Interview: Musikhören mit Animal Trainer

Es ist nicht immer einfach, Musiker zu interviewen. Denn wer ein guter Musiker ist, ist nicht automatisch ein guter Gesprächspartner. Bei manchen Künstlern wartet man wartet man wochen-, manchmal monatelang auf eine Reaktion – und wenn diese dann nach der 15. Rückfrage kommt, bestehen die Antworten aus ein oder zwei Wörtern. Aber es geht auch anders. Manche Musiker beantworten die Anfrage innerhalb eines Tages und liefern dann ganz souverän das perfekte Interview ab – wie zum Beispiel auch Animal Trainer, das zu Stil vor Talent gehörende Produzenten- und DJ aus der Schweiz. In unserem Interview haben wir über Musik von Daft Punk, Snoop Dogg, Andhim, Jackson 5, Althea & Donna und Bonaparte gesprochen. Viel Spaß dabei nach dem Klick.

Daft Punk (feat. Pharell Williams & Nile Rodgers) Get Lucky

Adi: Nile und Daft Punk mit der Stimme von Pharell, Hit-Garant? Daft Punk mochte ich schon ab dem ersten Album. Was Nile alles schon zustande gebracht hat, ist mir erst viel später klar geworden. Ich wusste lange nicht, dass er bestimmte Stücke für Duran Duran, Madonna oder David Bowie produziert hat. Also Musik, mit der ich zum Teil aufgewachsen bin. Im Nachhinein, als ich es wusste, schien es mir immer, als könnte ich ihn aus den Stücken raushören. Bei Pharell mit NERD hat mich allgemein der Sound und das Sounddesign schon ziemlich beeindruckt. Also wirklich ein perfekter Sommerhit ohne Wenn und Aber… Man mag’s oder eben nicht. Ein Sommerhit eben.

Samy: Ganz ehrlich? Ich find’s grausam! Ich kann nicht verstehen, wie solche Übermusiker es zustande bringen, einen dermaßen dahinplätschernden, grottenlangweiligen unterirdischen Lift-Soundtrack zu fabrizieren! Bei Neptunes und NERD war (vieles) geil, Daft Punk haben eine ganze Generation beeinflusst, und zu Nile Rodgers muss wohl nix gesagt werden. Wahrscheinlich ist es aber einfach auch nur schwierig, wenn man weiß, dass jetzt die ganze Welt hinhören wird, und man wieder etwas kreieren soll, was im Nachhinein als Meilenstein in die Musikgeschichte eingehen wird. Dieser Song wird’s hoffentlich nicht… Ach, Erwartungshaltungen sind einfach scheisse, und dazu kommt, dass mir Disco-Mucke oft halt auch zu einfach ist, ich bin mehr der emotionale Musikhörer 🙂

Snoop Dogg feat. Nate Dogg, Kurupt & Warren G Ain’t No Fun

Adi: Ich weiß noch, wie das erste Album rauskam und wir bei mir im Zimmer den heissen Scheiss angehört haben. Das muss irgendwann 1993 gewesen sein, als ich noch versucht habe, zu breakdancen und als ich noch gesprüht habe. Da war so ein Typ bei mir im selben Schulhaus, der Kundert, der war oft im Plattenladen und hat immer geiles Zeugs gekauft. Irgendwann 1994 haben mich dann mal ältere Freunde auf eine Technoparty mitgenommen, so ein Rave in der Stadthalle Dietikon. Ab da konnte ich mit dem ganzen Gangsta-Zeugs nix mehr anfangen. War auch alles total anders, mal ne Party, die nicht mit ‘ner Schlägerei endete, sondern mit einer friedlichen After Hour. Waren trotzdem tolle Zeiten. Mit der heutigen Hip-Hop-Musik kann ich wenig oder fast gar nix mehr anfangen. Sachen wie De La Soul, wo noch der Fun im Vordergrund stand, und nicht nur Bitches und Bling Bling gibt es glaube ich gar nicht mehr. Da kenn ich mich zur zeit zuwenig aus. Ab und zu höre ich mal was und denke: “Ey, geile beats!” Aber meistens rappt dann irgendjemand was total Bescheuertes dazu, und dann hör ich auch nicht mehr hin… Eigentlich schade…

Samy: Ich mag Hip Hop, sehr sogar, immer noch! Aber ich stand und stehe immer mehr auf inhaltlich guten Rap wie Tribe Called Quest oder Gangstarr, die ganze intellektuelle Schiene ohne dieses triviale Geprotze. Trotzdem muss man Snoop Dogg einfach irgendwie lieben, der macht seit gefühlten 100 Jahren sein Ding und hat sogar die Eier, sich plötzlich Snoop Lion zu nennen; finde aber, dass es geilere Snoop-Tracks gibt, wie z.b What’s my name oder Drop it like it’s hot. Was ist eigentlich aus seiner Karriere in der Erwachsenen-Filmindustrie geworden?? Aber ganz klar, einen auf dicke Hosen machen hat im Hiphop schon immer ein bisschen dazugehört und geht somit auch völlig klar.

Andhim Walkmen

Adi: Find ich einfach nur geil, ganz ein eigenes Dingens die Musik.

Samy: Ich glaube, von Andhim haben wir so gut wie einfach jeden Track gespielt bis jetzt, und die zwei haben einfach alles richtig gemacht! Geile Typen halt, die es aber auch geschafft haben, einen eigenen Stil zu haben. Man erkennt eine Andhim-Nummer sofort, und DAS ist in meinen Augen erstrebenswert und verdient mein vollsten Respekt.

Jackson 5 ABC

Adi: Da tanze ich heute noch dazu, wenn’s beim Kochen im Radio läuft. Kann auch jeder mitsingen irgendwie. Meine größte Schwester hatte die Alben Thriller und Bad von Michael, die hab ich mir immer unglaublich laut über so große 80er-Kopfhörer reingezogen, manchmal einen ganzen Samstag nachmittag, bis es gepfiffen hat in der Schüssel…

Samy: Ja gut, da kann man jetzt nicht viel dazu sagen.. Sicher einer der besten Jackson 5-Songs, macht auch bald 40 Jahre später immer noch Laune, und man sieht schon damals das unglaubliche Talent von der tragischen Figur Michael Jackson.

Althea & Donna No more fighting

Adi: Leider gar nicht meins, da kann ich wie nix dazu sagen. Erinnert stark an meine sehr frühen Teenagerzeiten, als wir gekifft haben. Bob Marley fanden da natürlich alle groß, aber viel tiefer geht da mein Musikwissen in der Richtung ehrlich gesagt nicht.

Samy: Hab ich jetzt ohne Scheiss nicht gekannt! Ich mag aber Reggae, nicht Dancehall und schon gar nicht Reggaton usw.. Roots Reggae hat auf mich irgendwie eine beruhigende Wirkung. Muss wohl noch eine Nachwehe aus Jugendtagen sein, wo wir jeden Tag Bob Marley hörten und dazu kifften… Ich sollte wieder anfangen zu kiffen, find ich, und wenn ich mich nicht täusche, hat Bob Marley diesen Song aber auch gesungen?

Bonaparte Quarantine

Adi: Hab ich schon 2 Mal live gesehen! Geht live gut ab!

Samy: Hmm, nein. Das ist mir jetzt irgendwie zu gewollt und zu nervös. Live kann ich mir vorstellen, dass das abgeht und Sinn macht… Aber gut, hab’ ich mir jetzt Bonaparte endlich auch mal angehört, weil ich da immer soviel drüber lese, und die werden auch überall total abgefeiert! Live würde ich ihnen aber nochmal ‘ne Chance geben, aber Konserve ist’s nicht meins!

Animal Trainer Krambambuli

Adi: Da muss ich dazu sagen, dass wir noch nie ‘ne Nummer so schnell fertig hatten, da hat einfach alles gestimmt. Eine zeitlang konnte ich es nicht mehr hören, weil wir es soooo oft gespielt haben. Ich bin nicht mit jeder Nummer zufrieden, die wir jemals gemacht haben, gar nicht. Man denkt oft im Nachhinein, dass man etwas hätte anders machen können. Aber da steh ich dahinter. Ist aber ansonsten wirklich schwierig, was über die eigene Musik zu sagen. Man steckt da irgendwie zu tief drin, um das von außen noch natürlich zu beurteilen.

Samy: Es ist ein Graus und sehr schwierig, seine eigene Musik neutral zu beurteilen. Dieser Song steht aber irgendwie für sich und hat uns viele Türen geöffnet, und nach ca. 5 Millionen Mal spielen mag ich ihn immer noch, und mit dem Videoclip dazu haben wir in meinen Augen auch vieles richtig gemacht. Für mich ganz persönlich immer wichtig, weil wir ab Krambambuli wahrgenommen wurden und der Name Animal Trainer plötzlich auch über die Stadtgrenze hinaus bekannt wurde, was ich immer noch sehr toll finde 🙂

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