Fotos: Arno Declair
Generationen von Schülern wurden mit diesem Stück schon gequält. Friedrich Schillers Kabale und Liebe gehört zur Pflichtlektüre im Deutschunterricht und ist außerdem eins der am häufigsten aufgeführten Theaterstücke im deutschsprachigen Raum. Was hat Hausregisseur Falk Richter nur getrieben, das Bürgerliche Trauerspiel für die Schaubühne neu zu inszenieren? Dass das Theater auf den Ansturm von Schulklassen spekuliert, kann nicht der Grund sein, oder vielleicht doch? Vielleicht geht es Richter um ein Thema, was so zeitlos ist, dass es auch heute noch berührt. Zwar ist sein Kabale und Liebe keine krawallige Skandalinszenierung und wird auch nicht in die Theatergeschichte eingehen, aber mich hat es mit einigen originellen Einfällen und einem authentischen Hauptdarsteller durchaus überzeugt. Mehr Infos und Fotos nach dem Klick.
Zum Glück hat Richter Schillers Text gekürzt. Die berühmten Monologe von Ferdinand, Luise und Lady Milford inszeniert er wie Rocksongs. Die Bühne leuchtet blau, rot oder gelb, die Schauspieler nehmen ein Mikro in die Hand und im Hintergrund spielen ein Bassist und vier Cellistinnen dramatische Musik. Videoprojektionen, die mal einen pendelnden Kronleuchter, mal das küssende Paar zeigen, betonen zusätzlich die wichtigsten Szenen. Schließlich müssen die Schulklassen ja irgendwie gefesselt werden, denkt man sich häufig bei einigen Passagen.
So richtig mitgerissen hat es mich aber erst, als Ferdinand (gespielt von Stefan Stern) in wilder Raserei die Bühne zerlegte. Was der Druck von allen Seiten, die große Liebe einfach aufzugeben, aus einem Menschen macht, wurde mehr als deutlich. Seine Geliebte Luise (Lea Draeger) schreit sich zwar auch den Schmerz aus dem Leib, kann sonst aber nicht ganz mithalten. Und dann kommt, was kommen muss, eine Intrige reißt die beiden noch tiefer ins Unglück und in den Tod. Dem Teenager-Pärchen neben mir war selbst das egal, es naschte weiter Valentinskonfekt und knutschte wie wild rum. Dem Rest des Publikums aber stockte der Atem als es plötzlich dunkel wurde.
Kabale und Liebe
13. ,17. ,18. & 30.03.2009
Schaubühne am Lehniner Platz
Kurfürstendamm 153
10709 Berlin
Text: Steffen Krautzig