Avantgarde-Ikone Yohji Yamamoto in Berlin

Vor etwa einer Woche hat uns der legendäre japanische Modedesigner Yohji Yamamoto die Ehre erwiesen, unsere bescheidene Hauptstadt mit einem Besuch seinerseits zu beglücken. Falls ihr von ihm noch nie was gehört habt (Schande über euch!), er ist einer der weltweit bahnbrechendsten Designern unserer Zeit und hatte einen maßgeblichen Einfluss auf die Ästhetik von Avantgardemode, wie wir sie heute kennen. Vor über 30 Jahren gründete er sein Label, welches er über die Jahrzehnte mit mehreren Unterlabels erweitert hat. Bekannt im Mainstream wurde er durch seine Designkollaborationen mit Marken wie adidas (Y-3), Hermès und Mandarina Duck.

In Berlin zeigte er eine umfassende Retrospektive seiner Arbeiten aus dem letzten Vierteljahrhundert, hielt eine Rede im Soho House und präsentierte einen visuellen Dialog mit dem Berliner Kunstraum MADE. Ich hatte das Glück bei zwei der drei Events dabei zu sein und bin hoch erfreut einen näheren Blick auf Yamamotos Arbeit und Gedankenwelt werfen zu können. Ein paar Gedanken und Eindrücke des Besuches von Yohji Yamamoto in Berlin nach dem Klick.

Die Modenschau in der St. Agnes Kirche war überaus eindrucksvoll und theatralisch inszeniert. So eine aufregende Shows hat man schon lange nicht mehr in Berlin gesehen, zuletzt vor Jahren von Iris van Herpen und Bernhard Willhelm. Mit dem visuellen Dialog im MADE wurde eine Serie von Videoclips vorgeführt, in denen Yamamoto über so fundamentale Themen wie Liebe, Leben und Kunst spricht. Er hat da ein paar sehr poetische Ideen geäußert, jedoch auch eine sehr düster-romantische Sicht auf die Welt offenbart mit so Aussagen wie “wer jemanden wahrhaft liebt, wird ihn dadurch auch verletzen” oder “ein Künstler kann niemals vollends glücklich sein, da er sich durch seiner Arbeit immer gegen etwas in der Gesellschaft stellt”. So melancholisch-schön das auch klingen mag, bin ich froh, dass ich persönlich diese beinahe depressiven Ansichten nicht teile, denn ich glaube an Liebe ohne Verletzen und glückliche Künstler.

Auch wenn der Besuch von Yohji Yamamoto in Berlin ein spannendes Ereignis war, habe ich dennoch gemischte Gefühle darüber. Hauptsächlich hat es etwas damit zu tun, dass er mir ein mal mehr eine Seite der Deutschen gezeigt hat, die ich nicht mag. Den Deutschen fällt es leicht, einem ausländischen Designer ein Maß an Respekt und Lobhuldigung zukommen zu lassen, die sehr nah an die Verehrung eines Gottes herankommt. Jedoch jemanden aus ihren eigenen Reihen soweit zu unterstützen, dass sie oder er als deutscher Designer auch einmal diesen Status erreicht, davon sind sie weit entfernt.

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Fotos Modenschau: iHeartBerlin, Fotos MADE Event: Nils Krüger

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Frank

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Frank ist der Gründer und Chefredakteur von iHeartBerlin. Er fotografiert, macht Videos und schreibt Texte - in der Regel über das, was in Berlin gerade abgeht. Seine Vision und Interessen haben iHeartBerlin seit der Gründung in 2007 geformt - und Frank hofft, dass er noch viele weitere Jahre das Beste von Berlin hervorheben wird.