The Berlin Experts: Give Something Back to Berlin

Fotos: Kalle Kuikkaniemi

In unserer Zeit wird es immer wichtiger, dass wir alle an einem Strang ziehen und egal woher man kommt – Menschlichkeit steht an erster Stelle! Für unsere nächste Ausgabe der “Berlin Experts” haben wir die Macher von Give Something Back to Berlin interviewt, einer Plattform, die sich mit einer Vielzahl an sozialen Projekten in Berlin engagiert. Das Schöne dabei ist, dass Jeder mitmachen kann und so seiner Stadt Berlin etwas zurückgeben kann. Schon seit 2012 arbeiten viele fleißige freiwillige Helfer und veranstalten Deutsch-Kurse, kreative Abende, Workshops, Essen und so vieles mehr um verschiedenen Gruppen in der Stadt das Leben zu verschönern. Bereits seit 2013 gibt es auch viele Projekte insbesondere für Flüchtlinge.

Nach dem Klick gibt’s das Interview und einige Eindrücke von der Arbeit bei Give Something Back to Berlin.

Wie kamt ihr auf die Idee Give Something Back to Berlin ins Leben zu rufen?

GSBTB wurde 2012 nach einem spontanem Facebook Post, der viral ging, ins Leben gerufen. In den zwei Jahren nach der offiziellen Gründung, haben wir eine riesige Plattform geschaffen, welche soziales Engagement und Integration in der gesamten Stadt fördert. Wir bringen zwei verschiedene Welten zusammen, welche normalerweise nicht aufeinander treffen und lassen diese für eine bessere Stadt gemeinsam an einem Strang ziehen. Wir ermöglichen es internationalen Wahl-Berlinern sich bei lokalen sozialen Projekten einzubringen und entwickeln neue Netzwerke für mehr Solidarität.

Bevor GSBTB ins Leben gerufen wurde, gab es weder eine Plattform, noch eine echte offline Gemeinschaft, um das Engagement für Menschen, die noch nicht perfekt deutsch sprechen, zu erleichtern. Mit 16 % “Ausländern” in Berlin hat dieses Fehlen einfach keinen Sinn gemacht. Als Migranten haben wir die verschiedensten Fertigkeiten, die Energie und Ideen, welche wir mit unserer Stadt und unserer Nachbarschaft teilen wollen. Unserer Meinung nach sollte es einfach keinen Unterschied machen, was in deiner Geburtsurkunde steht und ob du schon dein ganzes Leben lang, fünf Jahre oder 8 Monate hier lebst: während wir hier sind, sind wir alle Berliner und sollten die Chance bekommen uns engagieren zu können!

Eine coole Plattform für diese Art von sozio-politischem Engagement zu entwickeln, fühlte sich richtig an, weil wir immer wieder fremdenfeindlichen Sprüchen wie ”Spanier sollen nach Hause gehen” , ”Touristen raus” und ähnlichem ausgesetzt wurden. In der Zwischenzeit haben sich nationalistische Ideen und Rassismus wie ein Virus angefangen in ganz Europa zu verbreiten, sodass das Leben von Flüchtlingen, Roma und anderen Migrantengruppen zunehmend schwieriger wurde und ein kaltes, unwillkommenes Gefühl an diese vermittelten.

Migration war schon immer ein großer Teil von Europas, Deutschlands und Berlins Geschichte und so fühlte es sich in so einer Zeit besonders wichtig an, zusammenzukommen und eine positive Lösung für ein schönes Zusammenleben zu entwickeln. Das ist der Grund, warum wir seid 2013 sehr nah mit verschiedenen Flüchtlingsgruppen und -projekten arbeiten, schon lange bevor die Bewegung (und der Medientrend) von ”Flüchtlinge Willkommen”, die wir in letzter Zeit zunehmend mitverfolgen können, angefangen hat.

Wer kann sich in euren Projekten engagieren und warum sollte man das tun?

Etwas für die Gesellschaft zu tun, fühlt sich bestimmt für fast jeden Menschen erfüllend an. Als Neu-Berliner kann es einem auch noch mehr das Gefühl von ”zu Hause” vermitteln, wenn man sich einbringt und weiß, was in deiner neuen Stadt und dem neuen Land so los ist. Natürlich kann jeder unserem Netzwerk und unseren Projekten beitreten, solange man offen dafür ist etwas Gutes zu tun! Es engagieren sich auch sehr viele Deutsche in unseren Projekten. Seid nun zwei Jahren läuft unser Projekt, bei dem Flüchtlingen Deutsch beigebracht wird, bei dem sich viele eifrige Deutschlehrer einbringen und Unterkünfte in der ganzen Stadt unterstützen.

Heute haben wir mehr als 600 freiwillige Helfer aus mehr als 45 Nationalitäten, welche in 60 Projekten in 10 Bezirken Berlins aushelfen – aber es wird auch zunehmend schwieriger diese Zahlen im Auge zu behalten, da sich gerade alles sehr organisch entwickelt und derzeit vor allem auch sehr schnell.

An welchen Projekten kann man sich bei euch zur Zeit beteiligen?

Wir posten regelmäßig neue Kurz- und Langzeitprojekte und Kooperationen, also haltet die Augen offen und besucht unsere Facebook Seite und unserer Website – da verändert sich jede Woche etwas und die Projekte sind schnell voll. Es kann alles vorkommen, eure Kreativität kann gefragt sein, um etwas mit Kindern aus Kreuzberg oder Neukölln zu schaffen, ihr könnt Englisch Unterricht für Flüchtlinge anbieten (ja, Englisch – viele von den Flüchtlingen wissen nicht, ob sie überhaupt in Deutschland bleiben können oder sind motiviert beide Sprachen zu erlernen), soziale Aktivitäten wie Kuchen backen oder Willkommens Picknicks zusammen mit Flüchtlingen zu organisieren, das Verwalten von sozialen Zentren, Stadtgartenprojekte, Aushelfen am Obdachlosenschalter und vieles mehr. Ihr könnt auch selber ein Angebot posten und sagen was ihr besonders gut könnt und wir leiten das an unsere Partner Organisationen weiter, die eure Hilfe benötigen können.

Jede Stadt würde sich darüber freuen, etwas von seinen Bürgern zurückzubekommen – warum ist gerade Berlin optimal für Projekte wie diese?

GSBTB ist ein Kind der idealistischen, Do-it-yourself, “Fuck-the-system-let’s-create-something-new”-Kultur, aber auch der lebendigen Weltoffenheit, bei der Leute von überall zusammenkommen und neue Ideen, Kulturen und eine neue Art zu Leben entwickeln. Menschen neigen dazu hierherzukommen, weil sie Berlin lieben – GSBTB will diese Liebe einfangen und daraus soziales Gut entwickeln! Die Welt schaut zu Berlin auf und hofft auf neues Ideengut. Wir werden von Menschen aus Buenos Aires, Dubai, New York und Taipei kontaktiert und die von uns lernen wollen. Es kommen gute Ideen aus Berlin!

Welche weiteren Projekte plant ihr?

Im Moment betreiben wir eine Crowdfunding Kampagne mit der Intention unser lokale Arbeit mit Flüchtlingen noch weiter voranzutreiben. Wir haben Hunderte von Menschen, die unbedingt bei den Flüchtlingsprojekten helfen wollen, aber das zu koordinieren nimmt viel Zeit ein und wenn es längerfristig funktionieren soll, muss man nachhaltig und langfristig planen. Eine RIESIGE Menge an Potenzial wird einfach nicht ausgeschöpft, weil GSBTB (und viele andere Organisationen) einfach nicht die zwei wichtigsten Variablen in ausreichendem Maße zusammenführen können: Flüchtlinge und Freiwillige. Kleiderspenden abzugeben mag sich gut anfühlen, aber bitte spendet auch mal 5 Euro an die Organisationen, die all diese Arbeit betreuen!

Welche Empfehlungen könnt ihr jemandem auf dem Weg geben, der sein eigenes nachhaltiges Projekt starten möchte?

Findet ein großartiges Team, welches euch von Anfang an unterstützt und an eure Idee glaubt.

Habt Spaß und seid ehrlich begeistert – ihr werdet immer mal wieder die Kraft brauchen am Ball zu bleiben.

Kennt euch in eurem Thema/dem Markt von Anfang an sehr gut aus, aber vergesst nie auch offen für neue Erkenntnisse zu bleiben.

Bleibt euch treu und macht alles was ihr tut mit Leidenschaft.

Bildet euer Netzwerk aus, aber konzentriert euch nicht nur auf die offensichtlichen Institutionen – Hilfe kann von überall kommen.

Seid fair zu euch selbst (und euren Mitmenschen) – es wird immer eine Vielzahl an fehlerhaften Versuchen und Irrtümern geben, bevor ihr eure richtige Formel erarbeitet habt.

Bleibt ruhig und geduldig – haltet euch immer wieder vor Augen, dass etwas eigenes aufzubauen Zeit, Energie und ernsthaftes Engagement erfordert.

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Vielen Dank für das Interview!

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<a href="https://www.iheartberlin.de/de/author/olga/" target="_self">Olga</a>

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