Ein Traumspiel im Berghain

Dead Geisha by Porcelaingirl° {bokeh whore} at Flickr

Photo: Porcelaingirl at Flickr

Das Deutsche Theater, bestes Theater des Jahres 2007, musste mitten in der Spielzeit aufgrund von Bauarbeiten seine Pforten schließen. Daher finden in den nächsten Wochen mehrere Premieren des Hauses an verschiedenen Spielstätten überall in Berlin statt. Letzten Donnerstag feierte August Strindberg‘s Stück Ein Traumspiel Premiere im Berghain, Berlin’s bekanntestem Nachtclub. Kolaborationen dieser Art hat es im Berghain bereits gegeben, wobei ich zumindest vom letzten Stück, einer Oper mit elektronischer Musik, eher enttäuscht wurde. Vielleicht war das auch ein Grund, warum ich meine Erwartungshaltungen niedrig hielt und dann doch überaus positiv überrascht war von diesem Abend. Mehr Impressionen im Folgendem.

Am Berghain 2 by Zeitfixierer at Flickr

Foto: Zeitfixierer at Flickr

Barry Kosky, zukünftiger Indendant der Komischen Oper und Regisseur dieses Abends, hat seine Erfahrungen mit Musik gut zur Geltung gebracht. Selten habe ich solch intensive und berührende Verwendung von Musik im Theater erlebt. Die Handlung, welche sich um eine Göttin dreht, die sich freiwillig zum Menschsein entschließt, ist eher sekundär. Das Publikum ist vielmehr im Bann der Stimmungen und der atmosphärischen Dichte die Kosky erschafft. Vielleicht durch die Wahl der Musik, aber auch durch die kathedralhaften Zementpfeiler des Berghains bekam die Inszenierung etwas vollkommen Sakrales. Ein elegisches Gefühl der Läuterung, welches in mir wach wurde, kenne ich sonst nur von der weihnachtlichen Mitternachtsmesse. Trotz dieser unglaublich intensiven Erfahrungen fand ich es dennoch ernüchternd zu bemerken, wie hilflos und schwach die Schauspieler neben der Kraft der vom Vokalensemble Berlin gesungenen Musik wirkten. Da hätte ich mir etwas mehr Mühe von Kosky gewünscht.

Inside Berghain by ewar woowar at Flickr

Foto: ewar woowar at Flickr

Alle Termine sind vollkommen zurecht ausverkauft. Wer auf dieses Stück dennoch nicht verzichten will, dem empfehle ich, am Abend der Vorstellung trotzdem beim Berghain aufzutauchen. Man weiß nie wer aus Versehen eine Karte zu viel gekauft hat.

www.deutschestheater.de

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Claudio

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