Das Ballhaus im Osten

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Vor einigen Wochen wurden wir eingeladen gemeinsam mit Marcel, Hanna und Caro , Mahret und Julia sowie viele mehr für die Welt Kompakt Artikel zu schreiben. Ich durfte für die Scroll Edition einen Artikel verfassen über mein geliebtes Ballhaus Ost. Diesen lest ihr nach nach dem Klick.

Es gibt Orte in Berlin, die allen Bewohnern ein Begriff sind und deren grobe Zuordnung nicht schwerfällt. Jeder kennt die Volksbühne mit dem laufenden Rad oder auch den Friedrichstadtpalast mit seinem glitzernden Zementantlitz. Doch beide Giganten der Berliner Unterhaltungslandschaft haben – abgesehen von ihrem namentlichen Bekanntheitsgrad – noch etwas gemeinsam: Sie bestehen für viele Passanten nur aus einer Fassade. Was sich innerhalb der Mauern abspielt, bleibt den meisten verborgen. Auch wenn beide Häuser sicherlich kulturelle Extreme darstellen, fällt mir auf,  dass Bekanntheit in diesem Kontext keinen Hinweis auf Zugänglichkeit bietet. Eher im Gegenteil scheint die imposante Architektur zu suggerieren, dass es nicht so einfach sein wird, sich in der übermenschlichen Größe der Bauten wohl zu fühlen.

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Auf menschliche Größe zugeschnitten, befindet sich in einem Hinterhaus des Prenzlauer Bergs das Ballhaus Ost. In den Räumlichkeiten eines ehemaligen Ballhauses sind die Spielstätten des kleinen Theaters, welches Eigenproduktionen als auch Gastspielen Bühnenraum bietet. Hier ist die Bühne jedoch kein heiliger Ort eines intellektuellen Künstlertums. Am Wochenende werden – kaum hat der letzte Zuschauer den Saal verlassen – die Bühnenbilder im Eiltempo abgebaut, um die Deko für Technopartys zu verteilen. Doch auch wenn die Parties mittlerweile weitergezogen sind, ist es nie still im kleinen Haus, welches sich einem künstlerischen Klischee entzieht. Es lässt sowohl Freiraum für gesellschaftskritische Höhepunkte sowie für absurde Komik der Puppenspielertruppe “Das Helmi”.

Mit Letzteren hat zuletzt Helene Hegemann, gemeinsam die Inszenierung „Axel holt den Rotkohl“ in das vielfältige Konzept des Hauses eingefügt und damit ihren Bucherfolg kommentiert.

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Das Ballhaus bezieht seiner Energie aber sicherlich nicht durch die bekannten Künstler wie Anne Tismer oder René Pollesch, die es immer wieder unterstützen, sondern durch seine eigenwillige Herangehensweise an den kulturellen Diskurs und an die ästhetische Praxis. Anstatt Wahrheiten zu postulieren, sind Daniel Schrader und Amely von Kapff- die künstlerische Leitung – auf der Suche nach den neuen Lügen, die sich aus unseren täglichen Vernunftshandlungen ableiten. Für diese Suche sind die Subventionen jedoch sehr bescheiden. Nichtsdestotrotz schafft es das Ballhaus, eine spannende Spielzeit zu beenden, und ich erwarte viel von der kommenden, die sich im Hinterhaus in der Pappelallee abspielen wird.

Ballhaus Ost

Pappelallee 15

10437 Berlin

www.ballhausost.de

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<a href="https://www.iheartberlin.de/de/author/cr/" target="_self">Claudio</a>

Claudio

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