Angels’ Share – Ein Schluck für die Engel

Der britische Regisseur Ken Loach ist ein Meister der Milieustudien. Im Gegensatz zu anderen Prinzipalen dieses Fachs, wie z.B. Mike Leigh, sind diese bei Loach aber nicht düster und tragisch, sondern komisch und positiv. Sein neuester Film The Angels’ Share wurde in Cannes uraufgeführt und gewann dort gleich den Preis der Jury. Eine Ehre die dem Film durchaus gebührt…

Albert, Mo, Rhino und Robbie lernen sich bei dem Ableisten ihrer Sozialstunden kennen. Alle Vier landen immer wieder vor Gericht und da sie ohnehin völlig perspektivlos durch ihr Leben wandeln stören sich scheinbar nicht weiter daran, dass sie ihre Tage nun mit Harry verbringen müssen.

Harry ist ein Sozialarbeiter wie aus dem Bilderbuch. Ein ruhiger Typ mit Bierbauch, der den Loosern vertrauen schenkt und versucht das Beste aus seinen Zöglingen herauszukitzeln. Die Misfits lassen sich von ihrem neuen „Vater“ begeistern und scheinen sich erstmal ein besseres Leben außerhalb der Kleinkriminalität zu wünschen. Dazu brauchen sie aber vor allem Geld um ihren Neustart fernab der alten Cliquen und Klischees anzutreten. Woher aber nehmen, wenn nicht stehlen?

Da kommt die Entdeckung des teuersten Whiskey’s seit dessen Erfindung gerade recht. Bei einer Führung lernen Robbie und seine Kumpanen, dass ein Teil von Whiskey im Gärungs- und Lagerungsprozess evaporiert. Dieser verlorengegangene Teil des teuren Destillats nennen Kenner „The Angels’ Share“, den Anteil der Engel. Diesen Anteil will sich die Truppe zu nutze machen um aus dem tristen Leben auszubrechen. Ohne Gewissensbisse oder Zweifel machen sie sich ans Werk und kommen damit auch noch durch. Die Engel teilen eben gern mit den Schwachen!

Loach erzählt diese Geschichte spannend und doch unaufgeregt. Die Familienverhältnisse und Probleme von Protagonist Robbie werden fast nebensächlich eingewebt und zeigen doch eine ernüchternde Welt. Leise äußert der Film Kritik an dem Umgang mit sozialen Problemen und bleibt aber unterhaltsam und fröhlich. So gekonnt gesponnene Komödien möchte man gerne häufiger sehen.

Angels’ Share – Ein Schluck für die Engel (R: Ken Loach, UK 2012)

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