Die europäischen Krisen bringen den rebellischen Geist des alten Kontinents hervor. Browseroptimierter, twitteradaptierter Terrorismus kritisiert die scheiternden Staatsgewalten. Doch großes Drama macht gutes Drama. So zumindest für die Theater, die sich in Zeiten der Krise noch eine Bühne leisten können. Die Schaubühne Berlin gehört zu diesen Theatern, die neben trivialer Unterhaltung noch Budget für neue Dramatik haben. Das Festival Internationale Neue Dramatik F.I.N.D. 2013 erteilt Theatermachern aus Italien, Spanien, Griechenland, Ungarn, Island, Deutschland und Russland das Wort und zeigt ihre Arbeiten erstmalig in Berlin. Einen Überblick über das Programm findet ihr hier. Zwei Empfehlungen von unserer Seite nach dem Klick.
Der terroristische Tanzsalon
Das griechische Theaterkollektiv BLITZ gehört zu den aufregenden neuen Stimmen der europäischen Theaterszene. Nach ihrem imaginären Totendefilee Galaxy entwickelt die Gruppe nun zum zweiten Mal mit Schauspielern der Schaubühne einen Theaterabend, bei dem jeder Beteiligte gleichzeitig Autor, Regisseur, Darsteller und Dramaturg ist. Aus dieser anarchischen Grundsituation entspinnt sich eine Agitprop-Revue, deren szenische und politische Regeln sich aus den Ritualen des gemeinsamen Tanzes ergeben.
Ein Projekt von BLITZ
Am 16. und 18. März im Rahmen von F.I.N.D. 2013
In deutsch mit englischen Übertiteln.
Hyperion. Briefe eines Terroristen
1797 schrieb Hölderlin seinen Briefroman Hyperion: Radikales poetisches Manifest – und zugleich Bekenntnis eines politischen Scheiterns, das den Zusammenbruch der eigenen revolutionären Ideale Hölderlins widerspiegelt. In seiner ersten Arbeit mit einem deutschen Ensemble verwandelt Romeo Castellucci, Gründer des italienischen Theaterkollektivs Socìetas Raffaello Sanzio, Hölderlins lyrische Prosa in eine bildgewaltige szenische Handlung. Hyperion inkarniert sich immer wieder neu in wechselnde weibliche Figuren – und die Briefe aus dem 18. Jahrhundert verwandeln sich in eine sehr heutige Reflexion über Kunst, Religion und Rebellion; über Dichtung als Droge und den Terrorismus der Schönheit.
17., 18., 24. & 25. März 2013, 20 Uhr
Schaubühne am Lehniner Platz
Kurfürstendamm 153
10709 Berlin