Andy Warhol, wie man ihn noch nie gesehen hat

Andy Warhol, Ohne Titel, 1957

Kein anderer Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat eine ähnliche Popularität wie Andy Warhol erreicht. Viele seiner Bilder (Marilyn, Campell-Dosen, Mao) sind Teil des kollektiven Gedächtnisses geworden, und sie wurden millionenfach reproduziert: auf T-Shirts und Postern, auf Tassen und Bettbezügen.

Die enorme Popularität hat jedoch auch dazu geführt, dass sich eine gewisse Sättigung eingestellt hat: man hat die Bilder einfach schon zu oft gesehen. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass sich Andy Warhols gigantisches Oeuvre nicht in der Pop Art erschöpft. Tatsächlich gibt es hier noch viel zu entdecken – zum Beispiel sein weitgehend unbekanntes Frühwerk, das gerade in der Villa Schöningen in Potsdam gezeigt wird.

Andy Warhol Early Works

Andy Warhol, Hand with Wreath of Birds, 1956

In der Ausstellung wird ein Warhol gezeigt, wie man ihn noch nie gesehen hat. Wenn man nicht wüsste, von wem die Werke stammen, würde man niemals auf die Idee kommen, dass sie von demselben Künstler sind, der später wie kein anderer die Pop Art prägte.

Der Grund dafür: Schwerpunkt der Ausstellung in der Villa Schöningen sind Wahrhols Werke aus der Zeit vor 1962. Dabei handelt es sich um den zentralen Wendepunkt in Wahrhols künstlerischer Laufbahn, denn in diesem Jahr entdeckte er das Siebdruckverfahren und damit seinen heute unverwechselbaren Stil.

Die Ausstellung zeigt viele unterschiedliche Facetten seiner frühen Arbeiten: ungewöhnliche, unkonventionelle Porträts (darunter auch James Dean und Merce Cunningham), ein absurdes Kochbuch, Bilder von Spargelstangen und Streichhölzern, eine Serie von Schuhen und feine, elegante Jugendstil-Zeichnungen mit viel Gold, die an Ikonen-Bilder aus Osteuropa erinnern (Warhols Familie stammte aus der Slowakei).

Andy Warhol Early Works

Andy Warhol, Ohne Titel, 1955

Vieles erinnert dabei deutlich an Werbeillustration der 50er-Jahre; verständlich, denn bevor Andy Warhol von seiner Kunst leben konnte, war genau das sein Job: er arbeitete als Illustrator in der Werbung. Künstlerisch zeigen sich zudem viele verschiedene Einflüsse: Jugendstil und Henri Matisse, Dadaismus und Surrealismus – ein Künstler auf der Suche nach seiner Identität.

All das ist wie gesagt weit entfernt von dem, wofür Warhol bekannt ist. Aber wenn man genauer hinsieht, erkennt man auch hier schon Spuren des späteren Schaffens. Zum Beispiel die Fixierung auf Oberflächenerscheinungen und das Element des Seriellen – die wohl wichtigsten Stilmerkmale des amerikanischen Künstlers.

Die Ausstellung endet schließlich mit einigen jener weltberühmten Pop Art-Drucke. Doch diesen schenkt man eigentlich keine große Beachtung. Sie wirken fast langweilig im Vergleich zu seinen faszinierenden frühen Werken.

Villa Schöningen

Villa Schöningen

Andy Warhol – Frühe Werke

bis 24. Juli 2011

Villa Schöningen

Berliner Straße 86

14467 Potsdam

Eintritt: 8€ regulär, 6€ ermäßigt

Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag: 11-18 Uhr; Samstag und Sonntag 10-18 Uhr

Verkehrsverbindung: S-Bahn bis Wannsee, dann mit dem Bus 316 zur Glienicker Brücke

www.villa-schoeningen.de

all artwork: Stiftung Sammlung Marx, Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin, © 2011 The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. /Artists Rights Society (ARS), New York

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