Die Bart Monologe: Milan

Die Idee mit dem Bart entspricht eigentlich der Natur der Sache. Bärte sind eine der wenigen, äußerlich sichtbar verbliebenen Ausdruckszeichen zum Urzustand des Menschen. Ich selbst bin überzeugter Bartträger, weil er eben dazu gehört zu mir. Angefangen hat das im Prinzip vor 5 Jahren auf einer Reise nach Peru, während der mein Bart lang und länger wurde. Ich wurde zum „ alemán con barba“, zum bärtigen Deutschen, und sammelte auf den alten Stätten der Inka die Sonnenenergie auf.

Beard Monologues: Milan

Die letzten zwei Jahre verbrachte ich in Spanien und habe mich dem Studium der Fischerei gewidmet. Entgegen des landläufigen Bildes haben die meisten Fischer heutzutage aber keine Bärte mehr oder lassen maximal einen 3 Tage Bart zu. Ich habe eher festgestellt, dass die Wissenschaftler, die sich über die Fischerei den Kopf zerbrechen, sich darüber einen Bart wachsen lassen. Der einzige Fischer, der bärtig war, war gleichzeitig Wissenschaftler und hat mit seinem Fang Daten gesammelt.

Trotzdem fühlte ich mich dort in bester Gesellschaft.

The Beard Monologues: Milan

Natürlich gibt es dieses romantisierte Bild eines alten Fischers, der am Hafen sitzt und gemütlich seine Pfeife raucht. Der Bart des Fischers ist gleichsam ein Symbol für den Kampf gegen und die Verbundenheit mit der Natur. Auf den langen Fangreisen war ein tüchtiges Aussehen, vor allem der Kapitäne, wichtig für seine Durchsetzungsfähigkeit an Bord. Außerdem für das Bezirzen der Meerjungfrauen.

Bärte zeugen für mich von Erfahrung und von Wissen.

Beard Monologues: Milan

Ich möchte behaupten, dass die spanische Bartkultur ein sehr eingeschränktes Nischendasein führt, dass zum Beispiel von der italienischen in den Schatten gestellt wird. In Berlin fiel mir nach meiner Rückkehr auf, dass die zahlreich emigrierten Spanier und Italiener genau dieser Beobachtung entsprechen.

Auf den Bildern kann man den Eindruck gewinnen, dass ich mich im Netz verfangen hätte. Und irgendwie habe ich das auch und fühle mich mit der Fischerei verbandelt. Mittlerweile arbeite ich im Fischereimanagement – meinen Bart behalte ich mir bei.

Interview & Fotos: Alicia Kassebohm

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Alicia Kassebohm ist freie Fotografin und Kommunikationsdesignstudentin am Institude of Design in Berlin. Letztes Jahr hat sie den 3. Platz beim Deutschen Jugendfotopreis belegt. Für iHeartBerlin spricht Alicia mit interessanten Männern über ihre prächtigen Bärte. Wenn du selbst für eines ihrer  außergewöhnlichen Bartportraits fotografiert werden möchtest, dann melde dich bei ihr unter a.kassebohm@me.com.

Mehr zu ihrer Arbeit auf: www.aliciaka.com

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