Kurioses Berlin – Zehn Dinge, die ihr über unsere Lieblingsstadt noch nicht wusstet

Ihr kennt Berlin wie die Innenseite eurer Hosentasche? Euch kann niemand etwas vormachen, wenn es um Fakten rund die deutsche Hauptstadt geht? Wir wagen einen Versuch und präsentieren euch zehn kuriose Dinge, die ihr vielleicht gar nicht auf dem Schirm hattet. Und mit denen ihr beim nächsten Besuch von Nicht-Berliner:innen glänzen könnt. Ob historisches Ereignis, Statistiken zu tierischen Exkrementen oder waschechte (und weniger echte) Berliner Biografien – diese Punkte zeigen, dass uns Berlin auch im Jahr 2023 noch überraschen kann.

Immer auf Nummer sicher

Im Jahr 1912 ermöglicht der Gummifarbrikant Julius Fromm die sexuelle Revolution von Berlin-Mitte aus: Er taucht einen Glaskolben in eine Latexlösung – und erfindet damit das erste hauchdünne und nahtlose Markenkondom. Unter dem Firmennamen “Fromms Act” vermarktete er das Kondom als “Fromms” bzw. “Frommser” – Werbeslogans wie „Wenn’s euch packt, nehmt Fromms Act“ sorgten dafür, dass die Begriffe binnen kürzester Zeit umgangssprachlich zu Synonymen für Kondome wurden.

 

 

Einmal Retoure, bitte!

Zahlt man jemanden etwas heim, bezeichnet man diese Rache sprichwörtlich als Retourkutsche. Doch wusstet ihr, dass im Berliner Volksmund die wohl berühmteste “Retourkutsche” mehr als nur ein Sprichwort ist? Der Begriff dient nämlich auch als Spitzname für die Quadriga des Brandenburger Tors. 1806 wird sie von Napoleon als Beutegut seines Siegeszuges über die deutsche Stadt nach Paris mitgenommen. Und steht dort jahrelang in Kisten verpackt, bis sie schließlich nach dem Scheitern Frankreichs bei der Völkerschlacht 1814 wieder zurücktransportiert wird. Die Bezeichnung der Quadriga als wortwörtliche “Retourkutsche” ist seitdem eine Erinnerung an ihre triumphale Rückkehr nach Berlin.

 

 

Andere schöne Siegeszüge

Eine andere Art von Sieg errang die 20-jährige Gertrud Dopieralski im Jahr 1909 bei den ersten europäischen Miss-Wahlen. Die fanden zwar in Hamburg statt, kürten mit Dopieralski allerdings eine Berlinerin zur Siegerin, die sich fortan als “Miss Universum” den Künstlernamen Gerda Sieg gab. Die erste offizielle “Miss Germany” wurde dann Jahre später zwar keine Berlinerin, dafür aber in Berlin gewählt.

 

 

München, Hamburg, Köln, Berlin – ist doch alles dasselbe?

Für viele ist Berlin einzigartig. Für einen Mitarbeiter des Telefonbuchverlags trifft das wohl nicht zu: Im Jahr 2008 verwechselte er kurz vor Redaktionsschluss zwei Bilddateien. Und so zierte am nächsten Tag das Münchner Rathaus die Titelseite des Berliner Telefonbuches. Eine Auflage von 700.000 Stück hatten damit das falsche Titelbild – mittlerweile aber sicherlich auch Kultstatus.

 

 

Ton an im kleinen Hollywood

Berlin und Film gehören nicht erst seit der jährlichen Berlinale zusammen. Das beweist schon die Tatsache, dass die Welturaufführung des ersten Tonfilms am 17. September 1922 im Berliner Alhambra-Kino stattfand. Damals gerade erst als „Alhambra-Lichtspiel-Theater“ eröffnet, konnten rund 1000 Zuschauer:innen während einer Matinee am Vormittag “Der Brandstifter” mit integrierter Lichttonspur sehen und hören. Der Hauptdarsteller des Spielfilms, Erwin Baron aus den USA, spielte sieben der neun Rollen. Das Drehbuch stammte von dem Dramatiker Hermann Heyermann. Obwohl die Ton-Technik für die damalige Filmkunst radikal neu war, setzte sich der Tonfilm erst 1927 durch. Die Grundsteine für eine funktionierende Vertonung wurden übrigens ebenfalls in Deutschlands heutiger Hauptstadt gelegt: Der Berliner Oscar Meßter erfand 1903 das „Biophon“, ein Gerät, um Stummfilme mit dem Ton vom Grammophon zu synchronisieren. Aufgrund der schlechten Tonqualität wurde die Produktion des Geräts 1912 allerdings wieder eingestellt.

 

 

Ein Berliner

Wenn wir gerade beim Ton sind: Die Schallplatte aus Hartgummi entwickelte ein deutscher Auswanderer namens Emil Berliner im Jahr 1888 in den USA. Bereits ein Jahr zuvor ließ er sich seine Erfindung, an der bereits viele vor ihm verzweifelt sind, patentieren. Emil Berliner ist übrigens nur dem Nachnamen nach ein Berliner. Eigentlich stammt er aus Hannover.

 

 

Noch ein Berliner

Und apropos Name: Eigentlich ist es offiziell verboten, das eigene Kind nach der Hauptstadt zu benennen. Ein Elternpaar gab der am 12. Oktober 2012 geborenen Tochter dennoch den Vornamen „Berlin“. Zunächst erklärte das Berliner Standesamt den Namen als unzulässig, mit der Begründung, dass „Berlin“ nicht eindeutig männlich oder weiblich zugeordnet werden könne. Die Anwältin der Eltern konterte jedoch mit dem Argument, dass ein deutsches Paar ihr Kind „London“ nennen durfte. Das Standesamt Berlin gab daraufhin nach – und Berlin durfte ihren Namen behalten.

 

 

Taubrassic Park?

Egal, ob auf dem Weg zur U-Bahn, auf öffentlichen Plätzen oder direkt unter den Dachkanten: Die Taube und ihre Exkremente sind für viele ein Nemesis der tierischen Art. Gerade in Berlin kommt es einem manchmal so vor, als gäbe es mehr Tauben als Menschen. Dabei sind es nur etwa 10 000. Auf 380 Menschen kommt also nur ein einziger Vogel. Pro Jahr hinterlassen diese Tauben übrigens rund 27 Tonnen Trockenkot. Klingt viel? Berlins Hunde produzieren sogar die doppelte Menge – und zwar tagtäglich.

 


Ein Licht geht an!

Vor fast 100 Jahren knipste man zum ersten Mal eine Ampelanlage in Deutschland an: 1924 wurde ein Ampelturm in Berlin auf dem Potsdamer Platz in Betrieb genommen, der den gesamten Verkehr mithilfe eines Polizisten regelte. Zwar gab es schon 1868 in London eine Gaslaterne mit rotem und grünem Licht, deren Farbfelder ebenfalls per Hand gewechselt wurden. Doch explodierte diese nach kurzer Zeit und erwies sich damit als untauglich.

 

 

Brückenbauen 

Zahlenmäßig voraus ist Berlin in Sachen Beücken: Dabei denkt man vielleicht zuerst an die zahllosen Fotos von venezianischen Brücken, wenn man das Wort hört. Schaut man sich Bilder von Venedig an, könnte man glatt glauben, dass es die Wasserübergänge in der italienischen Seestadt wie Sand am Strand gibt. Dabei ist Berlin mit fast 1000 Brücken die wahre Brückenstadt – jedenfalls im Vergleich zu Venedig, das nur zwischen vier- und fünfhundert hat. Welche Brücken letztlich schöner sind, lassen wir lieber mal unbeantwortet.

 

 

Zu diesem Post inspiriert hat uns diese Auflistung.
Bildmaterial: Wikimedia Commons (Jorge Saturno (CC BY-SA 4.0), Alan D. Wilson (CC BY-SA 2.5), Dori (CC BY-SA 3.0), W. Bulach (CC BY-SA 4.0), Duden D. (CC BY-SA 4.0), Metoc (CC BY-SA 2.5), Bundesarchiv (CC BY-SA 3.0)), ullstein bild, WorthPoint, Library of Congress (PD)

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