Berlin ist… Kalt und Dunkel

photoChristian SchirrmacherCC

Jedes Jahr zur selben Zeit – ja, wir könnten sagen, jedes Jahr im November – kriecht sie langsam an uns hoch, die Dunkelheit, die Kälte. Manchmal langsam, manchmal ganz plötzlich und manchmal bemerken wir es gar nicht – bevor es zu spät ist. Es beginnt mit der Zeit: Nur eine kleine Stunde weniger, eine Stunde Licht und wenn die Sommer Sonne weg ist, dann werden die November Nächte länger und du raubst uns den Atem. Dicke graue Wolkendecken, die uns zu ersticken drohen und ganz langsam niederdrücken. Du bist bereit für die Winterruhe, aber sind wir es auch?

Du hast uns wieder erwischt, hinterrücks, wir sind nicht bereit, aber du ziehst uns trotzdem tief und es ist kein Ende in Sicht. Das Licht wird weniger und so schwindet auch unsere Energie – Leute quetschen sich in die U-Bahn – ich kann nicht atmen – Leute quetschen sich in den Clubs – ich kann nicht atmen, Leute drängen zur Sonne – ich kann sie nicht sehen. Alles wird langsamer und wir sind erschöpft. Ein langer Weg liegt vor uns und als ein Freund aus Istanbul, der kurz vor seinem ersten Berliner Winter steht, mich mit müden und hoffnungsvollen Augen nach der bevorstehenden Zeit fragt, muss ich mein wissendes Lächeln verstecken. Halte deinen Atem noch ein bisschen länger, tauche tief und nimm dir Zeit, schaffe dir deinen eigenen Raum mit Sonne, denn das ist der Anfang der langen Kälte.

Als Ausweg scheint die Flucht, einfach abhauen, aber tu uns den Gefallen und halte inne, nimm einen tiefen langen Atemzug kühler Novemberluft. Denn alles ist temporär und wenn du die wahre Seele dieser Stadt kennen lernst, dann weißt du: Wir stehen das gemeinsam durch, denn Berlin kämpft auch. Kämpft für Sommertage und die Sonne. Aber es gibt kein Licht ohne Dunkelheit und keine unvergesslichen Sommer ohne harte Winter und so beginn die Verwandlung auf ein Neues….

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<a href="https://www.iheartberlin.de/de/author/kate/" target="_self">Kate</a>

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