Shaping Our City: Yasha Young – Direktorin von URBAN NATION

Yasha Young

Wir haben kürzlich eine neue Serie von Interviews begonnen, in der wir die “Movers and Shakers” Berlin’s vorstellen, jene Leute, die die Stadt zu dem machen, was sie heute ist. Inspiriert waren wir dabei von der Shape Your City Kampagne von Heineken, einem Wettbewerb für angehende City Shaper, die die Unterstützung für eine Bar nach ihrem Konzept gewinnen können. Zuletzt haben wir mit Party- und Festivalveranstalter PANSY über die Veränderungen und Prozesse des Berliner Nachtlebens gesprochen.

Für die zweite Ausgabe wollen wir uns vom Nachtleben in den Tag bewegen und uns mit einem unserer liebsten Themen beschäftigen: Street Art. Berlin ist voll davon und wird dafür geliebt. Besonders in den letzten Jahren sind viele besondere Arbeiten geschaffen worden und machen Berlin zu einer öffentlichen Galerie für zeitgenössische Kunst. Was viele Menschen nicht wissen, ist, dass ein Großteil der Wandgemälde von Urban Nation organisiert wurden. Wir haben mit der Direktorin und Kuratorin der Initiative, Yasha Young, über die Entwicklung dieses Projektes und Pläne für die Zukunft gesprochen.

iHeartBerlin: Wie würdest du das generelle Ziel von Urban Nation als Netzwerk und Initiative beschreiben?

Yasha Young: Das Ziel ist es, eine non-profit Plattform zu kreieren und aufrechtzuerhalten, auf der es Bildung, Netzwerk, Entwicklung, Forschung und ein Archiv von urbaner und neuer, zeitgenössischer Kunst gibt. Die Idee ist es, zu einer lebenden und atmenden Institution zu werden, die Künstler, Kuratoren und Sammler genau so unterstützt, wie andere Institutionen, die daran interessiert sind, Teil einer Bewegung zu werden und sich mit gleichgesinnten Kreativen und den Menschen in anderen Städten rund um den Globus zu vernetzen.

Wie viele Wandgemälde hat Urban Nation hier in Berlin und in anderen Städten schon organisiert?

Um die 120 Gemälde auf der ganzen Welt, inklusive der in unserer Heimat Berlin.

D*Face & Shepard Fairey für Urban Nation

Als du Urban Nation gestartet hast, hattest du eine Ahnung oder Erwartung, dass es dazu führen würde, das erste Museum für Urban Art zu eröffnen? Was wird sich für Urban Nation ändern durch diesen neuen Raum?

Ja, das habe ich in der Tat. Ich wollte dieses Haus schon seit einer langen Zeit bauen. Ich habe das Konzept auf Grundlage meiner Erfahrungen aus mehr als 20 Jahren als Galerieinhaber, Agent, Sammler und Kurator geschrieben. Mein Ziel war es, ein Sprungbrett für Karrieren und einen Raum für etablierte Positionen zu schaffen, um Ideen zu überdenken und neue zu schaffen. Ich fand es schon immer schwierig, dass viele Institutionen ganz natürlich hohe Eintrittsgebühren veranschlagen, was Menschen davon abhält Ausstellungen oder Veranstaltungen zu erleben und ich fand schon oft, dass Galerieumgebungen unglaublich einschüchternd für Besucher und Künstler gleichermaßen sein können. Es gibt da viel nebulöse Mysterien, die die Welt von Galerien umgeben und die Frage, wie man Teil dieses Clubs werden kann. Also wollte ich dieses Konzept überdenken und Plattformen miteinander vernetzen und kreative Möglichkeiten für beide Welten schaffen. Die etablierte “traditionelle” Kunstwelt und die “Lowbrow”, Street Art, neue zeitgenössische Crowd. Ich war unglaublich begeistert Unterstützung für mein Konzept beim Berliner Leben Stiftung zu finden.

Was sich für uns bei Urban Nation ändern wird, ist, dass wir ein Residency Programm haben, bei dem bis zu 10 Künstler teilnehmen können und Teil unserer kreativen Reise werden. Wir informieren, bilden und lernen gemeinsam. Wir werden Kurse geben, die kostenlos sind und werden hoffentlich der Idee treu blieben, ein Hafen für Kreative aus der ganzen Welt zu sein.

Gibt es eine Grenze zwischen “Kunst im öffentlichen Raum” und “Street Art” und wo würdest du dabei die Urban Nation Projekte positionieren?

Ich glaube das ist die Kultur von Schubladen. Menschen brauchen diese – ich glaube nicht, dass sie immer nötig sind. Wenn du etwas benennst, dann schließt du es von etwas anderem aus und ich versuche immer noch zu verstehen, warum das so ist und was wir machen können, um die Dinge fließend zu begreifen. Kunst passiert auf der Straße. Versteckt, offensichtlich, laut oder leise. Es ist in jedem Fall Kunst in der Öffentlichkeit. “Kunst im öffentlichen Raum” ist einfach häufig bewilligt und Street Art behält ihre freie Stimme. Urban Contemporary Art ist die Erweiterung von Street Art, die Überschneidung und Übertragung in den vierwändigen Raum.

Rendering des Urban Nation Museum

Bevor du Urban Nation gegründet hast, gehörten dir die Strychnin Galerien in Berlin Friedrichshain, New York und London. War es schwer die eigenen Räume (die ziemlich erfolgreich waren) zu schließen, um dieses neue Projekt zu starten? Gibt es Überschneidungen zwischen beidem?

Ja, es war sehr schwer. Vermutlich das schwerste, was ich in meinem beruflichen Leben jemals tun musste. Ich habe mein Geschäft erfolgreich geführt und es in NYC, London und Berlin von Grund auf für 15 Jahre aufgebaut. Blut, Schweiß und Tränen. Du kannst dir vorstellen, dass es nicht einfach war. Viele Künstler wurden zu Familie und die Shows waren das, was mich als Kuratorin lebendig fühlen ließ. Die Entwicklung des Konzeptes und die Umsetzung der Arbeit mit den Künstlern und das Produzieren von Events war mein tägliches Brot. Aber ich wusste immer, meine Ideen und Visionen für diese Künstler und diese Bewegung, von der ich seit meiner Punk Rock Tage Teil war, bräuchten mehr Raum und mehr Bewegung als eine Galerie es je bieten könnte. Ich brauchte das Rückgrat einer Institution. Die Möglichkeit alle Teile der Idee für internationale Entwicklung unter einem Dach haben zu können. Ich brauchte mehr Platz, eine größere Reichweite und Anerkennung in der Welt, als ich sie so hätte erreichen können. Also gab ich das auf, was etabliert war um mir das zu nehmen, was ich gelernt habe und das Netzwerk, dass ich mir geschaffen hatte auf ein neues Level zu bringen und machte damit ein Museum. Die logistischen Fragen sind die selben in manchen Aspekten, also gibt es da Überschneidungen bei der Planung von Shows oder in der Produktion. Aber das sind alles Dinge, die ich jetzt in die Hände meines wunderbaren Teams gebe, um die Möglichkeit zu haben, mich voll und ganz auf die Recherche und Entwicklung fokussieren zu können und mich zudem zukünftig auf das Residency Programm zu konzentrieren.

Die vielen neuen Wandgemälde haben das Gesicht von Berlin verändert und es in eine riesige Open-Air Galerie verwandelt. Aber die Kunst ist auch etwas, das provoziert. Kunst in die Öffentlichkeit zu bringen, kann auch zu Komplikationen mit den Anwohnern der Gegenden führen, oder?

Natürlich kann es das und manchmal tut es das auch. Manchmal sollte es das sogar. Es ist ein schmaler Grat zwischen provozieren und ein Bewusstsein für etwas schaffen und ich arbeite unter strengen Richtlinien und grundlegenden Regeln des logischen Menschenverstandes. Aber Art wird immer polarisieren. In einem Museum, einer Galerie oder auf der Straße spielt das keine Rolle. Es ist nur sichtbarer für alle und jeden auf der Straße und diese mächtige Reichweite kann mächtige Reaktionen hervorrufen. Aber es kann auch Meinungen ändern und Türen öffnen und Herzen berühren. Es geht um die Kommunikation mit den Bewohnern, den Künstlern, der Stadt.

Rendering des Urban Nation Museum

Manche Gemälde sind nur zeitlich begrenzt dort, entweder aufgrund von äußeren Faktoren oder aufgrund von Bauarbeiten. Tut es dir als Kurator weh, solche riesigen Kunstwerke für immer verschwinden zu sehen?

Das tut es, hahahaha, ja! Manchmal liebe ich die Kunstwerke so sehr, dass ich den temporären Aspekt vergesse. Aber das ist auch die Schönheit des Ganzen. Der ständige Wandel mit den Jahreszeiten, der Stadt und dem Genre selbst. Techniken verändern sich auch und wir werden viel mehr Projektionsarbeiten sehen oder Arbeiten, die schon eingebaut sind, wenn ein Gebäude architektonisch geplant wird als ein “Add-on” oder größerer Teil der Stadtplanung und Evolution. Ich habe Pläne für Gebäude gesehen, die sich verändert haben, um solche Arbeiten zu erhalten und Arbeiten gesehen, die abgerissen wurden, damit sie nicht gesehen werden. Es ist alles eine kreative Reise und die Natur des Genres. Ein weiterer Grund, warum ein Archiv dringend benötigt wird und Photographen eine grundlegender Teil der Dokumentation und der archivischen Arbeit unseres Museums darstellen.

Was ist der Traumgebäude in Berlin, das du gerne mit einem Wandgemälde schmücken würdest?

Das ICC. Ich habe auch schon mit vielen Künstlern die Architekten und die Stadt angesprochen. Ich habe ein starkes Konzept, um das Gebäude in einen öffentlichen Kunstpark und Erholungszentrum zu verwandeln. Bislang ohne viel Unterstützung, aber wer weiß… ich bin hartnäckig 🙂

Planst du schon weitere Wandgemälde in Berlin, die bald enthüllt werden?

Ja. Während wir in unserem Eröffnungsjahr im Haus sind, sind wir im Planungsmodus für Bülowstraßen Events und das bedeutet noch viel mehr Kunst und Farbe. Der Art Park Tegel wird eine phänomenale Erweiterung bekommen und wir werden helfen, die Kinderspielplätze in unserer Nachbarschaft zu “spielbarer” Kunst zu machen. Wir wollen außerdem das Gebäude des Museums in verschiedene Kunstprojekte verwandeln. Viel zu tun! Also hoffentlich werden wir euch auf vielen unserer Events sehen und natürlich bei der großen Block Party!

Vielen Dank für das Interview!

Collin van Der Sluujs & Super A for Urban Nation “One Wall”

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#Shapeyourcity

Um mehr über das Shape Your City Projekt und den Fortschritt des Gewinner Bar Konzepts in Köln zu erfahren, schaut mal hier vorbei.

Danke für den Support von Heineken

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Frank

Author

Frank ist der Gründer und Chefredakteur von iHeartBerlin. Er fotografiert, macht Videos und schreibt Texte - in der Regel über das, was in Berlin gerade abgeht. Seine Vision und Interessen haben iHeartBerlin seit der Gründung in 2007 geformt - und Frank hofft, dass er noch viele weitere Jahre das Beste von Berlin hervorheben wird.