Ginger & Rosa

Tennager sein ist nie leicht. Die Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein fordert sowohl Eltern als auch Kinder heraus und ist wohl daher ein häufiges Thema auf der Bühne, der Leinwand oder Buchseiten.

Regisseurin Sally Potters neuer Film Ginger & Rosa, platziert seine Geschichte von zwei Mädchen in den angsterfüllten Zeiten in denen ein nuklearer Krieg am Horizont schimmerte. Zwar wissen wir heute, dass die Menschheit in den Sechzigern nicht ausgelöscht wurde, für Einige fühlte sich diese Gefahr damals aber sehr wahrscheinlich an. Diese unterschwellige Angst eines nahenden Endes gibt Ginger & Rosa sehr viel mehr emotionale Tiefe als sie der Film wohl sonst hätte …

Ginger (Elle Fanning) und Rosa (Alice Englert) sind seit Jahr und Tag beste Freundinnen. Inzwischen sind sie 17, tragen aber noch immer die gleichen Klamotten und machen ihre ersten Experimente mit Zigaretten oder Jungs immer mit der anderen im Schlepptau. Wie Heranwachsende es so tun diskutieren die Mädchen Politik, Frisuren und Religion, wobei schnell klar wird, dass sie in unterschiedliche Richtungen unterwegs sind. Während Rosa sich auf die Suche nach einer lebenslangen Liebe begibt und beginnt sich auf ihr Aussehen zu konzentrieren (ihre Eyeliner-Fähigkeiten sind recht beeindruckend), schließt sich Ginger der Anti-Atom-Bewegung an und macht sich ernsthafte Sorgen um die Welt. Die sexuelle Revolution und der drohende Atominferno befeuern ihre Leben, Gedanken und Handlungen und beiden graut vor einem häuslichen Leben, wie ihre Mütter es führen.

Als Rosa eine Affäre mit Gingers Vater eingeht, beginnen die Fassaden zu bröckeln. Am Ende reduziert sich alles auf Prinzipien vs. Menschlichkeit / Gemeinschaft vs. Einzelschicksale und das gebrochene Herz eines kleinen Mädchens, das allzu schnell erwachsen sein wollte.

Als ich den Trailer gesehen habe dachte ich der Film würde sicher unterhalten, dann aber wohl doch recht generisch und langweilig werden. Jetzt, da ich eine Woche später noch mal über das Gesehene nachdenke bin ich aber doch recht beeindruckt. Irgendwie wirft diese Geschichte ganz viele Fäden ins Publikum. Jeder Zuschauer kann die Geschichte so von seinem eigenen Ende aufdröseln, man muss nur zupacken.

Ginger & Rosa (R: Sally Potter, UK/DK/CAN/CRO 2012)

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