Fotos: Lovis Ostenrik.
In den letzten Wochen wurde es fast zu einem Mantra: Bleib zu Hause! Angela Merkel hat es gesagt, Virenexperte Drosten hat es gesagt, deine Mutter hat es gesagt, wir haben es gesagt. Jeder hat es in den Ohren und auf den Lippen.
Aber was bedeutet es für alle, zu Hause zu bleiben? Es ist sicherlich nicht für jeden das Gleiche. Wenn man allein in einer dunklen Einraumwohnung im Hinterhof lebt, kann es durchaus irgendwann anfangen, sich klaustropobisch anzufühlen. Aber wenn man das Glück hat, in einem großen hellen Altbau mit Balkon (oder noch besser: Garten) zusammen mit seinen Lieben zu wohnen, kann es am Ende auch ganz gut gehen. Egal, ob es ein großes oder nur ein kleines Opfer ist, die Bedeutung als eine der wichtigsten Maßnahmen zur Bekämpfung dieser Pandemie ist nicht von der Hand zu weisen.
Der in Berlin lebende Fotograf und Art Director Lovis Ostenrik übernahm dieses sich abzeichnende Mantra und machte es zum Titel seiner neuen Fotoserie, die er unter dem gleichnamigen Instagram-Account veröffentlicht. Als wir darüber stolperten, waren wir sofort von der Idee und den Fotos begeistert. Also wandten wir uns an ihn und fragten ihn, wie diese Fotos entstanden sind:
“Ich reise viel für die Arbeit, und wo immer ich hingehe, versuche ich instinktiv, ein Gefühl für den Ort zu bekommen, indem ich Interaktionen, Geschwindigkeit, Aufmerksamkeit, Körpersprache und alle Unterschiede zu den anderen Orten aus meiner Erfahrung beobachte. Ein bisschen so, als wäre ich in ein neues organisches und dynamisches Uhrwerk eingetaucht”, erklärt er.
“Berlin, als meine Heimatstadt, hatte und hat immer einen besonderen Platz in meiner Sammlung von Uhrwerken, wegen seiner Einzigartigkeit, die ich immer noch nicht wirklich in Worte fassen kann, ohne kitschig zu klingen. Als die soziale Isolation begann, bemerkte ich, dass dieses besondere Gefühl für mein Heimat-Uhrwerk – wie nah oder entfernt seine Individuen mir auch immer waren – am Verschwinden war, und ich dachte über mögliche Wege nach, die individuellen Bemühungen zu dokumentieren, sich gegenseitig zu beschützen – und gleichzeitig dieses einzigartige Gemeinschaftsgefühl zurückzubringen. Da erwachte ich mit der Idee, Menschen in ihren Fenstern zu fotografieren.”
Während seiner Recherchen für das Projekt stieß er in Litauen auf einen anderen Fotografen, Adas Vasiliauskas, der bereits genau so eine Serie begann. Im Geiste der Gemeinschaft beschloss er daher, diesen Fotografen zu erwähnen, wann immer er über seine eigene Serie sprach.
Was mit einigen Freunden begann, entwickelte schnell ein Eigenleben, und jetzt sieht man Lovis durch die Stadt radeln, um Menschen in ihren Fenstern zu fotografieren. Wir finden die Ergebnisse wirklich schön, und wir lieben die Vielfalt der Lebenssituationen der Berliner, die man zu sehen bekommt.
Wenn auch ihr gerne fotografiert werden möchtet, nehmt Kontakt mit Lovis über seinen StayathomeBerlin Instagram-Account auf. Und vergesst nicht: Bleibt zu Hause, soviel ihr könnt!