The Ghosts – Chinesische Akrobatik trifft auf zeitgenössischen Tanz

Foto: Anna Agliardi

“Made in China” steht groß auf dem neuen Tanz-Theaterstück “The Ghosts” von Costanza Macras an der Schaubühne. Anstatt wie sonst auf ein starkes Ensemble zu setzen, stehen diesmal drei chinesische junge Akrobatinnen und deren Lebensgeschichte im Mittelpunkt dieses ungewöhnlichen Stückes. Constanza Macras unternimmt in The Ghosts eine künstlerische Annäherung an die Volksrepublik China über eine soziale Randgruppe: Zirkusartisten. Es scheint, als seien die Akrobat*innen, welche einst Ruhm und Ehre für ihr Land erlangten, in Vergessenheit geraten und von der chinesischen Gesellschaft ausrangiert worden, auch wenn viele von ihnen noch sehr jung sind.

Besonders gut gefallen hat mir an dieser Inszenierung die (vielleicht unbeabsichtigte) Manipulation des Publikums. Selten hab ich erlebt wie ein Theaterpublikum was sicherlich niemals gut heißen würde minderjährige, malträtierte Darsteller lebensgefährliche Kunststücke allein zu deren Vergnügen aufführen zu lassen, sich im Rahmen des “dokumentarischen” Theaters durchaus zu Szenenapplaus nach den Kunststückchen hinreißen ließ. Dies beweist, wie einfach es ist, Sachverhalte durch Dekontextualisierung mit anderen Wertmodellen zu beladen. Demnach werden vom Publikum die Zirkusakte der Kinder als wertvolle Kunst betrachtet, da sie auf einmal dazu dienen uns Berliner zum Nachdenken anzuregen über die Ungerechtigkeit auf dieser Welt (ach wirklich?). Ob es euch mit dem Stück ähnlich geht, könnt ihr heute noch selbst erleben. Mehr Impressionen nach dem Klick.

Alle Fotos: Anna Agliardi

Read this article in English.

<a href="https://www.iheartberlin.de/de/author/cr/" target="_self">Claudio</a>

Claudio

Author