Voguing in Berlin

Foto: Denis Koone Kuhnert

Berlin ist dynamisch, Berlin tanzt und das zu jeder Tages- und Nachtzeit. Teil der Tanzszene hier ist das Voguing, das immer beliebter wird und inzwischen längst kein Underground-Phänomen mehr ist.

Ursprünglich kommt der Tanz aus der LGBT-Szene New Yorks und ist von den Laufstegen der Haute Coture inspiriert. Übertriebene Bewegungen werden zu starken, ausdruckvollen Gesten des Selbstausdrucks. Mitglieder der Szene fühlen sich jeweils einem der sogenannten “Houses” zugehörig, die gleichzeitig organisatorischen, wie familiären Charakter haben.

Da es beim Voguing darum geht, gesellschaftlicher Unterdrückung zu trotzen, ist die Szene gut vernetzt. Viele der Tänzer*innen kennen sich von den Veranstaltungen, selbst, wenn sie auf verschiedenen Teilen der Erde leben. Die Events bedeuten für sie einen sicheren Raum, in dem alle sich frei fühlen dürfen. Ganz gleich, welchen Background man hat, in dieser Szene wird niemand verurteilt. Außer für die Tanzperformance.

photo: Valerie-Siba Rousparast

Bei Voguing Events gibt es nämlich üblicherweise JurorInnen, die entscheiden, wer gewinnt, wenn die Tänzer gegeneinander antreten. Der Tanz selbst kann in verschiedenen Stilen getanzt werden. Der ursprüngliche ist der “Old-Way” entstand vor den 90er Jahren und basiert typischerweise auf symmetrischen, linearen Bewegungen. Danach entstand “New-Way”, bei dem es um die perfektioniere Nachahmung von geometrischen Formen mit dem Körper geht. Manchmal erinnern die entsprechenden Handbewegungen an das, was man vom Bauchtanz kenn und was so schnell passiert, dass man als Zuschauer*in meist nicht mehr genau versteht, wie das eigentlich gehen soll.

photo: Denis Koone Kuhnert

Kurz darauf wurde “Vogue-Fem” entwickelt, ein Style, der Weiblichkeit  zelebriert. Die Bewegungen sind weich, rund und sinnlich und viele davon wurden aus dem Ballett und Modern Dance abgeleitet. Inspiriert von den Laufstegen dieser Welt, gibt es zu guter Letzt die Kategorie “Runway”, bei der, wie der Name schon vermuten lässt, der dramatische Gang über den Laufsteg zählt. Am besten kostümiert.

photo: Carmel Koster

Some of you might remember that Madonna video “Vogue”. Of course she was not the inventor, rather a late copycat, but nevertheless this might paint a picture.

Alle dieser Voguing-Style erfordern intensives Training und so war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis es richtige Tanzkurse gab. In Berlin kann man zum Beispiel bei der Tanzschule motion*s am Moritzplatz bei Zero Melody “Vogue-Fem” Kurse nehmen.

photo: Denis Koone Kuhnert

Die deutsche Ballroom-Szene sammelt sich größtenteils in Düsseldorf und Berlin, wo es regelmäßige Veranstaltungen, Kurse und natürlich Bälle gibt. Bei diesen kommen TänzerInnen von überall her.

Zusammenhalt und Empowerment, darum geht es beim Voguing. Einen sicheren Raum zu kreieren für all diejenigen, die von der vorherrschenden weißen heteronormativen Mehrheit unterdrückt und diskriminiert werden.

Seit den 80er Jahren hat die Voguing-Szene es aus den kleinen Underground-Läden auf große Theaterbühnen, wie das Hebbel Theater oder das Radialsystem geschafft. Nichtsdestotrotz gibt es noch die kleinen, intimen Events. Diese sind hauptsächlich für People of Colour zugänglich. Dabei geht es nicht um Exklusion, sondern darum denjenigen, die einen besonders geschützten Raum brauchen, genau das zu bieten, währen weiße hetero cis Tänzer*innen sich auch auf anderen Veranstaltungen nicht vor Urteilen bezüglich ihrer sexuellen Identität oder ihrer Hautfarbe fürchten müssen.

photo: Denis Koone Kuhnert

Ich habe kürzlich eines dieser kleinen Events, die “Come Extra Fly Voguing Session” besucht, die inzwischen gelegentlich veranstaltet wurde und auch diese Woche gibt es wieder Gelegenheit in Berlin die neuesten Voguing Moves unter Beweis zu stellen. Am Donnerstag, 25. August gibt es das Come Extra Fly Leos Voguing Out Bday Bash im Magdalena und am Samstag, 27. August gibt es das Tanz im August Voguing Out Party im Radialsystem V. Bring dein feinstes Gewand und deine mutigsten Tanzmoves!

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