Wahrscheinlich erwarten diese Woche alle einen Post zur Berlinale. Aber ich habe keinen der Gewinnerfilme gesehen, und daher ist es wohl besser, sich in den Feuilletons über Barbara, Tabu, Csak a szél und Cesare deve morire zu informieren. Statt über die neuen Topfilme schreibe ich also über etwas komplett anderes: Karneval!
Ich komme aus Köln, und obwohl es nicht Rio ist, wird hier wild gefeiert. Wir verkleiden uns, gehen in Kneipen, tanzen auf den Tischen, und am Aschermittwoch, nach sechs Tagen Feierei hat die ganze Stadt einen kollektiven Kater. Jedes Jahr ein neues Kostüm zu finden ist schwer, und weil Engel, Teufel und Polizist nach einer Weile langweilig werden, suchen wir gern in Filmen nach Inspiration. Cartoon-Figuren sind beliebte Kostüme: Alice im Wunderland, Spiderman, Donals Duck oder Schneewittchen sieht man an allen Ecken. Aber es gibt auch noch ein paar Spielfilme, die großartige Kostüme hergeben…
Die Addams Family (R: Barry Sonnenfeld, USA 1991)
Alle Jahre wieder versucht meine gute Freundin Anna den gesamten Kölner Freundeskreis zu diesem Gruppenkostüm zu überreden. Am Ende heisst es immer: nächstes Jahr! Aber vielleicht schaffen wir es wenigstens mal, den Film gemeinsam zu schauen, denn die Adaption der alten TV-Serie mit Christina Ricci und Anjelica Houston ist immer wieder ein Spass.
The Big Lebowski (R: Joel und Ethan Coen, USA 1998)
The Dude. Kaum ein Kostüm ist so bequem wie dieses. Bademantel, Boxershorts und ein weisses Feinripp-Hemd – und schon kann’s los gehen. Obwohl man den typischen Drink White Russian in den meisten Karnevals-Kneipen wohl eher nicht bekommt, ist das Kostüm fast unschlagbar.
Uhrwerk Orange (R: Stanley Kubrick, USA 1971)
Kubricks Klassiker über die brutale Jungendgang Droogs scheint eine komische Wahl, aber Alex mit dem geschminkten Auge begegnet mir jeden Karneval gleich mehrmals. Der Film zeigt die Machenschaften der brutalen Gruppe, die er um sich schart, seinen Abstieg ins Gefängnis, seine Konditionierung und den Versuch der Reintegration in die Gesellschaft, der in seinem Suizid-Versuch endet. Kubrick inszeniert diese Romanadaption auf hoch stilisierte Weise, die Brutalität wirkt fast ästhetisch und durch das Voice-Over von Alex findet der Zuschauer ihn sogar irgendwie sympathisch.
Der Große Diktator (R: Charlie Chaplin, USA 1940)
Mit Schirm, Charme und Melone hat Charlie Chaplin den Filmolymp erklommen. 1940 wurde dieser hochpolitische Film veröffentlicht. Die Satire auf Hitler und den Nationalsozialismus erzählt die Geschichte des Diktators Anton Hynkel und seine Diktatur über Tomanien. Verwechslungen führen dazu, dass wir am Ende keine weitere Hass-Rede von Hynkel erleben, sondern eine Rede über die Menschlichkeit von einem jüdischen Friseur.
Meerjungfrauen küssen besser (R: Richard Benjamin, USA 1990)
Winona Ryder spielt Charlotte, Christina Ricci ihre kleine Schwester Kate und Cher ihre freizügige Mutter Rachel. Die drei ziehen immer wieder um, wenn die Beziehungen der Mutter enden. Aber dann verliebt sich Charlotte. Es ist eine schöne Geschichte über das Erwachsenwerden, Liebe und eine alleinerziehende Mutter. Inspiration für Karneval liefern nicht nur die Charaktere selbst, sondern auch die Verkleidungs-Parties, welche die drei Damen hin und wieder feiern…