Tanz mit mir, mein liebstes Berlin

Fotos: Min Kyung Choi

Liebstes Berlin, lass uns tanzen!

Trägst bereits Dein prächtigstes Sommerkleid und lachst Dein schönstes Lachen.

Endlich sind Deine Tage lang, Deine Nächte kurz. Verlieren sich ineinander. Haben keinen Anfang und kein Ende.

Die depressive Winterstimmung längst verziehen und vergessen. Düstere Novemberblues schmelzen mit meinem Zitroneneis um die Wette. Der Himmel gestrichen im strahlenden Blau.

Dass ist das Berlin in das ich mich verliebt habe! Alles blüht, alles lebt, alles tobt. Tagsüber in der Sonne baden und den Straßenmusikern lauschen.

Nachts die schillernden Gestalten im Mondlicht tanzen sehen. Genießen ist das halbe Leben.

Durch die Straßen zu laufen ist ein Fest für die Sinne. Coolness tropft Dir aus allen Poren. Der Schweiß des Exzesses hängt feucht in der Luft.

Aufgeladen mit Liebe, Lust, Plänen.

Mit dem Sommer beginnt das eigentliche Neujahr. Reisen, Träume, Abenteuer. Nun habe ich die Kraft Neues zu beginnen. Jeder Sommer hat seine Geschichte. Diese soll besonders spannend werden.

Die Welt kommt uns besuchen und bestaunen. Die Kamera gezückt um all den Trubel einzufangen. Legt sie lieber weg und feiert mit! So manch vergessene Nacht hat das Gefühl von Leichtigkeit zurückgelassen. Besser als tausend Fotos.

Hier sind wir frei. Zelebrieren für was andere so viele Jahrzehnte bitterlich gekämpft haben. Hier ist es geschafft. Oh, Du wunderbares Berlin. Du stehst für Gleichheit, Kunst, Liebe, Sünde, Freiheit.

Nie ist dies spürbarer als im Sommer.

Der Karneval der Kulturen findet hier jeden Tag statt. Mal im Kleinen und mal im Großen. Funkelnd und bunt sitzen die Nationen beisammen an der Spree. Zusammen ist man weniger allein. Zusammen lässt es sich besser schwelgen.

Wird mir der Tumult zu viel flüchte ich mich an einen Deiner vielen Seen. Befinde mich innerhalb einer Stunde in einer anderen Welt. Versinke im klaren, kalten Wasser. Oder im trüben, warmen. Das ist schon in Ordnung.

Grillgerüche ziehen durch die hellen Sommernächte. Untermalt vom Geschrei, Gejohle und Gelächter der trunkenen Feiernden.

Es gibt kein gestern und kein morgen. Es gibt nur jetzt. Dieser Moment wirbelt uns alle umher bis uns schwindlig ist. Der Rausch mit Dir ist doch der Schönste von allen.

Süffig und schwer wirst Du werden. Doch bis dahin haben wir noch ein paar Wochen.

Lass uns tanzen bis uns die Puste ausgeht und der Herbst uns mit seinem ruhigen, kühlen Atem in Empfang nimmt.

Komm schon. Tanz mit mir, mein liebstes Berlin.

* * *

Text: Marie F. Trankovits, Fotos: Min Kyung Choi

Marie F. Trankovits, 31 – quer durch die Welt gezogen bis Sie sich vor 6 Jahren in Berlin verliebt hat. Sie arbeitet momentan an Ihrer Schreibkarriere.

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