Nachtleben Berlin 1974 bis heute – so lautet der wenig phantasievolle Titel eines großartigen Bildbandes, der die Geschichte des Feierns in Berlin erzählt. Eine Vorschau gibt es nach dem Klick.
Das Buch beginnt mit Punk in West-Berlin. Wir sehen: Christiane F. beim Tequila-Trinken, David Bowies transsexuelle Liebhaberin Romy Haag, Kippenberger und Ratten-Jenny (die Punkerin, die ihn ziemlich übel verprügelt hat), Nick Cave, Marc Brandenburg als jungen Mann mit rotem Haar, Rio Reiser, Blixa Bargeld und viele andere.
Man sieht, wie Punk immer mehr verschwindet und dafür Techno aufkommt (und dabei viel vom Punk übernimmt). Das Großartige an diesem Buch ist gerade, dass der Schwerpunkt auf Underground-Kultur liegt. Es ist eher ein Buch über Punk und Techno als ein Buch über die langweilig “Parties” der Reichen und Berühmten.
Mehr als ein Bildband – in diesem Buch gibt es auch viel zu lesen: Texte von Veteranen des Nachtlebens wie Westbam, Christiane Rösinger und vielen anderen. Absoluter Höhepunkt: Anton Waldts brillante und unglaublich witzige Beschreibung von Techno in den frühen 90ern (darin auch das großartige Marusha-Zitat “Es gibt keinen Underground, es gibt keinen Overground, es gibt nur noch Ground.”)
Von den Bildern in diesem Buch geht ein ganz besonderer Charme aus. Es handelt sich gerade nicht um glamouröse Promotion-Bilder, sondern vielmehr um spontane und intime Schnappschüsse, die einem das Gefühl geben, sich ein sehr seltsames und unglaublich faszinierendes Familienalbum anzusehen. Und jetzt raus, feiern.
Wolfgang Farkas, Stefanie Seidl, Heiko Zwirner (Hrsg.): Nachtleben Berlin 1974 bis heute
304 Seiten
36 EUR
Photos: 1) Blixa Bargeld auf boot by Ilse Ruppert. 2) Clubparty by Stefanie Seidl 1976. 3) Sven Väth Loveparade 1992 by Ben de Biel. 4) Chromapark im E-Werk 1995 by Kay Itting. 5) Platz vorm Tresor Sonntagmorgen nach der Loveparade by Christian von Steffelin. 6) Photo: Ritter Butzke by Ben de Biel.
