer enger wurden, war es eine logische Konsequenz einen Multi-Label-Showroom aufzubauen.

Der Collect Showroom kann als eine exklusive Auswahl von neuen und etablierten deutschen Designern angesehen werden. Wie selektierst du die Labels? Gibt es spezielle Kriterien?

Im Allgemeinen gibt es keine besonderen Kriterien. Wir suchen Labels mit einem gewissen Gefühl für Stil und einer modernen Coolness. Am Ende müssen wir auch die Produkte mögen, aber wir sind sehr aufgeschlossen in allen Richtungen, mögen es sowhl elegant, als auch sportlich oder avant-garde, solange wir davon überzeugt sind.

Was unterscheidet den Collect Showroom von anderen Mode-Events in Berlin?

Wir haben ein sehr selektives Portfolio und unser Ziel besteht nicht darin, zu einer großen Messe zu wachsen. Für größere Showrooms und Messen besteht immer die Notwendigkeit, ihre riesigen Räume zu füllen und davon zu profitieren, was meistens auf Kosten der Qualität geht, denn am Ende werden freie Plätze einfach mit Kompromissen gefüllt. Das wird in unserem kleinen Showroom nie passieren.

Seit 2011 bist du auch Herausgeber und Chefredakteur des ΠMagazines. Wie reflektiert das Magazin deine Interessen an der Berliner Mode?

Berlin ist voller interessanter Designern und es war schon zu Beginn meiner Arbeit als Agent immer eines meiner wichtigsten Ziele,  diese Szene zu unterstützen und weiter zu entwickeln. Das Magazin ist ein perfektes Instrument um die deutsche Mode auf einem hohen Niveau zu unterstützen. Alle, die sich daran beteiligen und die darin gezeigt werden, haben etwas davon. Wir haben eine Menge toller Händler in der ganzen Welt und können dadurch unsere Vision leicht verbreiten.

Welche sind die Stärke und Grenzen der Berliner Mode?

Unsere Stärke besteht darin, dass wir eine große Auswahl und Vielfalt von sehr begabten Designern in Berlin haben. In Bezug auf die Fashion Week zeigt sich unsere Stärke dadurch, dass Berlin ein Wachstumsmarkt ist, der sich gerade sehr gut weiterentwickelt, auch wenn er zur Zeit noch ziemlich klein im Vergleich zu Hauptmärkten wie Paris ist. Während Paris in den vergangenen Jahren rezessiv geworden ist, ist Berlin weiterhin am Wachsen, was sich meines Erachtens nach auch in den kommenden Saisons so verhalten wird.

Aus meiner Sicht ist die größte Einschränkung für Berliner Designer, dass noch nicht viele deutsche Geschäfte diese Labels verkaufen. Auch wenn durch die Berlin Fashion Week die Wahrnehmung der Berliner Mode stark zugenommen hat und es mehr Geschäfte gibt, die ihre Kollektionen einkaufen, ist die Wachstumsphase noch nicht abgeschlossen und muss weiter verbessert werden. Wenn man andere Länder anschaut, merkt man, dass dort junge, lokale Designern viel mehr geschätzt und unterstützt werden, und das soll auch unser Ziel sein!

Deutsche Designer scheinen auf den internationalen Märkten immer noch unterrepräsentiert zu sein. Ist der Berliner Showroom, den du vor kurzem in Paris veranstaltet hast, der Versuch diesen Zustand zu ändern?

Meiner Meinung nach sind deutsche Designer auf dem internationalen Markt keineswegs unterrepräsentiert. Wenn ich zum Beispiel unsere Labels Boessert/Schorn, Maiami und Reality Studio mit Labels wie Stine Goya oder Minimarket vergleiche, haben diese eine ähnliche Menge von internationale Einzelhändlern. Der einzige große Unterschied besteht darin, dass ein Label wie Stine Goya mehr als 40 Geschäfte in ihrem kleinen Heimatland Dänemark hat, wo nur 5 Millionen Menschen leben. In Deutschland, mit einer Bevölkerung von 80 Millionen, haben wir nicht mal zehn Geschäfte mit einem dieser 3 deutschen Labels.

Was gefällt dir an deiner Arbeit am besten?

Das ist schwer zu beantworten! Ich liebe meinen Job. Ich reise viel. Ich treffe viele interessante Menschen. Aber am Ende ist es das Beste erfolgreiche und zufriedenstellende Ergebnisse zu sehen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Berlin Showroom, den wir für den Senat von Berlin auf der Paris Fashion Week erfolgreich umgesetzt haben, oder auch jede neue, fertige Ausgabe unseres Œ Magazines.

Was würdest du einem Jungdesigners raten, der gerade erst in Berlin angefangen hat?

Es ist immer gut Erfahrungen zu sammeln, bevor man sein eigenes Unternehmen gründet. Ein Geschäftspartner, der einen in den eigenen Fähigkeiten sinnvoll ergänzt, kann sehr von Vorteil sein. Am Ende ist es am wichtigsten eine sehr starke Vision zu haben, die Fähigkeiten diese Vision umzusetzen, aber auch in der Lage zu sein sich anzupassen um zum Erfolg zu kommen.

www.arneeberle.de

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