Ein Fünkchen Optimismus als Single in der Selbstisolierung

Fotos: Kinga Cichewicz

Gerade als ich dachte, dass das Single-Dasein in Berlin nicht unangenehmer werden könnte, ist der Schwierigkeitsgrad durch die Pandemie in die Höhe geschnellt. Es fühlt sich plötzlich so an, als ob man im Grunde genommen alle coolen Berliner Single-Privilegien wegnimmt, und dazu noch alle Lasten tragen muss. Ironischerweise würden sich Singles in der Zeit vor Corona manchmal über genau die Dinge ärgern, die uns in der gegenwärtigen Isolationssituation tatsächlich Trost bringen können.

 

Das Einzelbett

 

Ein Einzelbett gehört vielleicht nicht zum perfekten Szenario, um jemanden zu Besuch zu haben, aber heutzutage ist es ganz praktisch. Zunächst einmal lässt es euch mehr Platz in einem vielleicht schon überfüllten WG-Zimmer – ihr könnt also vielleicht eure Yogamatte ausrollen und versuchen, in die dringend benötigte Achtsamkeit zu gelangen. Zweitens braucht ihr viel weniger Zeit, um euer Einzelbett zu machen, was ein Guten-Morgen-Ritual und die halbe Miete für diejenigen von uns sein kann, denen es schwer fällt, mit ihrem Tagesplan voranzukommen.

 

 

Ein Nerd sein

 

Erinnert ihr euch an all die möglichen Partner, die sich bei Dates, die zu einem hohen Prozentsatz aus unbehaglichem Schweigen bestanden, zu Tode gelangweilt haben? Nun ist aber dein Moment gekommen, denn ein Nischenhobby zu haben, um sich zu unterhalten, ist eine legitime Bewältigungsstrategie in Zeiten, in denen man zu Hause bleiben muss.

 

 

Mitbewohner 

 

Wenn ihr jemanden zu euch einlädt, wenn ihr nicht allein lebt, kann das zu einigen Lärmbeschwerden am nächsten Morgen führen. Doch in Corona-Zeiten scheinen all diese Überlegungen zweitrangig zu sein: Wichtig ist einfach, jemanden zum Reden zu haben, der kein zerfleddertes David-Bowie-Poster ist, das man im Sommer im Mauerpark gekauft hat, als man gerade nach Berlin gezogen ist.

 

 

 

Leben außerhalb des Rings

 

Eine Adresse ausserhalb des Rings ist in der Regel nicht sonderlich gefragt. Aber wenn es keine Ausflüge zu planen oder Partys zu besuchen gibt, lernt man das Gefühl der Anonymität zu schätzen, das man wahrscheinlich in seiner uncoolen Nachbarschaft hat. Das geht einher mit der verminderten Wahrscheinlichkeit, jemandem zu begegnen, den man vielleicht nicht nur wegen Corona nicht besonders herzlich begrüßen würde.

 

 

Der Biorhythmus 

 

Früher konnte man seinem Biorhythmus die Schuld dafür geben, dass man in der Ringbahn nach Hause eingeschlafen ist oder seinen Freunden nicht zum Club folgen konnte, aber heutzutage ist es ganz anderes. Man kann nur dankbar sein für einen biologischen Mechanismus, der einem hilft, zwischen Tag und Nacht zu unterscheiden und so in Zeiten der Selbstisolierung eine gewisse Struktur zu erhalten.

 

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Michalina

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