Die Bizarre Welt von Extraweg: Ein Interview mit dem Berliner Künstler

Vor etwas mehr als einem Jahr begann der Motion Designer Oliver Latta alias Extraweg seine Animationsvideos auf Instagram zu teilen und es dauerte nicht lange bis sich Hunderttausende von Menschen in seine ungewöhnlichen und fesselnden Kunstwerke verliebten. Besonders seine neueren Videos, die sich durch ihre einzigartig klare Struktur und pinke Farbgebung, wie auch die Elastizität seiner Figuren auszeichnen, faszinierten eine ganze Generation von Social-Media-Nutzern und ließ uns mit der Frage zurück: Was hat er geschaffen, der den Betrachter so stark in Anspruch nimmt? Bevor du dich in einem seiner fesselnden Loop-Videos verirrst, schau mal bei unserem Interview mit ihm rein. Er, der uns durch seine Video auf Facebook auf sich aufmerksam gemacht hat, hat eine besonders wichtige Nachricht was das angeht: Finde Inspiration in allem und überall – besonders außerhalb des Handybildschirms.

Wir freuen uns über deinen viralen Erfolg auf Facebook! Kannst du dir vorstellen, was den Leuten an deiner Kunst gefällt?

Zuerst möchte ich mich für euer Interesse an meiner Arbeit bedanken.

Es hat alles mit Instagram begonnen – im März letzten Jahres habe ich angefangen dort die ersten Animationen zu veröffentlichen, um mich persönlich als Motion Designer weiterzuentwickeln.  Schon mit dem ersten Post habe ich viele positive Kommentare erhalten.

Grundsätzlich denke ich, dass die Leute durch die Animationen zum Denken angeregt werden, was man durch die vielzähligen Interpretationen in den einzelnen Kommentaren der Videos erkennen kann.

Man muss bedenken, dass 90% der Informationen, die durch unser Gehirn wahrgenommen werden visuell sind. Auch wenn es in ästhetischer Hinsicht einfach gestaltet aussieht, sind die Videos, die ich erstelle, sehr komplex. Sie verlangen aufwendige Technik, um genau das zu repräsentieren, was ich mir vorstelle. Jede Sekunde erfordert viele Stunden intensiver Arbeit.

 Wenn du deinen Werken eine Thematik zu schreiben müsstest, welche wäre das?

Ich denke nicht, dass es möglich ist meiner Arbeit eine bestimmte Thematik zuzuordnen. Normalerweise werde ich durch alltägliche Situationen inspiriert, ich mag es mit diesen zu spielen und diese auf einer mehrdeutigen und neuen Art und Weise wiederzugeben.

Für mich ist es sehr wichtig den Fokus nicht allzu sehr in eine Richtung zu lenken. Ich versuche die Zuschauer neugierig zu machen und sie zum Nachdenken anzuregen – jeder sollte seine eigene Interpretation für das finden, was man sieht.

Deine Animationen (wie beispielsweise das hängende Menschenknäuel über dem geöffneten Mund) wirken teilweise gesellschaftskritisch. Gab es ein Ereignis was dich speziell beeinflusst hat diese Bilder zu produzieren?

Es ist wahr, dass man in jedem Post eine gewisse soziale Kritik erkennt, aber wahr ist auch, dass sich diese nicht auf eine bestimmte Situation beziehen.

Als Künstler versuche ich den Fokus darauf zu legen, Empfindungen beim Zuschauer zu provozieren, die oft als unangenehm empfunden werden und ihn aus seiner Komfortzone heraus katapultieren, um eine eigene Interpretation des Gesehenen zu erlangen.

Ich interessiere mich dafür, mit der Mehrdeutigkeit zu spielen und ich genieße es die verschiedenen Kommentare/Beiträge zu meinen Animationen zu lesen.

Obwohl sich deine Animationen mit Gewalt und Tod auseinandersetzen, wirken sie nie bedrohlich. Woher kommt dein Interesse an dem Thema?

Gewalt ist allgegenwärtig, wenn wir die Zeitung öffnen oder den Fernseher anschalten, und der Tod gehört zum Leben dazu. Jedoch zu behaupten, dass meine Videos von Tod und Gewalt handeln, scheint für mich zu kategorisch und wie ich zuvor sagte, wäre das lediglich deine persönliche Interpretation.

Ich nutze meistens monochrome Materialien, helle Farben und etwas verlangsamte Bewegungen, um nicht zu sehr vom Inhalt abzulenken. Ich denke, dass könnte der Grund dafür sein, dass meine Animationen nie bedrohlich wirken.

Ist es Zufall, dass die Figuren aus deinen Videos an Sexpuppen erinnern?

Das ist ein sehr interessanter Ansatz, worüber ich, ehrlich gesagt, vorher noch nie nachgedacht habe. Allerdings, ist dies eine persönliche Interpretation.

Wie aber bereits gesagt, versuche ich die Animationen so einfach wie möglich zu gestalten, um den Zuschauer nicht abzulenken – Nacktheit wird in diesem Sinne eher als Grund ästhetische Einfachheit gewählt.

Manche deiner Videos sind schon recht provozierend, hast du bereits negatives Feedback erhalten und wie gehst du damit um?

Wenn man versucht die Zuschauer zu provozieren, muss man mit Kritik oder negativen Kommentaren rechnen, das ist Teil des Spiels. Ich akzeptiere das. Bisher habe ich mich allerdings noch nie persönlich angegriffen gefühlt.

Was sind deine Pläne für das neue Jahr? Gibt es bereits Projekte, von denen du uns erzählen möchtest?

Ehrlicherweise bin ich immer noch (positiv) geschockt über die gute Wahrnehmung meiner Animationen und der unzähligen Anfragen, die ich jeden Tag erhalte.

Ich werde immer ein offenes Ohr haben für interessante Anfragen, aber momentan bin ich glücklich bei der Agentur, in der ich in Berlin arbeite. Ich habe die Möglichkeit mit einem tollen Team an großen und internationalen Kampagnen teilzunehmen.

Verrate uns zum Abschluss bitte 3 deiner liebsten Künstler-Accounts auf Instagram, denen du folgst und warum!

Die Welt ist voll von unbekannten Menschen mit unterschiedlichen Ideen und großem Talent. Es ist schon fast magisch, wenn man sich vorstellt durch eine App wie Instagram, von Zuhause aus so viele Menschen zu erreichen.

Anstatt verschiedene private Accounts zu nennen, würde ich an dieser Stelle gerne die Menschen ermutigen, ihre Augen zu öffnen und nach Inspirationen zu suchen, in allem, was uns begegnet.

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Franziska

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