Woodys letzte Chance

Immer wenn ein neuer Woody Allen Film in die Kinos kommt, gerate ich in dieselbe Bredouille. Einerseits wird überall über die Filme des New Yorker Neurotikers gesprochen und all meine Freunde wollen ihn am besten sofort sehen, andererseits aber sind Woody und ich was Humor angeht nicht wirklich auf einer Wellenlänge und mein Vater hat mir von Kindesbeinen an beigebracht Woody Allen nicht zu mögen.

Nun ist sein neuer Film To Rome with Love in den Kinos und nachdem sogar ttt positiv darüber berichtet hat, hab ich mich mit meinen Mitbewohnerinnen aufgemacht Woody noch eine Chance zu geben.

Und es hat sich in der Tat gelohnt! Zwar spielt Woody Allen wieder jene Rolle, die er in allen seinen Filmen verkörpert und nervt ein wenig, aber der Rest ist durchaus grandios. Da wäre zuerst einmal Penélope Cruz als die Prostituierte Anna, welche sich im Zimmer irrt und nun einen Tag die Frau des prüden Dorfburschen Antonio spielen muss. Ausgerechnet an besagtem Verwechslungstag soll Antonio in die Gesellschaft der römischen Businessmänner eingeführt werden. Natürlich ist bekannt, dass Doppelmoral in der feinen Gesellschaft besonders verbreitet ist, aber Allen pirscht sich diesem Punkt so langsam an, dass man am Ende doch fast wieder überrascht ist.

Eine weitere Hauptrolle in diesem Episodenfilm spielt Alec Baldwin, der sich selbst vor ca. 30 Jahren wiedertrifft (Jesse Einsenberg) und dabei beobachtet der sicheren Liebe (Greta Gerwick) abspinnstig wird um einem Phantom (Ellen Page) hinterher zu taumeln.

Dann wäre da noch der plötzlich und völlig ohne Grund berühmte und von Paparazzi verfolgte Leopoldo (Roberto Benigni). Erst beschwert sich der Römer zwar über den Ruhm, dann möchte er aber doch nicht mehr ohne leben. Dabei nimmt Allen natürlich sowohl die italienische TV-Shows im speziellen als auch die Medienwelt im allgemeinen gehörig auf die Schippe.

Aber auch vor der Veralberung der Hochkultur, in diesem Falle in Form der Oper, scheut Allen nicht. So kann der Giancarlo zwar nur unter der Dusche singen, aber das muss einer Sängerkarriere wohl nicht im Wege stehen.

Alles in Allem ist To Rome with Love zwar kein Meisterwerk und eher klamaukig als tiefgründig, aber ich muss sagen ich habe das Kino lächelnd und durchaus beschwingt verlassen. Die 112 Minuten vergingen wie im Fluge und obwohl die Witze sich bei Allen durchaus wiederholen, war dieser Film doch irgendwie clever und charmant.

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