Fotos: Anamaria Tatu
Was für Zeiten, in denen wir leben. Jeder, so scheint es, hat Angst. Angst voreinander. So manch besorgter Bürger sorgt sich um sein Leben, obwohl er sich eher um seinen Charakter sorgen sollte. Versteckt sich hinter der Angst vor dem Unbekannten, eingewickelt in den Kokon der Bequemlichkeit. Brüllt Parolen, die ihm eine Illusion der Einheit geben. Eine Einheit, die er in sich selbst vermisst. Kaschiert seinen Rassismus mit Lügen von Frustration. Frustration über das eigene Leben, das so viel sicherer ist, als er weiß. So besorgt sind sie alle, dass sie nicht zu merken scheinen, dass wir alle merken wer sie sind. Und wir verurteilen.
Wir verurteilen all die wütenden Augen, die erbosten Worte, gesprochen im Unwissen. All das Feuer, gezündet an Orten der Zuflucht. Wir distanzieren uns von eurer Distanz zum Leben.
Um aus Fehlern zu lernen, muss man sich bewusst sein, was war. Um auf einen guten Weg zu kommen, sollte man die Vergangenheit mit all ihren falschen Abbiegungen kennen. Und der rechte Weg liegt nicht rechts. Wenn man sich heute umschaut scheint es, dass viele vergessen haben, wie viel zu weit schon mehr als ein Mal gegangen wurde. Wohin wir niemals wieder zurück wollen.
Es gibt keinen Schritt, den man in dieser Stadt tun kann, der nicht schon gegangen wurde. Der frei von Geschichte ist. Und wir auch nicht. Wir sind das Ergebnis aus tausenden Jahren von Geschichte und wir sind fähig, eine Zukunft zu bauen. Wir sind fähig zu Mitgefühl und Verstand. Wir sind fähig zu Liebe.
Heute ist es Zeit, sich zu erinnern. Sich daran zu erinnern, was war und die Sinnlosigkeit des Hasses anzumahnen. Und bewusst zu sein, sehr bewusst, über unsere Fähigkeit uns entweder zusammenzubringen oder uns auseinander zu reißen.
Berlin vergisst nicht. Merk dir das.
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Vielen Dank an Anamaria Tatu für die Einsendung dieser eindrucksvollen Fotos vom Holocaust Mahnmal in Berlin.
