Foto: Keith Telfeyan.
Während die effektive Einführung des Impfstoffs den Menschen in Großbritannien bereits ein Stück Normalität zurückgebracht hat, kämpft Deutschland immer noch mit der Pandemie und versucht, sie mit verschiedenen neuen Einschränkungen zu bekämpfen. Diese ändern sich so häufig, dass es manchmal schwer ist, den Überblick zu behalten, und nach Meinung einiger zielen sie nicht ausschließlich auf die riskantesten Verhaltensweisen ab. So sieht es auch die Clubcommission Berlin, die in ihrer jüngsten Stellungnahme das Verbot von organisierten Open-Air-Veranstaltungen kritisiert.
Die Clubcomission Berlin, das selbsternannte “Netzwerk für Berliner Clubkultur”, hat eine Stellungnahme mit dem Titel “Lockout statt Lockdown” herausgegeben, in der sie erklärt, dass von organisierten Open-Air-Veranstaltungen, die den Hygienevorschriften folgen, nicht so viel Infektionsgefahr ausgeht wie von privaten Indoor-Veranstaltungen. Wie es in der Erklärung heißt, “ist [es] wissenschaftlich erwiesen, dass COVID-19-Infektionen fast ausschließlich in geschlossenen Räumen stattfinden.”
Die Clubcommission macht darauf aufmerksam: “Mit Open-Air-Veranstaltungen im vergangenen Jahr haben […] zahlreiche Veranstalter:innen unter Beweis gestellt, dass Veranstaltungen im Freien mit durchdachten Hygienekonzepten und unter Einhaltung der Masken- und Abstandsregelungen möglich sind.” Nach Lutz Leichsenring: “Im Nachhinein stellt sich heraus, dass Veranstaltungen und Treffen unter freiem Himmel die Lösung sind und nicht das Problem. Nicht die zahlreichen Open-Air Veranstaltungen im vergangenen Sommer haben zu steigenden Infektionszahlen geführt, sondern schlecht belüftete Innenräume wie private Wohnzimmer oder Großraumbüros.”
Und während solche Indoor-Veranstaltungen ebenfalls verboten sind, argumentiert die Clubcomission, dass “diese privaten Treffen in geschlossenen Räumen nach Erkenntnissen einer Studie des irischen Health Protection Surveillance Centre für 99,9 % der Ansteckungen verantwortlich [sind].”
photos: Keith Telfeyan
Wir denken, dass die Berliner Clubcommission einige berechtigte Punkte anspricht, die besonders jetzt, wo der Sommer vor der Tür steht, relevant sind. Wie Pamela Schobeß es ausdrückt: “Alle Menschen sehnen sich nach Kultur, ein Theaterstück zu besuchen, einer Lesung zu lauschen oder zu Musik zu tanzen. Solche Veranstaltungen unter freiem Himmel geben den Berliner:innen nicht nur Lebensqualität zurück, sie sind auch aus pandemischer Sicht viel sicherer als private Treffen in geschlossenen Räumen. Wir müssen genau solche Angebote machen, um das Aufkommen von privaten Zusammentreffen zu verringern. Das ist ein Weg, die Pandemie in den Griff zu bekommen.”
Wie der jüngste Skandal um die Bottega-Venetta-Party gezeigt hat, werden die Pandemievorschriften von denjenigen nicht ernst genommen, die privilegiert genug sind, ihnen zu entgehen oder sie zu umgehen. In der Zwischenzeit ist die Lockdown Fatigue real – und die ständig wechselnden Einschränkungen tragen wenig dazu bei, sie zu lindern. Die Aufhebung des Verbots von Versammlungen unter freiem Himmel könnte die dringend benötigte Möglichkeit bieten, mit Freunden abseits des Bildschirms zu interagieren, ohne auf heimliche Hauspartys zurückgreifen zu müssen.
Die derzeitige schleppende Einführung des Impfstoffs gibt uns nicht das Gefühl, dass ein Ende der Pandemie in Sicht ist. Aber während wir darauf warten, dass Berlin sich wieder in die Stadt verwandelt, die wir einst kannten, fühlt es sich an, als bräuchten wir etwas, das uns an unsere besten Tage hier vor Corona erinnert.
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