Illustrationen und deutsche Textversion: Sophia Halamoda.
Das Grillen auf dem Tempelhofer Feld scheint ein fester Bestandteil des klassischen Berliner Lebensstils zu sein. Wie bei den meisten Dingen in dieser Stadt hat jeder eine andere Vision und Herangehensweise dazu. Dies führt oft zu einer sehr interessanten Szene, die sich aus den unterschiedlichsten BerlinerInnen zusammensetzt, die nicht viel gemeinsam zu haben scheinen, abgesehen von einer Vorliebe für das Grillen im Freien.
In ihrem neuesten Comic hat sich die Illustratorin Sophia Halamoda – bekannt vom Berghain Comic – von Leuten im Grillbereich des Tempelhofer Felds inspirieren lassen. Erkennt ihr da auch jemanden?
Der Profi
Serviert wird: Pfeffersteak und mariniertes Rinderfilet mit selbstgemachten Saucen.
Warum er sich die Mühe macht seinen 5.000 Euro Deluxe Grill vom heimeligen Schrebergarten auf die ausgetrocknete Tempelhofer Wiese zu schleppen, weiß keiner so genau. Wahrscheinlich, um alle anderen Griller um ihn herum vor Neid verbrutzeln zu lassen.
Die Einweggriller
Serviert werden könnten: abgepackte Schaschlikspieße mit Ketchup und Zaziki.
Könnten. Wenn der Einweggrill gehen würde. Den Profi nebenan fragen ob man seine 1,99 EUR fettigen Spieße neben das Rinderfilet braten darf? Lieber nicht. Aber immerhin gut, dass in Berlin der nächste Schwarma immer in Reichweite ist.
Die Picknicker
Serviert werden: gesunde, kalte Sachen kleingeschnippelt in Tupperboxen.
Da hat man sich so lange vorbereitet, alles schön in Tüten eingepackt und wieder ausgepackt. Angerichtet auf kleinen Decken und Brettchen farblich passend zum Rote-Beete-Humus. Und dann wird alles verschlungen von einer stinkenden qualmenden fettigen Rauchwolke. Tip: weiter rechts, links, hinten und gerade aus ist qualmfreie Zone. Problem alles wieder einpacken und dann wieder auspacken und genauso schön anrichten.
Die Tempelhof Polizei
Im Sonnenuntergang werden die letzten verkohlten Würstchen verteilt, die Billigsekt-Korken knallen, lüstern zirpen die Grillen und im Zwielicht hört man Techno summen aus der Ferne. Der Beginn einer berüchtigten Berlin Nacht. Gerade als irgendwelchen Menschen, die vor einer Stunde noch die Arbeitskollegen der Mitbewohnerin waren, dir in den Armen liegen, gerade dann wenn es man schönsten ist… kommt die Tempelhof Polizei a.k.a. Spielverderber.
Das Vegane Treffen
Serviert werden: Tomaten und andere selbstgewachsene Gewächse aus dem hauseigenen biodynamischen Dingsbums.
Man könnte sich natürlich auch, auf die Wiese weiter drüben setzen, wo die Bienen brummen und das Gras noch grün und nicht verkohlt ist. Wo sich die Kleinen Gänseblümchen statt Bierdeckel in den Mund stecken. Aber man ist ja tolerant und will das die Kinder Vielfalt erleben. Das ist halt Berlin. Und mal ganz ehrlich, sich so ein bisschen fettiger Grilldampf reinzuziehen hat noch niemandem geschadet.
Die Flaschensammler
Während wir uns die Bäuche vollschlagen und eine Folie nach der anderen aufreißen, sammeln diese bunten Menschen unseren Müll ein, zumindest ein Teil davon. Zum Dank gibt es bei dem ein oder anderen auch ein Würstchen. Und eine fette Auszahlung bei Aldi.
Das Türkische BBQ
Serviert werden: Fleisch jeglicher Art auf Spießen, Salate, Dips und andere mittelöstliche Köstlichkeiten.
Wie immer übernehmen Sonntags Herbert und Andi das Kebab-haus und die Familie geht zum Sonntäglichen Grillausflug, um es sich selbst mal gut gehen zu lassen. Die Kleinen Randalieren. Die Jugendlichen stellen den Pavilion auf und zünden die Schischa an. Die Papas wenden unter Anleitung der Mamas die Fleischspieße.
Die BBQ Buddies
Diese beiden Grillen nicht, sie zelebrieren. Den Sommer, die Freundschaft, den Guten Geschmack, die Stille. So richtig viel geredet wird nicht. Eigentlich haben sie noch nie wirklich miteinander geredet. Verbale Kommunikation ist eh überbewertet, wenn man zusammen die Würstchen anbeten und ein Bier trinken kann.
Die Idioten, die auf dem Grillplatz Fußball spielen
Noch nerviger als die armen Juni-Käfer, die tagtäglich Massen hysterischer Hipster zum Opfer fallen, ist wohl dieses Exemplar. Es ist ja nicht so, als wäre kein Platz zum spielen anderswo auf dem Tempelhofer Feld. Vielleicht einfach mal den elektrischen Mückenkiller hochhalten, falls wieder mal einer versucht, die Wurst vom Brötchen zu schlagen.