Ein Versteckter Ort mit Ungehörten Klängen: Sound Kunst im Monom

Als das gesamte Nachtleben vor ein paar Monaten den Pause-Knopf drückte, mussten wir wirklich völlig neu überdenken, wie wir Berlin erleben. Das fiel uns besonders auf, als wir unsere Veranstaltungskalender zusammenstellten. Plötzlich war der Kalender leer, dann füllte er sich langsam wieder mit Streaming-Veranstaltungen, und schließlich kehrten die IRL-Veranstaltungen zurück, aber nicht in der gleichen Weise wie zuvor.

Die Klanginstallation ” Eleven Songs”, die vor einigen Wochen in der Halle am Berghain stattfand, war eine dieser Veranstaltungen, die auffiel: Durch ihren ikonischen Veranstaltungsort überbrückte sie die Sehnsucht nach einer Rückkehr der Clubkultur und unser Verlangen nach einem kulturellen und künstlerischen Erlebnis. Es war, wie nicht anders zu erwarten, ein großer Erfolg.

 

 

Aber dies ist eigentlich nicht die einzige Veranstaltung, bei der der Klang als Kunstform im Mittelpunkt stand. Seit einigen Monaten findet die Veranstaltungsreihe Sound Sculptures im Monom statt, einem ganz besonderen Ort im Funkhaus Nalepastraße. Wir haben schon einmal von diesem Ort gehört, sogar versucht, dorthin zu gehen, aber es hat die Ruhezeit nach dem Lockdown gebraucht, bis wir uns endlich die Zeit genommen haben, uns wieder dorthin hinauszuwagen und genauer hinzuschauen – oder besser: genau zuzuhören.

Im Monom befindet sich ein ganz besonderes Lautsprechersystem, das von 4DSOUND System entwickelt wurde. Es als Lautsprechersystem zu bezeichnen, ist eigentlich eine Untertreibung – in Wirklichkeit ist es ein Instrument, und die 48 Lautsprecher, die in einer Säulenformation installiert sind, sind eigentlich nur ein Teil davon. Das Instrument wurde entwickelt, um die Möglichkeiten des Raumklangs zu erforschen. Im Rahmen eines Residency-Programms können Klangkünstler bei Monom Stücke komponieren und dabei die Vorteile der innovativen Technologie voll ausschöpfen. Die oben erwähnte Veranstaltungsreihe machte diese Stücke dem Publikum in speziellen Hörsitzungen zugänglich, die in völliger Dunkelheit stattfinden.

 

  

 

Bei unserem Besuch wurde der Schleier für uns gelüftet, und wir bekamen Monom und das 4DSOUND-System bei Tageslicht zu sehen. Es ist ein beeindruckender Aufbau mit industriellen Rastersäulen, die eher an eine aufwendige Clubdekoration als an Lautsprecher erinnern. Wir bekamen Auszüge aus mehreren Stücken der Künstler zu hören. Es war zweifellos eine überwältigende Erfahrung, denn der Klang war anders als alles, was man bisher gehört hat, und er bewegt sich um einen herum wie ein Objekt, das sich den Gesetzen der Physik widersetzt. Es ist wirklich schwer zu beschreiben, was ich gehört habe. Es ist keine Musik, es sind auch keine Klangeffekte, es ist akustische Kunst. Man muss sich auf jeden Fall die Zeit nehmen und es über sich ergehen lassen und versuchen, die Erwartungen an eine “Hör-Session” loszulassen.

Ein Stück, das mir besonders aufgefallen ist, war “Lost Spaces: Rainforests” [Verlorene Räume: Regenwälder] von William Russell. Es ist das, was er als einen fiktiven Naturdokumentarfilm beschreibt. Es ist eine hypnotische Klanglandschaft aus geschichteten Dschungelgeräuschen, die sich mit Stimmen, künstlichen Geräuschen und sogar Musik vermischt und es schafft, allein durch den Ton eine verständliche Geschichte zu erzählen. Es ist sehr beeindruckend und bewegend – eine starke Aussage über die Umweltkrise, in der wir leben.

 

 

Wenn ihr jetzt neugierig auf diese besondere Erfahrung seid, empfehle ich euch, euch eine der kommenden Veranstaltungen anzusehen. An diesem Wochenende wird es eine weitere Sound Sculptures-Veranstaltung geben. Sowohl am Samstag als auch am Sonntag wird es fünf zweistündige Sitzungen geben, die um 14h, 16h, 18h, 20h und 22h beginnen und für die hier Karten reserviert werden können. Aufgrund der Covid-Maßnahmen sind nur wenige Personen pro Sitzung zugelassen, also bucht eure Tickets bald! Nach jeder dieser Sitzungen werden die Zuhörer zur Lounge geführt, wo sie Getränke trinken und sich unterhalten können. Wir hoffen, euch dort zu sehen!

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Frank

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Frank ist der Gründer und Chefredakteur von iHeartBerlin. Er fotografiert, macht Videos und schreibt Texte - in der Regel über das, was in Berlin gerade abgeht. Seine Vision und Interessen haben iHeartBerlin seit der Gründung in 2007 geformt - und Frank hofft, dass er noch viele weitere Jahre das Beste von Berlin hervorheben wird.