Interview: Musikhören mit Gentleman

Foto: Patrick Buenning

Gentleman muss man ja eigentlich nicht mehr vorstellen. Nur so viel: Ein weißer, deutscher Reggae-Musiker, der auf der ganzen Welt bekannt ist und gerade in Jamaica absolut respektiert wird und dort sogar mehrere Nummer 1-Hits erlangt – das macht ihm so schnell keiner nach. Vor ein paar Wochen erschien das sechstes Studioalbum New Day Dawn des mittlerweile 38-jährigen Kölners, und setzt das fort, wofür Gentleman bekannt ist und geliebt wird.

In unserem Interview mit Gentleman haben wir über Musik von 2Pac, David Bowie, Syl Johnson und Bad Brains gesprochen. Mehr nach dem Klick.

2Pac feat. Snoop Dogg 2 of America’s most wanted

Im Rückblick kommt es mir komisch vor, wie wir als weiße Mittelschicht-Kids auf den Gangster-Ghetto-Hip-Hop-Sound aus Compton abgefahren sind und wie wir mit Los Angeles Raiders- und Compton-Käppies herumliefen, aber wir waren damit ja nicht allein. Es war fast unmöglich, sich dem Sound von 2Pac, N.W.A, Snoop Dogg u.a. zu entziehen.

David Bowie Where are we now

Ich fand diesen Ausnahmekünstler schon immer bewundernswert und extrem kreativ. Eine meiner ersten Singles in meiner Plattensammlung war This is not America. Mit dem Release seines aktuellem Albums hat er viele überrascht, . Das ist Musik mit Ecken und Kanten, ein Licht in der Dunkelheit des Einheitsbreis, der heute so oft zu hören ist.

Syl Johnson Is it because I’m black

Meine Liebe zum Reggae hat auch mit den Vöffentlichungen auf dem Trojan Label zu tun. Dieses Label hat unglaublich viele Hits released und Geschichte geschrieben. Ich wusste erst nicht, dass der Song Is it because I’m black von Ken Boothe ein Cover ist. Über diesen Weg entdeckte ich Syl Johnson, von dem ich mir dann alle Platten kaufte. Er stand immer im Schatten von Al Green und Marvin Gaye und hat viel mehr Anerkennung verdient.

Bad Brains I against I

Bad Brains war der Soundtrack zu meiner Skater-Zeit und bildet für mich die Brücke zwischen Punk und Reggae. Ich fand erstaunlich viele Parallelen zum Reggae; es gibt keine anderen Genres, die sich so radikal gegen das Establishment lehnt richten wie Punk und Reggae.

Gentleman You remember

Ben Bazzazian, mit dem ich schon länger arbeite, spielte mir diesen Beat mit dem Eva Cassedy-Sample schon vor Jahren vor. Doch erst zur Produktion von meinem aktuellen Album fand ich die Inspiration, einen Song zu schreiben, der von dem Fluch und dem Segen der sozialen Netzwerke handelt. Ich bin froh, im Jahr 2013 zu leben, doch ich vermisse in dieser immer schneller werdenden, globalisierten, technologischen Welt das Persönliche und Individuelle. Wir scheinen für die existentiellen Fragen des Lebens oft keine Zeit mehr zu haben.

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