All pictures: Enrico Nawrath
Betrachten wir die Geschichte vom Zauberer von Oz etwas feministisch, sieht sie folgendermaßen aus: Drei Männer und eine Frau auf der Suche nach dem, was ihnen am meisten fehlt. Während die Männer aber nach persönlichen Attributen trachten (Intelligenz, Gefühle, Mut), geht’s der Frau nur darum, schnellstmöglich vom diesem Vierer-Date zu verschwinden und wieder nach Hause zu fahren. Denn diese ist im Gegensatz zu den Männern ziemlich zufrieden mit sich selbst. Etwas weniger zufrieden mit sich hätte die Tänzerin Iana Salenko sein dürfen, welche die Hauptrolle Dorothy im Zauberer von Oz beim gleichnamigen Ballett vom Staatsballett Berlin getanzt hat. Wie ich den Abend zum vor kurzen stattgefundenen Flashmob erlebt habe und vielen Bilder von diesem nach dem Klick.
Während der Blechmann, die Vogelscheuche und der Löwe durch unterschiedliche Bewegungsqualitäten das Publikum zu begeistern wussten, schien die Dorothy ziemlich farblos und auch etwas patzerhaft. Auch das Corps du Ballett hätte ruhig etwas mehr üben und an der Synchronität und Präzision feilen dürfen, bevor sie sich in die eigentlich ziemlich schönen Gruppenchoreographien hätten trauen sollen. Auch das Mimenspiel zur Verdeutlichung der getanzten Geschichte dürfte für Ballett-Neulinge etwas befremdlich wirken und an Zeiten schlechter Schauspielkunst in Stummfilmen erinnern.
Dieser Kritikpunkte ungeachtet ist der Zauberer von Oz ein sehr unterhaltsamer, spielerischer Abend, der nicht nur für Kinder gedacht ist. Der Szenenapplaus für Bühne und Kostüm ist durchaus verdient und lies Freunde von skurrilen Fantasiewelten glücklich im Sitz aufspringen. Auch für nicht Ballettkenner ist das Stück durchaus zu empfehlen, da es emotional mitreißt und immer wieder zum Lachen, Staunen und Mitfiebern animiert.
Auch scheint das Staatsballett nicht ganz fern von einem Hauch Selbstironie zu sein, da der Chef vom Staatsballett, Vladimir Malakhov, sich selbst als den machtlosen aber gewieften Zauberer besetzt. Wie auch immer man diesen Zug interpretieren kann, fand ich es persönlich gar nicht mal unwitzig festzustellenn wie die Problemlösung bei den vier Hauptcharakteren der Handlung stattfindet. Während man Männern einfach ein Placebo verabreichen kannn brauchen Frauen eigentlich nur den Hinweis, dass sie die Lösung schon die ganze Zeit mit sich tragen. Oder besser gesagt, von ihr getragen werden. Denn Dorothy kommt durch ihre Zauberschuhe, die sie die ganze Reise bereits an ihren Füße hatte, zurück zu dem ersehnten Heim nach Kansas.
Weshalb man allerdings von einem tollen Zauberland und einem Haufen Männer, die von einem was wollen, zurück nach Kansas (!!!) auf eine Farm will, ist mir immer noch immer ziemlich schleierhaft. Genausowenig weiß ich , warum Catwoman in dem Stück aufgetreten ist. Lustig war es trotzdem.
Oz: The Wonderful Wizard
Termine:
18., 23., 27., 03. 2011
01., 18., 20., 21 04. 2011
30. 05. 2011
01., 09., 18. 06. 2011
04.07 2011
19.30 Uhr
Komische Oper Berlin
Behrenstraße 55-57
10117 Berlin