Bye Bye Winteralltag – Berlin-Eskapismus in Südtirol

De Facto hat es in Berlin im Jahre 2022-23 nur zweimal geschneit. Der Rest des Winters haben wir leider entweder mit fest zementierten grauen Wolken am Himmel oder mit abstrusen Sturmböen verbracht. Die meteorologische Situation war ehrlicherweise desolater als sonst. Aber umso stärker hat man nach zwei Jahren Lockdown die Lust auf ein Berlin-Eskapismus gespürt. Aber wohin? Wo gibt es also Schnee, frische Luft und nahezu immer gutes Wetter? In den Dolomiten! 

Visit Südtirol hat uns eingeladen, die dortige Ski- und Wanderregion zu erkunden und wir haben für euch unsere wichtigsten Highlights zusammengefasst. Tatsächlich ist jetzt die Saison beendet. Aber die meisten Tipps werden mit großer Wahrscheinlichkeit auch im nächsten Jahr ihre Gültigkeit behalten. Denn eines ist in den Bergen sicher: Beständigkeit. 

Die im südlichen Teil Südtirols befindlichen Dolomiten sind bekannt für die sonnenreichen Tage, für die meist dreisprachigen Ortsschilder (deutsch, italienisch, ladinisch) und wohl noch bekannter für die sogenannte Enrosadira, das Alpenglühen, welches die Berglandschaft in einen mystischen Zustand versetzt und um welches sich viele Sagen ranken, wie beispielsweise die des Königs Laurin und seines Rosengartens

Image: Giovanni Castellaz (CC BY-SA 4.0)

Wandersport
Neben dem traditionellen Alpin-Skisport, der in den Dolomiten unter anderem für den Dolomiti-Superski-Pass, (der es ermöglicht, zwölf verschiedene Skigebiete zu nutzen) und vor allem wegen der Sellarunde sehr beliebt ist, kamen in den letzten zwei Jahren Pandemie alternative Sportarten wie das Winter- und Schneeschuhwandern sowie die Skitour, bei denen es keinerlei Lifte bedarf, wieder mehr zur Geltung. Diese Gelegenheit haben wir genutzt, um eine geführte Wanderung von Corvara (dt. Kurfar) durch den verschneiten Wald hoch zur Berghütte La Marmotta zu machen. Diese ist bekannt für ihre besonders guten Knödelgerichte. Sehr empfehlenswert. 

Die zweite Winterwanderung führte uns von La Val (dt. Wengen) über die idyllischen Armentara-Wiesen zur Wallfahrtskirche La Crusc (dt. Heiligkreuz), welche bereits seit dem 15. Jahrhundert unter der Felswand des Heiligkreuzkofels im Naturpark Fanes-Sennes-Prags steht. Das benachbarte Hospiz gibt es seit Beginn des 18. Jahrhunderts und brachte lange Zeit Pilger unter. Heute dient das denkmalgeschützte Gebäude als Schutzhütte und auch da gibt es mittlerweile leckere Speisen zu erwerben. 

Gipfel stürmen & Geschichte erleben
Am nächsten Morgen führt uns unsere Reise zwei Täler weiter: nach Arabba. Wir schnallen uns also die Ski um und begeben uns auf die Marmolata, der sogenannten Königin der Dolomiten. Mit schwindelerregenden 3343 Metern ist sie der höchste Berg der Dolomiten und Teil der Marmolatagruppe, die einen der größten Gletscher der Dolomiten beherbergt. 

Dieses ist wie viele andere Orte in der Region auch in der jüngsten Geschichte von Bedeutung gewesen. So war auch die Marmolata im Ersten Weltkrieg ein Grenzberg zwischen Österreich-Ungarn und Italien, bei dem zur Nahrungsmittelversorgung Stollen in den Gletscher gesprengt wurden und eine regelrechte „Eisstadt“ errichtet wurde. 

Auch die sogenannte „Gebirgsjäger-Skitour“ erinnert an dieses dunkle Kapitel der Geschichte mit ihren vielen Opfern auf italienischer sowie österreich-ungarischer Seite. Die Tour führt rund um den durch Sprengung zum Einsturz gebrachten Gipfel des Col di Lana (dt. Blutberg) an der ehemaligen Front entlang. Kriegsspuren wie Stollen und Scharten sind noch vielerorts zu sehen. Die wohl spektakulärste und längste Abfahrt der Tour ist die Piste, die vom Lagazuoi-Berg nach Armentarola ins Tal führt.

Abendessen – von rustikal bis elegant 
So eine Tour kann sehr hungrig machen und wenn man rechtzeitig reserviert, kann man nirgendwo besser lokale Speisen genießen als im Maso Runch Hof, einem typisch ladinischen Gasthaus in Badia (dt. Abtei). Das traditionelle Menü besteht aus einer Gerstensuppe, Tutres (frittierte Teigtaschen mit Spinat-Ricotta-Füllung), Schlutzkrapfen (Spinat-Ricotta-Ravioli), Schweinshaxe-, rippchen oder Gulasch mit hausgemachten Knödeln bzw. Polenta sowie Apfelstrudel mit Eis. Das Ganze gibt es natürlich auch in vegetarischer Fassung. Doch nicht nur abends fasziniert das Gasthaus mit seinen urigen Stuben, auch tagsüber kann der familienbetriebene Hof besichtigt und Ferienwohnung gemietet werden.  

Im Kontrast dazu steht das moderne, minimalistische Guide MICHELIN Restaurant L’ostì in Corvara, welches durch seine extravagante italienische Küche und seiner biodynamischen Weinauswahl besticht. Auf Wunsch werden hier auch vegane Speisen zubereitet, die wirklich köstlich sind. Die Köche und das Personal machen ihrem Stern alle Ehre. 

Sterne schauen
Wer sich für mehr als Michelin-Sterne begeistert, kann bei der regelmäßig in allen Alta-Badia-Tälern stattfindenden Fackelwanderung mitmachen. Aufgrund der geringen Lichtverschmutzung kann man dabei die gut sichtbaren Sterne, Planeten und Sternbilder mit einem Astronomie-Experten bewundern. Mit Hilfe eines professionellen Teleskops werden die Sterne bzw. je nach Mondphase auch der Mond mit seinen Kratern sehr deutlich sichtbar. Im August dieses Jahres findet auch wieder die Dolomites Star Party statt, ein Festival, bei dem die Sternenbeobachtung im Rahmen von Konzerten stattfindet. Also unbedingt für den Sommer vormerken. 

Entspannen 
Während in anderen Tälern die Sonne bereits untergegangen ist, kann man in La Val (dt. Wengen) im kürzlich renovierten Hotel Plan Murin noch lange die Abendsonne im Spa-Bereich auf der Dachterrasse genießen. Der Rundumblick auf die Berge lässt diesen Ort zu einer wahren Oase der Ruhe werden. 

Der Erholungseffekt ist also vorprogrammiert.

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