Auf Abstand: Ein Enthüllender Blick auf Social Distancing

Fotos: Aja Jacques. 

Aja Jacques is one of the artists from our Uncensored Berlin exhibition that we hosted back in 2018 and that dealt with censorship of artists through social media platforms. Aja was not only one of our muses acting as a model for several of our photographers, but she also exhibited her own photos. Her new project “At A Distance” is a series of analog nude self-portraits she took with several fellow Berliners in prominent public places – at a safe distance of two meters. We talked with her about the series and about how the quarantine has been for her so far.

Auch wenn die Pandemie und die Quarantäne für Künstler*innen und Kulturschaffende wirtschaftlich ziemlich verheerend waren, so waren sie auf jeden Fall eines nicht: uninspirierend. In den letzten Wochen haben wir ganz wunderbare Einsendungen von Fotograf*innen und Künstler*innen erhalten, die sich alle mit den verschiedenen Aspekten der Pandemie und ihrem Einfluss auf unser Leben beschäftigen, darunter die Stay At Home-Serie, die Corona-Comics und ein kurioser Techno-Song. Das jüngste Projekt, das wir Ihnen heute vorstellen wollen, befasst sich speziell mit einer der Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus: der sozialen Distanzierung.

Aja Jacques ist eine der Künstlerinnen aus unserer Ausstellung Uncensored Berlin, die wir 2018 veranstaltet haben und die sich mit der Zensur von Kunst durch Social-Media-Plattformen beschäftigte. Aja war nicht nur eine unserer Musen, die mehreren unserer Fotografen als Modell diente, sondern sie stellte auch ihre eigenen Fotos aus. Ihr neues Projekt “At A Distance” ist eine Serie analoger nackter Selbstporträts, die sie mit mehreren Berliner Kolleginnen und Kollegen an prominenten öffentlichen Orten aufgenommen hat – in einem Sicherheitsabstand von zwei Metern. Wir sprachen mit ihr über die Serie und darüber, wie die Quarantäne für sie bisher war.

 

 

Wie hast du die letzten Wochen der Quarantäne erlebt?

Die Quarantäne war für mich ein bisschen wie eine Achterbahnfahrt. Ich hatte Zeiten tiefer Depressionen, aber auch Zeiten tiefer Dankbarkeit, Ruhe und Inspiration. Aber während der ganzen Zeit war die Konzentration auf das Schaffen von Kunst zentral für meine Erfahrung.

Hat sich deine Kreativität und Inspiration in dieser Zeit sehr verändert?

Meine Kreativität hat definitiv zugenommen. Ich hatte weniger Arbeit zu erledigen und weniger Veranstaltungen zu besuchen, und damit mehr Zeit, mich inspirieren zu lassen und mich auf persönliche kreative Projekte zu konzentrieren! Sobald die Vorschriften zur Abstandsregel in Kraft getreten waren, waren meine ersten Gedanken: “Wie kann ich innerhalb dieser neuen Vorschriften mit anderen Kunst schaffen? Wie kann ich erfassen, was ich durchmache und was wir alle durchmachen”, und so entstand die Idee zu diesem Projekt.

Wie hast du die Porträtpartner für deine Serie ausgewählt?

Ich habe einen Aufruf in meinen privaten Social-Media-Kreisen veröffentlicht. Aus den Leuten, die an einer Teilnahme interessiert waren, habe ich mein Bestes getan, um eine vielfältige Gruppe auszuwählen. Die meisten Teilnehmer waren Leute, die ich bereits kannte, aber einige von ihnen traf ich für dieses Projekt zum ersten Mal.

 

 

Wie denkst du über Sinnlichkeit und Sexualität in Zeiten von “Social Distancing”?

Nun, eines möchte ich anmerken: Bei diesem Projekt geht es, zumindest für mich, nicht um Begierde und Sexualität. Nacktheit ist nicht von Natur aus sexuell (obwohl uns oft gelehrt wird, dass sie es ist). Ich habe mich dafür entschieden, diese Fotos nackt zu fotografieren, weil ich wollte, dass die Menschlichkeit und zeitlose Reinheit meiner Themen und meiner Person im Mittelpunkt stehen. Wenn wir Kleider getragen hätten, hätte es einen zusätzlichen Fokus auf Stil und Mode gegeben, was ich vermeiden wollte.

Aber um deine Frage zu beantworten – Begierde und Sexualität waren in dieser Zeit definitiv eine interessante Sache, in der man sich als Single zurechtfinden musste. Der erzwungene Zölibat war für mich ein ziemlich unangenehmer Teil der Quarantäne, obwohl er nicht so schlimm ist wie das Fehlen einer auch nur platonischen menschlichen Berührung! Ich habe mehr Zeit gehabt, meine Wünsche und Sehnsüchte in Beziehungen zu bedenken, und ich freue mich darauf, diese Klarheit in Zukunft in Beziehungen zu bringen. Generell bin ich sehr neugierig darauf, wie sich unsere Gewohnheiten in Bezug auf Dating und Sex in der Gesellschaft insgesamt verändern werden, wenn das alles vorbei ist!

 

 

Folgt Aja auf Instagram als Fotografin unter @aja.jacques und als Model unter @aja.jane.

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Frank

Author

Frank ist der Gründer und Chefredakteur von iHeartBerlin. Er fotografiert, macht Videos und schreibt Texte - in der Regel über das, was in Berlin gerade abgeht. Seine Vision und Interessen haben iHeartBerlin seit der Gründung in 2007 geformt - und Frank hofft, dass er noch viele weitere Jahre das Beste von Berlin hervorheben wird.