Die Pyramid Party ist das neue verrückte Drag Ritual, das Berlin jetzt unbedingt braucht

Könnt ihr euch vorstellen, mit einem Haufen außerirdisch anmutender Dragqueens in Oberschöneweide nüchtern abzuraven? Ich auch nicht, bis ich auf der Pyramid Party war. 

In den letzten Jahren habe ich in Berlin so einiges erlebt. Vor etwa 16 Jahren kam ich als junger und neugieriger Psychologiestudent in diese Stadt und ahnte nicht, welche Achterbahnfahrt mich und meinen Körper erwarten würde. Doch im vergangenen Februar wurde ein bestimmtes Ereignis zu einem ganz besonderen Erlebnis. Die Pyramid Party. Bevor sich dieses besondere Ereignis an diesem Wochenende wiederholt, möchte ich meine Erfahrungen vom letzten Mal, als ich dort war, mit euch teilen. 

Weit weg im Niemandsland von Oberschöneweide entsteht gerade etwas. Der neue Kunstraum Mahalla, der erst letzten Sommer unter der Leitung von Ralf Schmerberg eröffnet wurde, ist ein Ort, den man sich unbedingt ansehen sollte. In diesen riesigen Hallen haben verschiedene Künstler ihre Atelier-Räume, und es finden dort viele Ausstellungen und Konzerte statt. Hier hatte ich im vergangenen Februar die Gelegenheit, meine erste Pyramid Party zu erleben. Die Bezeichnung Party ist vielleicht irreführend. Es handelt sich nämlich eher um ein von Drag Queens inszeniertes Ritual, das dich zu neuen geistigen Zuständen führt (ob du daran glaubst oder nicht). 

 

Foto: Ralph Schmerberg

Foto: Sebastiaan Letuce

Foto: Sebastiaan Letuce

 

Foto: Sebastiaan Letuce

 

Die Organisatorin der Pyramid Party ist die Drag Queen Marlena Shiva, auch Boto genannt. Die in Berlin lebende australische Musikerin mit japanischen Wurzeln spielt bereits auf einem Didgeridoo, als die Gäste eintreten. Bevor das Tanzen beginnt, leitet Shiva eine sogenannte Kundalini-Atemmeditation an. In ihrem Outfit sieht sie aus wie eine Mischung aus japanischem Schulmädchen und indigener Schamanin. Ihr Habitus hingegen ist ein Remix aus Hohepriesterin und genervter Dame der Ausländerbehörde. Andere Drag-Prinzessinnen tanzen um sie herum, während Shiva Instrumente aus verschiedenen Kulturen spielt und eine Meditationstechnik nach der anderen anleitet. Ich erinnere mich, wie die Frage “Ist das kulturelle Aneignung?” in meinem Kopf auftaucht. Aber hier prallen so viele Kulturen, Gewohnheiten und Ideen aufeinander, dass nichts kulturell Ursprüngliches fehlinterpretiert zu werden scheint.  

 

Foto: Sebastiaan Letuce

 

Nach etwa einer Stunde verschiedener Meditationsübungen, wie z. B. den Daumen in den Himmel halten, die Zunge herausstrecken, mit den Händen Wellen malen und in einem speziellen Rhythmus einatmen, mündet alles in die Tanzmeditation “Dose of Pleasure” des philippinisch-kanadischen Tänzers Alvin Collantes, der heute auch in Drag hier ist. Und jetzt fangen wir alle an, uns zu schütteln und um das Feuer zu tanzen. Gegen 21 Uhr verließ ich eher euphorisch aber ansonsten klar die Party, während andere bis Mitternacht blieben, wenn die Pyramid Party zu Ende geht.  

 

Foto: Sebastiaan Letuce

Diesen Sonntag, den 8. Mai ab 17 Uhr, kommt die Pyramid Party zurück in die Mahalla. Alle Infos dazu findet ihr in unserem Eventguide oder hier auf der Website

 

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