Endlich habe ich Moonrise Kingdom gesehen! Auf riesiger Leinwand, in einwandfreier Projektion, mit dem Geruch von Popcorn in der Nase und ein paar Freunden an der Hand. Schon bevor es losging habe ich mich wie ein Kind gefreut mal wieder in einem Multiplex zu sein, denn ich muss zugeben, so sehr ich die Arthaus Kinos dieser Welt liebe und natürlich lieber unterstütze als die großen Konkurrenten, die Größe der Leinwand, die lichtstarke Projektion und die Eisverkäufer mit Bauchladen im Saal haben doch auch was für sich.
Bevor ich mich aber nun in eine Debatte über unterschiedliche Kinoerlebnisse verstricke, lieber etwas zum Film…
Moonrise Kingdom erzählt die Geschichte einer jungen Liebe. Die zwei 12-jährigen Sam (Jared Gilman) und Suzy (Kara Hayward) verlieben sich bei der Aufführung einer Benjamin Britten Oper auf den ersten Blick, bleiben im Briefkontakt als beide in ihre Welten zurückkehren und beschließen dann gemeinsam auszureißen. Suzy nimmt Reiß aus von ihre Familie: vor drei perfekten kleinen Brüdern und den Eltern (Bill Murray und Frances McDormand), bei denen sie ein Buch über schwererziehbare Kinder gefunden hat und sofort wusste, dass sie dieses nicht wegen ihren Brüdern lesen (ein autobiografisches Detail aus Wes Andersons Leben). Sam flieht aus dem Pfadfinderlager Fort Lebanon in dem er der unbeliebte Sonderling der Gruppe ist.
Beide entfliehen also Institutionen die eigentlich Halt geben sollen und dabei doch verändern, erziehen, richten und letztlich somit auch deformieren. Indem Suzy und Sam diese Strukturen verlassen und verneinen stellen sie das Leben der darin verbleibenden völlig auf den Kopf.
Vielmehr als diese Geschichte ist Wes Andersons neuester Film aber ein Tableaux vivants. Jedes Bild ist minutiös geplant und perfekt arrangiert. Es gibt so viele Details, dass man sich darin verlieren kann, so viele Referenzen und Zitate, dass man konstant mitdenken und –arbeiten muss um nicht die Hälfte zu verpassen.
Diese Detailverliebtheit und vollständige Aufladung jedes Bildes führt zu einer Überspitzung und einem gewagtem Maß an Künstlichkeit. Wes Anderson versucht aber gar nicht erst authentische Bilder zu erzeugen, sondern sagt diesem Ideal vieler seiner Kollegen klar den Kampf an. Die karikativ anscheinenden Charaktere erzeugen in Andersons Publikum aber durchaus authentische Gefühle. Und genau das ist die große Qualität von Wes Anderson, die Authentizität die aus der Künstlichkeit erwächst.
Aus all den kleinen Details und Bildchen die ich aus dem Film mitgenommen habe entsteht jetzt das Bild, welches sich als Moonrise Kingdom in meinen Kopf brennen wird. Von Tag zu Tag wird dieses positiver, denn im Kino hat mich der Film zwar amüsiert und unterhalten aber seinen Zauber entfaltet er erst mit der Zeit.