HUSH zeigt die leeren Berliner Clubs während des Lockdowns

Fotos: Marie Staggat. 

Nur wenige Monate nachdem ich in die Stadt gezogen war, wollte ich als frischer Berliner die berüchtigten Berliner Clubs entdecken. Zu dieser Zeit war ich weder Techno-Hörer noch Raver, aber ich hörte reichlich Erzählungen über Berliner Clubs, die mich von Anfang an begeisterten. Es war erst ein paar Monate her und irgendwie hatte ich es geschafft, ins Berghain zu kommen. Ich war dilettantisch aufgeregt. Nicht wissend, was auf mich zukommen würde, fühlte ich mich verwirrt, war aber gleichzeitig neugierig darauf, dabei zu sein. Wenig wusste ich, dass in den folgenden Monaten die Berliner Nachtclubs ein untrennbarer Teil meines Lebens werden würden. Zwischen Tanzen, Schwitzen, Intimität und der Hingabe an den Moment wurden sie zu meinem Mekka für eine sex-positive Umgebung, in der ich nichts anderes vorgeben musste als mein sehr queeres Selbst.

Letztes Jahr jedoch, auf dem Höhepunkt der Pandemie in unserer Stadt, brach das Schweigen über die Wände der Clubs herein und sie waren bald der völligen Einsamkeit überlassen. Die Fotografin Marie Staggat und der Journalist Timo Stein fangen diese nicht wiederzuerkennenden Clubräume und die stürmische Stille in ihrem neuen Fotobuch HUSH: Club Culture In Times Of Silence ein. Von April 2020 bis Dezember 2020 haben sie auf 360 Seiten mit Interviews, Beobachtungen und Fotos ihre Eindrücke von verlassenen Clubs gesammelt und spiegeln die unausweichliche Verzweiflung, die von starkem Optimismus begleitet wird.

 

Staggat und Stein sagen: “Auf den ersten Blick ist HUSH ein Buch über Clubs während der Coronavirus-Krise, auf den zweiten Blick ist es auch ein Buch darüber, was Heimat sein kann.”. Sie besuchten über 40 Berliner Clubs und interviewten und fotografierten DJs, Barkeeper, Hausmeister, Betreiber, Talent Booker, Türsteher und Hausmeister, die Angst haben, die Räume zu verlieren, mit denen sie nicht nur ihren Lebensunterhalt verdienen, sondern auch einen Ort, den sie Zuhause nennen. Sie geben einen Einblick in ihre Geschichten und Räume während der härtesten Zeit der Berliner Clubkultur. Wir werden in das Leben von Berliner Nachtclub-Protagonisten eingeführt, die sich in die Ecken von alten Brauereien, Kraftwerken, S-Bahn-Bögen, Parkhausdächern, Einfamilienhäusern, Stellwerken, Hinterhöfen, Gewölbekellern, Booten und Kutschenhäusern verkrochen haben. HUSH nimmt uns mit zu einer einzigartigen Erfahrung von Berliner Subkultur mit ungebrochener Kreativität und Freiheit, verurteilt zu Verlassenheit und Entfremdung. Es lässt uns mit der Frage zurück, was nach der Corona-Krise von unserer Nachtleben-Kultur übrig sein mag.

HUSH ist am 1. März 2021 im Parthas Verlag erschienen und kann hier bestellt werden. Mit dem Erlös aus dem Verkauf werden die Clubs unterstützt, die an dem Buch mitgewirkt haben.

 

 

 

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Burak

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