Melt, Matsch und Modder

Melt! 2008

Foto: Reinaldo Coddou

Das Melt! Festival wurde von uns ja schon des Öfteren gelobt. Doch was nützt das viele Schwärmen in Gedanken, wenn man sich auf einmal im strömenden Regen mit grölenden Prolls an einer Bushaltestelle wiederfindet und die Realität ganz anders auf einen niederprasselt, als man es sich vorgestellt hat. Zum dritten Mal stand ich nun hier, auf den Bus wartend, in dem man glücklich sein kann, wenn man atmen darf. Im Presszustand wird man darin zum Zeltplatz des Grauens gefahren, wo man, diesmal leider im Regen, alles aufbaut, sich dann in die Kolonne der Pilgerer einreiht und einen kilometerlangen Weg zum Gelände auf sich nimmt. Warum wir uns diese Strapazen immer wieder antun und warum sie sich dieses Jahr nur teilweise gelohnt haben, erfahrt ihr nach dem Klick.

Miss Kittin at Melt! 2008

Miss Kittin

Schön war es dieses Jahr nicht, wenn man den Himmel über Ferropolis der Stadt aus Eisen betrachtet hat. So beeindruckend diese Zementinsel mit ihren dinosaurierhaften Kränen mir die letzten Jahre immer erschienen ist, unter Regen ist ein alter Kran ein alter Kran, eine Industrieruine eine traurige Angelegenheit und der schwarze Schlammboden ein Grund wieder nach Hause zu gehen und zu hoffen, dass morgen die Sonne scheint. Unter dieser Stimmung konnte ich mir meine geliebten Elektroacts wirklich nicht antun. Die Tanzstimmung konnte und wollte nicht aufkommen. Daher sind wir fast nur bei den Ladys des Melts geblieben. Sowohl Robyn als auch Roisin Murphy waren absolute Highlights. Selbst die gesanglich talentfreie Miss Kittin war amüsant. Der Rest ist an mir vorbeigerauscht. Wahrscheinlich hab ich die Traumstunden des Melts eh verpasst, aber anders als sonst bin ich darüber gar nicht traurig. Ich war immer froh, die nassen Schuhe auszuziehen und in mein Zelt zu huschen.

Roisin Murphy at Melt! 2008

Roisin Murphy, Foto: Stephan Flad

Eine Mischung aus Vorfreude auf Zuhause gepaart mit der tollen Stimmung, die in den vorderen Reihen herrschte, machten das Björk Konzert zum unerwarteten Erlebnis. Ich war nie ein großer Liebhaber ihrer Stimme, aber sie hat einen Sinn für Show und Inszenierung. Hut ab vor der kleinen Lady.

Björk at Melt! 2008

Björk, Foto: Geert Schäfer

Wenn ich mir etwas vom Melt wünschen dürfte, wäre es, dass es besuchertechnisch so schnell wieder zusammenschmilzt wie es sich aufgeblasen hat. Warten wir es aber erstmal ab, wer nächstes Jahr auf dem Programm steht.

Text: C.R.

Björk at Melt! 2008

Björk, Foto: Geert Schäfer

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Frank

Author

Frank ist der Gründer und Chefredakteur von iHeartBerlin. Er fotografiert, macht Videos und schreibt Texte - in der Regel über das, was in Berlin gerade abgeht. Seine Vision und Interessen haben iHeartBerlin seit der Gründung in 2007 geformt - und Frank hofft, dass er noch viele weitere Jahre das Beste von Berlin hervorheben wird.