Interview: Musikhören mit Ruede Hagelstein

Es ist immer schön, wenn man in einer Künstlerbiographie etwas Außergewöhnliches entdeckt. Ruede Hagelstein war zum Beispiel einer der Gründer der Restrealität, jenem „Partyforum“, in dem manche von uns viel zu viel Zeit verbringen… Hauptsächlich ist Ruede Hagelstein natürlich als Produzent (für Upon You und andere Labels) und DJ aktiv – unter anderem im Watergate, wo er seit 2006 Resident ist.

In unserem Interview mit Ruede Hagelstein haben wir über Musik von Sisters of Mercy, Korn, KLF und Kate Bush gesprochen. Mehr nach dem Klick.

The Sisters of Mercy Lucretia My Reflection

Sisters Of Mercy war die erste Band, als deren Fan man mich bezeichnen könnte. Ich hatte Fan-Shirts, einen mit dem Bandlogo bemalten Rucksack und alle Tonträger im Regal. Ein Freund hat mich damals damit angesteckt, allerdings war es wirklich weniger Teenager-Gruppenzwang denn wahre Freude an der Musik – die ich immer noch gut finde! Trotzdem habe ich den Sänger Andrew Eldritch mit Bleistift portraitiert und an meine Wand geklatscht, es gab, glaube ich, kein Bravo-Poster. Dafür sah ich aber nie Gothic-mäßig aus.

Korn No Place to Hide

Geil!!!!!!!! Die ersten drei Alben von Korn waren legendär und innovativ. Genau der richtige Soundtrack, um sich von der brandenburgischen Einöde abzulenken. Ich komme aus einem ziemlich gelangweilten Vorort von Berlin, dieser Sound war Rebellion und Abgrenzung für mich und meine Kumpels. Wir entwickelten dazu sogar einen eigenen Tanzstil, der so ein bisschen aussah, als wäre man barfuß mit einem Fön in eine Pfütze getreten. Auch hier kann ich nur sagen: Ich liebe ihren frühen Sound immer noch wie am ersten Tag.

KLF ft Tammy Wynette Justified And Ancient

Dazu hab ich Tanzen gelernt, in einer Zeit, in der ich Pupse noch mit dem Feuerzeug angezündet habe. Erst viel später habe ich kapiert, dass KLF die allergeilsten sind. Ihr Buch habe ich allerdings bis heute nicht gelesen, irgendwie will ich mir das immer noch aufheben. Vielleicht fang ich ja morgen an.

Ich habe versucht die Chillout-Version von diesem Track für meine Watergate Mix-CD zu lizenzieren. Keine Chance, die verwalten ihre Rechte noch selbst und geben eigentlich nix raus. Sind eben coole Säue.

Chikinki Assasinator 13 (Ruede Hagelstein Mix)

Da hat das Label damals ziemlich versagt. 200 Platten sind irgendwo verschollen, nachgepresst wurde auch nicht, glaube ich. Dafür hat die Platte bei Discogs zwischenzeitlich bis zu 170 Dollar gekostet, ich besitze selber nur die Testpressung.

Ich kann nicht viele meiner eigenen Tracks so gut leiden wie diesen Remix. Irgendwie zeitlos, auch wenn die trancige Attitude momentan nicht so recht angesagt ist. Ich spiele immer mal wieder mit dem Gedanken, daraus eine neue Version zu machen.

Kate Bush Wuthering Heights

Ich weiß auch nicht genau, was mich an dieser Frau so fasziniert. Vielleicht das Spezielle, Mystische an ihren Texten und diese unvorhersehbaren Momente und Details. Das ist so Anti-Pop Pop. Ich krieg einfach zuverlässig eine Gänsehaut.. Gerade bei diesem Lied! Im Gegensatz zu ihren Konsens-Hits wie Running Up That Hill habe ich dieses Lied auch erst ein bisschen später lieben gelernt. Ihre Musik nutzt sich bei mir nicht ab, im Gegenteil.

Es gibt Tage, da höre ich dreimal eines ihrer Alben und entdecke noch was neues. Das ist für viele sicher nicht nachvollziehbar, schließlich ist Kate Bush ihrerzeit international oft als nervige Sirene verrissen worden. Absolut zu Unrecht.

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