Was ich an Berlin vermisse, wenn ich im Ausland bin

Wenn es mich länger ins Ausland verschlägt und ich viel Zeit in fremden Großstädten verbringe, wird mir jedes Mal vor Augen geführt, was ich an Berlin besonders schätze. Es kann noch so schön sein, durch das umtriebige Bangkok zu schlendern oder am Strand bei LA ein Eis zu schlecken, niemals würde ich Berlin gegen irgendeine andere Stadt auf dieser Welt eintauschen. Vielleicht hat es damit zu tun, dass ich hier aufgewachsen bin, doch ich glaube wer sich einmal in Berlin verliebt hat, ist ihr unheilbar verfallen. Die Dinge, die ich in fernen Städten an Berlin am meisten vermisse, habe ich euch mal zusammengetragen.

Die Berliner Schnauze

Einmal in der Bahn angemault und ich fühl ich mich wieder richtig zu Hause. Menschen in Berlin sind nicht grundsätzlich unfreundlich, doch ein wenig Brummelei und genervtes Berlinern gehört schon fast zum guten Ton. Entwaffnend ehrlich und nüchtern erobern so täglich Verkäufer, Passanten und Busfahrer mein Herz auf dem Weg zur Arbeit.

photo: Make way – here I come by CHRIS CANDID / CC

Die Späti-Kultur

Obwohl das Spätkauf-Konzept natürlich nicht nur in Berlin aufging, ist es jedoch gefühlt hier zu Hause. Der „Späti“ schmückt fast jede geschäftige Straße in Berlin und kümmert sich rund um die Uhr um uns! Und seien wir mal ehrlich, niemand kennt unsere Bedürfnisse Samstag Nachts so gut, wie unser Späti-Besitzer um die Ecke.

photo: Franziska Müller-Degenhardt

Leckeres Essen, auch nachts um vier

Egal ob du hungrig nach dem Sport, nach deinem Date oder betrunken um 5 Uhr aus dem Club in die U Bahn stolperst. Irgendein Schnellimbiss hat immer offen, um dich vor dem sicheren Hungertot zu retten. In Berlin hat man dann auch noch die Wahl: Pommes „Schranke“, frittierte Nudeln oder doch der altbewährte Döner?

photo: iHeartBerlin

Die 24-Stunden-Clubkultur

Wo in anderen teilen der Welt um zwei oder spätestens vier Uhr nachts die Clubtüren schließen, wird sich in Berlin erst warm getanzt. Hier erinnern die Clubs an Spielplätze für Erwachsene. Sie sind nicht dafür gemacht nur drei Stunden besucht, sondern richtig erlebt zu werden – das ganze Wochenende durch.

photo: Brandon Erlinger Ford

Toleranz und „menschliche“ Vielfalt

Das die LGBTQ-Community in Berlin ihre Wurzeln schlagen konnte und derart viele Hotspots der Szene aus dem Boden schossen, hat nicht zuletzt mit der Toleranz Berlins zu tun. Ob Trans-, Pan- oder Bisexuell, jegliche sexuelle Orientierung ist ein Gewinn für die menschliche Vielfalt, die die Stadt so spannend macht.

photo: iHeartBerlin

Der öffentliche Nahverkehr

Nach jedem Städtetrip freue ich mich wieder auf mein geliebtes Berliner U Bahnnetz (und die spannenden Outfits der U8 (verlinkung zum Artikel?)). Nur wenige Städte sind so extrem gut mit Bus und Bahn vernetzt, wie unsere. So gehört im Ausland Verwirrung, Taxi fahren und ganz viel Laufen zum Alltag. Danke BVG, ich liebe dich auch.

photoMax Patzig / CC filtered

Das einzigartige Stadtbild

Seid ihr mal durch eine Stadt in den USA spaziert und hattet auch das Gefühl, dass absolut alle Städte gleich aussehen? Wie aus einem Modelbaukasten. Schnell fehlt mir unterwegs die oft etwas angeranzte Häuserkulisse Berlins. Seine verwinkelten Hinterhöfe, der Alt- und Sozialbau, die besprühten Wände und die unverkennbar dreckigen Straßenecken!

photo: Backyard in Berlin by x1klima / CC

Kulturelle und kulinarische Vielfalt

Natürlich wird auf seine Art jede Großstadt zu einem Schmelztiegel verschiedener Kulturen. Berlin weiß das allerdings besonders gut zu nutzen. Wir profitieren von so vielen kulturellen Events und Restaurants auf relativ kleinem Raum! Das Highlight dabei: Derart gut und authentisch Gerichte aus aller Welt essen zu können! Habt ihr mal in Mexiko City italienisch gegessen? Lasst es lieber.

photo: iHeartBerlin

Der Kiez

Sonntag Morgen auf der Manteuffelstraße, auf dem Weg zur U1: Es nieselt kläglich, ein einzelner Highheel liegt auf dem Bürgersteig, das Schild in der dritten Etage des besetzten Hauses verkündet immer noch seinen “Rage against the Suchmachine” und der Dönerverkäufer ruft dem Spätiverkäufer meines Vertrauens fröhlich einen Morgengruß zu. Während andere bei dieser Szene vielleicht das Weite suchen, geht mir bei dem Anblick das Herz auf: Der Kiez!

photo: Franziska Müller-Degenhardt

Der historische Hintergrund

Warum Städte in Amerika kaum Charme haben und alle gleich geleckt aussehen? Weil sie erst seit knapp 240 Jahren bestehen. Berlin wurde 1237 geboren und hatte drei mal so viel Zeit, sich als Stadt zu entwickeln! Somit hat Berlin nicht nur sein Äußeres zu bieten, sondern fasziniert ebenso mit seiner Geschichte.

photo: Franziska Müller-Degenhardt

Das Gefühl, auch nach Jahren nicht all seine Geheimnisse zu kennen

Auch wer hier aufgewachsen ist, kann sich jede Woche neu von Berlin überraschen lassen. Ich habe das Gefühl, bei weitem noch nicht alles gesehen und erlebt zu haben. Ob Impro-Theater mit ejakulierenden Pinguinen, ein Tänzchen in der Klappe oder ein Besuch bei Don Xuan – ich freue mich jetzt schon wieder auf neue Berlin-Abenteuer dieses Wochenende.

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