The Berlin Experts: Johann von Haehling – Circle Culture

Für die zweite Ausgabe unserer neuen Serie The Berlin Experts haben wir für euch mit Galerist und Kurator Johann Haehling von Lanzenauer gesprochen, der mit Dirk Staudinger im Jahr 2001 die Circle Culture Gallery gegründet hat. Circle Culture ist eine der führenden Galerien für zeitgenössische Kunst, spezialisiert auf Künstler, die sich von Street Art, avantgardistischem Design, Pop-Art, Graffiti und andere Genres, die die traditionelle Formen der Kunst brechen, inspirieren lassen. Seit über 10 Jahren hat Johann das urbane Lebensgefühl der Straße in seiner Galerie in der Gipsstraße in Mitte gehalten, und hat seine außergewöhnlichen Ausstellungen auch in einem zweiten Standort in Hamburg gebracht, sowie zu mehreren internationalen Kunstmessen weltweit und diversen Pop-up-Ausstellungen in außergewöhnlichen Räumen. Viel Spaß mit unserer Interview mit einem der interessantesten Persönlichkeiten unserer Stadt über die Berliner Kunstszene nach dem Klick.

Ephemeral Exhibition, kuratiert von Johann von Haehling

Circle Culture Gallery widmet sich den Werken, die die Regeln der klassischen Wahrnehmung der Kunst brechen. Glaubst du, es ist nötig für eine Kunstbewegung in Berlin unbedingt Grenzen zu überwinden?

Jede Kunstbewegung, die die Zeit zeichnet, überwindet die Grenzen von klassischer Wahrnehmung. Es ist die Natur der neuen Kultur und der Evolution des menschlichen kulturellen Wesens. Es ist dabei aber nicht unbedingt auf Berlin bezogen.

links: Jaybo, rechts: Jonathan Yeo

Euer Schwerpunkt liegt auf subkultureller Kunst, einschließlich Graffiti, Street und Pop Art, aber nicht nur. Wie wählt ihr die Künstler für eure Ausstellungen aus?

Es stimmt schon, dass Circle Culture eine Geschichte in Urban und Pop-Art hat, aber in erster Linie sind wir eine Galerie für zeitgenössische Kunst. Wichtig in unserer Auswahl ist der Nachhaltigkeitsaspekt der Künstlerkarriere. Die Frage ist, wie professionell, leidenschaftlich und strategisch die Künstler ihre Arbeit während ihrer Lebenszeit entwickeln. Dazu beobachten wir die Qualität und Vielseitigkeit der Künstler und deren intellektuellen und handwerklichen Fähigkeiten. Aber zu allererst, müssen wir begeistert von der Kunst und der Persönlichkeit des Künstlers sein, bevor wir mit jemandem anfangen zu arbeiten. “Regel N ° 1: Niemals mit § $% $%löchern arbeiten”.

Marco Grassi Einzelausstellung, Circle Culture Gallery, Berlin Mitte

Glaubst du, dass Berliner Künstler international mithalten können?

Ich denke, dass in einer globalisierten Welt die Lage eines Künstlers nicht so entscheidend für seine Karriere ist. Auch wenn man im Schwarzwald Kunst produziert, wie z.B. Stefan Strumble, kann man immer noch ein internationaler Star sein und auf dem Cover des New York Times Magazine erscheinen, so wie er. Hier geht es mehr um Kommunikations-und Netzwerk-Fähigkeiten. Man muss reisen und Leute beobachten, im ständigen Kontakt bleiben mit Persönlichkeiten, die deine künstlerische Ader inspiriert und die in der Lage sind neue Entwicklungen zu fördern.

Jonathan Yeo Einzelausstellung, Circle Culture Berlin, Foto: Graeme Vaughan via artberlin

Was ist das Beste daran, ein Kurator zu sein?

Das Beste daran ist die verbrachte Zeit mit den Künstlern, die die Möglichkeit bietet ihre Arbeit zu erkunden und zu verstehen, sich durch ihre Philosophie, Idee und freies Denken inspirieren zu lassen, wie auch die Chance zu reisen und in der Lage zu sein, relevante Aspekte der neuen menschlichen Kultur für ein großes Publikum zu entdecken.

Ihr habt kürzlich mit Pret a Diner zusammen gearbeitet. Wie kamt ihr auf dieses Projekt? Glaubst du, dass Parallelen zwischen Kunst und Essen bestehen?

Pret A Diner Mitgründer Olivia Steele ist eine Konzeptkünstlerin, die mit Neon arbeitet. Sie wird auch von Circle Culture vertreten. So lag es ziemlich nahe, bereits zum zweiten Mal in Berlin mit ihr zusammen zu arbeiten. Ich denke, dass die Tätigkeiten in der gehobenen Küche zweifellos mit dem Erschaffen von Kunst verglichen werden können.

artwork by Olivia Steele

Wenn du die Möglichkeit hättest, etwas in der Kunstszene von Berlin zu ändern, welche Änderungen würdest du vornehmen? Warum?

Ich denke, dass die Berliner Kunstszene sehr mächtig ist, aber sie nutzt ihr Potenzial nicht. Unser Ziel bei Circle Culture ist die Definition der zeitgenössischen Kunst auf einer breiteren Ebene zu erschließen. Wir glauben an alternatives und integratives Denken und misstrauen den Strukturen und der Arroganz der intellektuellen Kunst-Elite. Interessanterweise ist diese exklusive Atmosphäre sehr spezifisch für Berlin und Deutschland. In London und New York höre ich öfters von einflussreichen Menschen Witze über die steife Haltung der Berliner. Dazu fehlt es uns noch ein leistungsfähigen Museum wie dem Centre Pompidou, dem MoMa oder dem Tate! Das ist entscheidend für die Entwicklung der Stadt und für die lokale Szene. Wo sonst als in Berlin benötigt man ein solches Kunsthaus?

The Urban Artist, exhibition at Soho House Berlin, photo: Oliver Rath

Warum sollte man gerade eure Galerie anschauen? Wie unterscheidet sie sich von anderen Kunsträumen in Berlin?

Wir leben unsere Leidenschaft. Ich bin sicher, dass das aber durchaus auch auf andere Galerien zutrifft.

Was kommt als nächstes bei Circle Culture Gallery?

Wir ziehen gerade in eine 600qm Ausstellungsfläche in den Tiergarten um. Wir verlassen Berlin Mitte nach 10 Jahren. Ebenso erwartet uns ein starkes Programm in unserer Hamburger Galerie, wie auch auf internationalen Kunstmessen.

Stefan Strumbel

www.circleculture-gallery.com

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