Ju Innerhofer veröffentlicht Buch über die Bar 25

Ju Innerhofer, Foto: mediaconsult.tv

Nach dem Film Tage außerhalb der Zeit bekommt die Bar 25 nun auch ein literarisches Denkmal: Vor wenigen Tagen erschien Ju Innerhofers Erzählung Die Bar. Die Autorin hat selbst drei Jahre lang in Berliner Clubs gearbeitet und schildert darin ihre Erfahrungen. Mehr nach dem Klick.

Das Buch beginnt mit einer Erklärung: „Dies ist kein Tatsachenbericht, sondern ein fiktionaler Text. Weder haben sich die Geschehnisse so in der Realität zugetragen, noch handelt es sich bei den Schauplätzen – insbesondere bei der Bar – um eine Beschreibung real existierender Orte.“ Das kann eigentlich nur ein Scherz sein. Denn schon nach wenigen Seiten wird klar: bei dem im Buch sehr genau beschriebenen Club handelt es sich ganz eindeutig um die Bar 25 – was für eine Überraschung bei dem Titel (zudem hat das Buch zufällig 25 Kapitel). Ein paar kleine Details wurden geändert (die Bar in der Erzählung liegt an einem See, nicht an der Spree, aus der berühmten Wodkarutsche wurde eine Rumrutsche etc.), aber sonst ist alles ganz genau so, wie es in der Holzmarktstraße 25 war. Und genau darin liegt auch die Stärke des Buches: Ju Innerhofers äußerst detaillierte und realitätsgetreue Beschreibung lässt die Bar 25 vor dem inneren Auge des Lesers wiederauferstehen. Erinnerungen werden wachgerufen, wenn einzelne Partys wie der Geburtstag oder das Closing geschildert werden.

In der reportagehaften Erzählweise liegt aber auch genau die Schwäche des Buches. Ein literarisches Meisterwerk ist Die Bar nicht. Eine wirklich Handlung ist kaum vorhanden. Die Protagonistin geht eine Saison lang ihrer Arbeit als Barkeeperin nach, meist im Backstagebereich des Clubs, und natürlich feiert sie kräftig mit. Als ein Freund von ihr erkrankt, kommen ihr Zweifel an dem Lebensstil. Es ist eine Geschichte von Lebensfreude und Verlust, eine Geschichte vom Aufeinanderprallen von Parallelwelt und Realität. Wirkliche Spannung kommt dabei nicht auf, die einzelnen Kapitel sind in der Abfolge mehr oder weniger austauschbar.

Auch stilistisch hat die Erzählung nicht viel zu bieten. Zum einen sind da die vielen Allgemeinplätze; Phrasen, die man einfach schon zu oft gehört und an anderer Stelle gelesen hat: „In Scharen strömen Feiernde aus der ganzen Welt nach Berlin, um dort abzutauchen in eine Welt des Hedonismus, die kaum woanders in dieser Form geboten wird.“ Desweiteren wimmelt es von Anglizismen, die ich persönlich ziemlich nervig finde: „Langsam glaube ich, er ist wirklich nur mir zuliebe hier. Smile.“ Oder: „Uhren mag ich nicht. Ich trage seit meinem Abi keine mehr. It’s a kind of freedom.“

Oft kommt es zu Fremdscham: „Mit wehendem Haar, roten Lippen und meiner Tom-Ford-Brille schwebe ich durch die Menge“, heißt es gleich am Anfang. Vieles klingt selbstgefällig und angeberisch und kann gut dazu dienen, alte Vorurteile über die Bar 25 zu bestätigen: „Uff, jetzt weiß ich, was ich an meiner kleinen Backstage-Bar hinten habe. Abgebrühter, druffer, bewusster, intenser, anders. Bei mir gibt es wenig Touristen, nur Profi-Partygeher.“

Insgesamt lebt die Erzählung von dem Ruf der Bar 25. Trotz aller Schwächen ist es schön, sich durch dieses Buch daran zu erinnern.

www.metrolit.de/programm/belletristik/die-bar

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