Masse – Alptraumtänze im Berghain

Fotos: Bettina Stöß

Mir wird jedes Mal beinahe schlecht, wenn ich lese, wie klassische Medien (Tageszeitungen) über Berliner Clubkultur und insbesondere über das Berghain schreiben. So auch, als ich mir die Kritiken zu der neuen Kooperation zwischen dem Staatsballett Berlin und dem Berghain durchlas. Ich finde an der Kooperation überhaupt nichts Schockierendes oder Aufsehenerregendes. Beide Institutionen schaffen es seit langer Zeit, diese Stadt für guten Tanz zu begeistern. Warum sollten sie also nicht auch gut zusammenarbeiten? Meine Eindrücke von dieser gemeinsamen Produktion nach dem Klick.

Das Konzept ist einfach, jedoch schlüssig. Auf der Grundlage von Musikstücken von Henrik Schwarz, Marcel Dettmann & Frank Wiedemann und DIN (Efdemin & Marcel Fengler) haben drei Staatsballett Choreographen auf dem Thema “Masse” zeitgenössischen Tanzstücke erstellt. Die Bühne wurde vom zeitgenössischen Künstler Norbert Binksy gestaltet. Wobei der Raum auch ohne Bühnenbild eine ganz beindruckende Ausdruckskraft besitzt. Der dreiteilige Abend wirkt durch die mehreren Pausen wie eine Ansammlung an Tanzfragmenten. Teilweise wünscht man sich nicht immer wieder aus der Konzentration des Zuschauens aussteigen zu müssen. Auch hätte ich mir mehr Stimmungen als das Spektrum melancholisch bis düster gewünscht. Vielleicht aber auch nur weil es sehr vorhersehbar war, dass die Tanzstücke (wenn schon im Berghain) düster sein würden. Eigentlich schade, dass man die Chance auf was vollkommen Unerwartetes dadurch hat verstreichen lassen.

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Der Höhepunkt des Abends ist sicherlich der letzte Teil. Nicht nur ist der Track von Herik Schwarz am mitreißendsten, das Ensemble des dritten Teils schafft es, die artifizielle Ballettkörpersprache mit zeitgenössischen Bewegungsformen harmonisch zu kombinieren. Insgesamt haben aber alle drei Teile überzeugt und konnten das Publikum für sich begeistern. Daher ist es sicherlich schade, dass die Produktion so schnell komplett ausverkauft war. Hoffentlich wird es in der nächsten Spielzeit eine Wiederaufnahme geben.


MASSE

www.staatsballett-berlin.de

berghain.de

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Claudio

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