Auf den ersten Blick wirken die Fragen „ Was ist dein Lieblingsfilm?“ und „Welcher ist der beste Film aller Zeiten?“ wie ein und dieselbe. Bei näherem Hinsehen entpuppen sie sich doch als durchaus unterschiedlich. Ich würde zum Beispiel sagen The Wrestler von Darren Aronofsky ist mein Lieblingsfilm, aber dennoch zustimmen, dass Tokyo Story von Ozu Yasujiro besser ist. Lieblingsfilme ändern sich ständig, während gute Filme jegliche Veränderungen überdauern. Große Filme stehen meist auch symbolisch für ein bestimmtes Jahrzehnt oder eine Generation von Regisseuren oder Zuschauern und sie haben immer eine gewisse Relevanz für die Entwicklung der Kunstform Film. Jeder kann also seinen eigenen Lieblingsfilm haben, gute Filme aber brauchen eine gewisse Übereinkunft.
Seit 1952 stellt Sight & Sound eine Liste der besten Filme aller Zeiten zusammen. Alle zehn Jahre befragt das bekannte Film Magazin hierzu Kritiker und Wissenschaftler, Regisseure, Produzenten und Schauspieler um heraufzufinden, welcher Film gerade als der beste aller Zeiten gesehen wird. Die letzten 50 Jahre führte Citizen Kane diese Liste unangefochten an. Es ist also eine große Überraschung, dass Orson Welles Regie Debüt nun abgelöst wurde. Welcher Film die Abstimmung 2012, deren Ergebnis gerade veröffentlicht wurde, gewonnen hat nach dem Klick…
Der Master of Suspense Mr. Alfred Hitchcock ist Welles Nachfolger und sein Meisterwerk Vertigo von 1958 trägt nun den Titel: Der Beste Film aller Zeiten!
James Stewart spielt darin den aufgrund von akuter Akrophobie (Höhenangst) pensionierten Kriminalisten Scottie. Dieser lässt sich überreden die sich komisch verhaltende Frau (Kim Novak) eines Freundes zu beschatten. Schnell ist Scottie vernarrt in die blonde Schönheit, die sich selbst nicht unter Kontrolle zu haben scheint…
Paranoia und kriminelles Schaffen, Realität und Wahnvorstellung greifen in diesem abwechslungsreichen und komplexen Thriller nahtlos ineinander. Hitchcock hat sich, mit Farbkodierungen, Dopplungen von Elementen und Tipps, die der Zuschauer beim ersten sehen sicherlich übersieht, selbst übertroffen. Vertigo wird, aufgrund der Detailfülle, wirklich bei jedem Sehen besser. Jede Szene, jedes Kleidungsstück, jede Kameraeinstellung ist minutiös geplant, die Schauspieler folgen lässigen Choreographien und auch wenn man die Art von Musik heutzutage nicht mehr gewöhnt ist, passt sie einfach perfekt.
Obwohl ich mich eher der Wahl der Regisseure anschließen würde – sie wählten Tokyo Story auf Platz eins, Vertigo kommt auf Rang 8 – hat der Film es doch verdient ganz oben mit dabei zu sein!